Spottbillige CO2-Zertifikate
Der Preissturz im Europäischen Emissionshandelssystem (EU ETS) ist weder auf die wirtschaftliche Rezession noch auf den Ausbau der erneuerbaren Energien zurückzuführen, wie eine neue Studie des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) herausgefunden hat. Denn diese beiden oft angeführten "Argumente" können laut den MCC-Experten gerade einmal zehn Prozent des Preisrückgangs von CO2-Zertifikaten erklären.
14.08.2014
"Die üblichen Verdächtigen wie etwa die Konjunktur oder die erneuerbaren Energien tragen kaum Verantwortung. Stattdessen geben 90 Prozent der CO2-Preisbildung in Europa weiter Rätsel auf", weiß MCC-Researcher Nicolas Koch. Der Experte und sein Team halten es für wahrscheinlich, dass die Unsicherheit der Investoren, ob politische Ankündigungen zu langfristigen Klimazielen tatsächlich umgesetzt werden oder nicht, einen großen Einfluss auf den niedrigen Preis haben.
"Derzeit ist der Ansporn sehr gering, auf neue, CO2-arme Technologien umzustellen. Die Politik muss auch über 2030 hinaus langfristige Pfade zur CO2-Reduktion aufzeigen", so Koch. Ein Blick auf die Preisentwicklung zeigt die Problematik: Denn während 2005 zu Beginn der EU-ETS-Einführung der Preis für den Ausstoß einer Tonne CO2 noch bei gut 25 Euro pro Tonne lag, mussten Unternehmen Ende 2013 nicht einmal mehr fünf Euro dafür bezahlen.
Verbindlicher Preiskorridor gefordert
Um dem Preissturz Einhalt zu gebieten, erhofft sich die EU-Kommission, mit Reformen für den CO2-Handel die Klimaschutz- und Energieziele bis zum Jahr 2030 doch noch erreichen zu können. MCC-Direktor Ottmar Edenhofer regt einen verbindlichen Preiskorridor für das EU ETS an. "Wir brauchen einen Mindestpreis, um die Unternehmen zu Investitionen in kohlestoffarme Technologien zu ermuntern." Parallel wäre laut Edenhofer aber auch eine Preisobergrenze wichtig, damit bei einer steigenden Konjunktur diese nicht wieder abgewürgt werde.