UN Klimagipfel: Große Bühne - müdes Schauspiel
Islamischer Staat, Ukraine-Krise, Ebola - die politische Großwetterlage für den UN Klimagipfel in New York könnte kaum ungünstiger sein. Dabei drängt die Zeit, um irreversible Schäden zu mindern.
25.09.2014
Nur vage Versprechen, wenig Konkretes, Marathon der Festreden - der Pressetenor für den Klimagipfel der Vereinten Nationen fällt äußerst kritisch aus. "Völker der Erde: Heute sind wir nicht zusammengekommen um zu reden, sondern um Geschichte zu schreiben", hatte UN-Generalsekretär Ban zur Eröffnung gefordert. „Wir haben uns noch nie solch einer Herausforderung gegenüber gesehen. Die menschlichen, ökonomischen und ökologischen Kosten des Klimawandels werden bald untragbar sein“, sagte Ban.
Immerhin erste kleinere Ergebnisse zeichnen sich ab:
- Die USA wollen ihre Emissionen um 17 % im Vergleich zu 2005 senken
- Die EU will bis 2030 40 Prozent ihrer Treibhausgasemissionen und bis 2050 sogar bis zu 95 Prozent der Emissionen eingesparen.
- Der globale Klimafonds erhält weitere Einlagen. So zahlt etwa Deutschland 750 Mio Euro.
- Konkrete Absprachen gibt es vor allem im Bereich Waldschutz.
Europa muss CO2-Emissionen bis 2030 drastisch senken
Für Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), endet der Ban-Ki-Moon-Klimagipfel mit einer deutlichen Handlungsaufforderung. "Die Staatengemeinschaft muss aus fossilen Energiequellen aussteigen. Die Europäische Union hat schon im Oktober die Chance, ein anspruchsvolles Klimaschutzpaket zu verabschieden. Entscheidende Schritte sind der schnelle Ausbau erneuerbarer Energien und mehr Energieeffizienz. Die Erderwärmung unter zwei Grad zu halten, ist ein anspruchsvolles Ziel. Es liegt noch in weiter Ferne", sagte Weiger. Wichtige Hebel, um das Weltklima im Gleichgewicht zu halten, seien der Ausstieg aus Braunkohle, Steinkohle, Öl und Gas und der Umstieg auf regenerative Energien. "Deutschland ist beim Umstieg auf erneuerbare Energien Vorreiter, jetzt müssen wir Vorreiter beim Ausstieg aus fossilen Energiequellen werden", forderte der BUND-Vorsitzende.
Weiger forderte die Bundesregierung auf, die Laufzeit von Braunkohlekraftwerken per Gesetz zu begrenzen. Nur so lasse sich das nationale Klimaschutzziel von minus 40 Prozent Kohlendioxid bis 2020 überhaupt noch erreichen. Erforderlich sei ein Gesetz, das zunächst die Laufzeit der ältesten und ineffizientesten Braunkohlemeiler auf je 35 Jahre einschränke.
"Deutschland kann und muss die Energiewende konsequent weiterführen. Die Bundesregierung muss sich dafür einsetzen, dass die europaweite Verringerung der CO2-Emissionen bis 2030 um mehr als 40 Prozent gelingt. Eine erfolgreiche Klima- und Energiepolitik duldet keinen Aufschub, das muss die Bundesregierung auch der Wirtschaft klarmachen", sagte der BUND-Vorsitzende.
Viel hänge davon ab, ob Bundeskanzlerin Angela Merkel in der internationalen Klimapolitik wieder eine Rolle spielen wolle, sagte Weiger. Möglichkeiten dazu existierten nicht nur auf EU-Ebene. Die deutsche G7-Präsidentschaft biete ebenfalls Chancen dafür. "2007 hat Merkel beim G8-Gipfel in Heiligendamm die Staatschefs der weltweit acht größten Industriestaaten von der Notwendigkeit globaler Klimaschutzmaßnahmen überzeugt. Beim G7-Gipfel im kommenden Jahr muss Merkel die Bereitschaft der Staatschefs für ein neues globales Klimaschutzabkommen erreichen", forderte der BUND-Vorsitzende.
