Weltklimarat fordert Kurswechsel - ohne wenn und aber
Der neue Bericht des Weltklimarats IPCC stellt klar: Die international vereinbarte Obergrenze von maximal 2°C kann mit ambitionierter Klimapolitik noch eingehalten werden. Die Wissenschaftler zeigen Optionen auf, wie dies erreicht werden kann. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks und Bundesforschungsministerin Johanna Wanka sehen den zentralen Schlüssel für mehr Klimaschutz in einem grundlegenden Umbau der Energieversorgung. Nötig sei eine globale Energiewende mit erneuerbaren Energien, Energie- und Ressourceneffizienz.
15.04.2014
Es ist noch immer möglich, die globale Erwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen. Erleichtert wird dies dadurch, dass die Kosten erneuerbarer Energien in den vergangenen Jahren erheblich gesunken sind. Je eher Regierungen und Investoren jetzt umsteuern, desto günstiger und wahrscheinlicher wird dieses Ziel erreicht. Dies sind drei der wichtigsten Ergebnisse im dritten Teil des 5. Weltklimaberichts (IPCC-Bericht). Germanwatch und Brot für die Welt fordern die Bundesregierung auf, nun die richtigen Schlüsse aus dem Bericht zu ziehen.
"Es wird höchste Zeit, dass Regierungen und Investoren entschieden in Richtung einer CO2-freien Energieerzeugung umsteuern", sagt Lutz Weischer, Teamleiter Internationale Klimapolitik bei Germanwatch. "Dazu muss die Bundesregierung sich für ambitionierte EU-Klimaziele für die Zeit nach 2020 einsetzen. Die von der EU-Kommission vorgeschlagenen Treibhausgas-Einsparungen von 40 Prozent reichen nicht aus. Zudem werden für jedes EU-Mitglied verbindliche Ziele für erneuerbare Energien und Energieeffizienz benötigt."
Sabine Minninger, Klimareferentin bei Brot für die Welt, ergänzt: „Der Bericht belegt, dass global ein fundamentaler Wechsel der Energiesysteme notwendig ist. Auch arme Länder müssen die Möglichkeit haben, einen kohlenstoffarmen Entwicklungspfad einzuschlagen und die Nutzung von erneuerbaren Energien auszubauen. Die Industrieländer müssen ihnen dabei helfen und ihrem Versprechen nachkommen, dafür ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen. Vor diesem Hintergrund ist es nicht akzeptabel, dass die Bundesregierung im aktuellen Haushaltsentwurf Mittel für die Klimafinanzierung zusammenstreicht, statt sie auszuweiten.“
Der Bericht enthält starke Argumente für eine entschlossene Klimapolitik. Er verweist auf die ethische Begründung für Klimaschutz und auf die unkalkulierbaren Risiken, die die Weltgemeinschaft bei diesem Großexperiment mit dem Klima eingeht. "Die ökonomische Analyse im Bericht zeigt, dass die Kosten für die Begrenzung des Klimawandels am niedrigsten sind, wenn jetzt gehandelt wird, anstatt den Klimaschutz in die Zukunft zu verschieben", erläutert Weischer. Minninger fügt hinzu: "Zudem haben Klimaschutzmaßnahmen eine Reihe weiterer positiver Effekte: Die Umstellung auf Erneuerbare Energien reduziert die Abhängigkeit von Brennstoff-Importen und trägt zur Reinhaltung der Luft und damit zum Gesundheitsschutz bei."
Investitionen in saubere Energien müssen bis 2030 verdoppelt werden
In dem Bericht werden 900 verschiedene Szenarien analysiert. Demnach muss sich der Anteil CO2-freier Energieerzeugung - vor allem durch erneuerbare Energien - weltweit bis 2050 verdreifachen bis vervierfachen, um das Zwei-Grad-Limit einzuhalten. Das geht mit einer massiven Veränderung der Investitionsströme einher: Verglichen mit dem Jahr 2010 müssen sich die jährlichen Investitionen in saubere Energien bis 2030 verdoppeln, während die Investitionen in fossile Technologien um 20 Prozent sinken müssen. "Die Finanz- und Energiebranche gehen also ein großes Risiko ein, wenn sie weiter auf fossile Energie setzen. Sie müssen ihre Geschäftsmodelle ändern", so Lutz Weischer.
Sabine Minninger ergänzt: "Es ist falsch, weiterhin Entwicklungsgelder in Kohle statt in den Ausbau von nachhaltigen Energien fließen zu lassen. Vor diesem Hintergrund sind die aktuellen Diskussionen in der deutschen Politik zu begrüßen, diese klimaschädliche Finanzierung durch die staatliche KfW-Bank einzustellen."