Pressestimmen
Keine Daten, keine Verpflichtungen, kaum neues Geld.
Keine Daten, keine Verpflichtungen, kaum neues Geld. Der Klimagipfel von Ban-Ki Moon ist zumindest bis zur ersten Hälfte das geblieben, was erwartet wurde: Ein Marathon der Fensterreden, bei dem geredet statt gehandelt wurde, aber trotzdem der häufigste Satz hieß: „Auf diesem Gipfel geht es darum, zu handeln“.
taz
Obama verspricht, USA und China werden Musterschüler
Es wurden viele große Worte gemacht beim Klimagipfel der Vereinten Nationen in New York. Die USA und China würden bei den Anstrengungen um den Klimaschutz die Führung übernehmen, kündigte US-Präsident Barack Obama an. "China und wir haben eine besondere Verantwortung zur Führung. Vorangehen, das ist etwas, was große Nationen tun müssen", betonte Obama.
Deutsche Welle
Alles, was es brauche, ist politischer Wille
Ernste Mienen, auch Beifall - der UN-Klimagipfel als eine Art Selbstfindungsseminar für politische Führung. Alle Redner, auch der prominente Klimaschützer und Ex-US-Vizepräsident Al Gore, appellierten: Ihr müsst jetzt handeln! Alles, was es brauche, sei politischer Wille. Und auch der sei eine erneuerbare Energie.
Tagesschau
New Yorker Klimagipfel startet neue Initiativen zum Schutz der Wälder
Auf dem UN-Sondergipfel zum Klimaschutz werden zahlreiche Initiativen zum Schutz der tropischen Wälder vorgestellt. Die „New York Declaration on Forests“ etwa zielt auf einen Stopp der Entwaldung bis 2030 sowie den Aufbau entwaldungsfreier Lieferketten. Am Rande des Gipfels schloss Bundesumweltministerin Barbara Hendricks zusammen mit Norwegen eine neue Partnerschaft zum Waldschutz mit Peru.
Hendricks: „Der Schutz der Wälder ist eines der wirksamsten Mittel im Kampf gegen den Klimawandel. Dabei kommt es darauf an, auch die Ursachen der Entwaldung anzugehen. Die „New York Declaration on Forests“, die wir heute verabschieden, gibt Anlass zur Hoffnung. Denn hier versammelt sich ein bislang beispielloser Zusammenschluss von über 150 Regierungen, Unternehmen, Zivilgesellschaft und indigenen Gruppen für den Schutz der Wälder.“
Jedes Jahr verschwinden 13 Millionen Hektar Wald – rund die Hälfte davon für die Herstellung von Produkten wie Soja, Palmöl, Papier oder Fleisch. Die „New York Declaration“ zielt auf einen Stopp der Entwaldung in Entwicklungsländern bis 2030 sowie auf den Aufbau von Lieferketten, die ohne Entwaldung auskommen. Initiiert wurde die Erklärung von Deutschland, Großbritannien und Norwegen, den drei größten Gebern für Waldschutz als Beitrag zum Klimaschutz in Entwicklungsländern.
Die Bundesregierung unterstützt die Umsetzung der „New York Declaration“ mit einer neuen Finanzierungszusage zum Schutz der tropischen Wälder. So erklärte Deutschland sich bereit, künftig gemeinsam mit Großbritannien und Norwegen Waldschutz-Programme in bis zu 20 Entwicklungsländern zu finanzieren, wenn mit diesen Programmen nachweisbare vermiedene Entwaldung und Emissionsminderungen einhergehen. Die Entwicklungsländer sollen so ermutigt werden, die gesetzlichen und technischen Voraussetzungen zum Schutz ihrer Wälder zu schaffen.
Am Rande des Klimagipfels begründete Deutschland bereits zusammen mit Norwegen eine neue Waldschutz-Partnerschaft mit Peru. Hendricks unterzeichnete eine entsprechende Absichtserklärung mit dem peruanischen Staatspräsidenten Ollanta Humala und der norwegischen Ministerpräsidentin Erna Solberg.