Klimawandel

Weltweiter Klimaschutz auf dem richtigen Weg

Die Weltklimakonferenz (COP22) ist am 18. November in Marrakesch zu Ende gegangen. Das Fazit fällt gemischt aus. Eine Zusammenstellung erster Stimmen.

22.11.2016

Weltweiter Klimaschutz auf dem richtigen Weg zoom
UN-Generalsekretär Ban ki-moon auf der Weltklimakonferenz in Marrakesch

So wurden laut NABU entscheidende Fortschritte im Kampf gegen die Erderwärmung erzielt, gleichzeitig blieben jedoch auch ungeklärte Fragen. NABU-Präsident Olaf Tschimpke: "Die Weltgemeinschaft ist hier in Marrakesch angetreten, die umjubelten Beschlüsse von Paris in konkreten Klimaschutz umzusetzen. Nach einem schmerzhaften Stolperer durch die US-Wahlen haben sich die Staaten letztlich wieder aufgerappelt. Am Ende ist umso größere Solidarität zu spüren. Es ist klar: Der Weg von Paris wird konsequent weiter verfolgt. Dieses Gefühl von Paris und Marrakesch macht Mut und Hoffnung für die kommenden Jahre." Die Staatengemeinschaft habe gezeigt, dass sie Willens sei, das Momentum von Paris fortzusetzen. Dazu hat sie sich - als wichtigstes Ergebnis - auf einen konkreten Zeitplan geeinigt, mit dem das Pariser Klimaabkommen bis 2018 umgesetzt werden soll.

NABU: "Bundesregierung hat gute Impulse gesetzt"

Mit Blick auf die Rolle Deutschlands bei den Verhandlungen sagte Tschimpke: "Die Bundesregierung hat gute Impulse gesetzt. Der deutsche Klimaschutzplan wurde als wichtiges Signal aufgenommen, auch wenn wir eigentlich mehr von ihm erwartet hätten. Nach wie vor fehlt uns hier das klare Bekenntnis der Bundesregierung zum Kohleausstieg. Denn nur mit ihm können die deutschen Klimaziele überhaupt erreicht werden."

Dennoch sei es aus internationaler Sicht positiv, dass Deutschland als eines der ersten vier Länder eine solche langfristige Klimaschutzstrategie vorgelegt habe. Auch mit der Klimaschutz-Partnerschaft mit Entwicklungsländern sowie den Zusagen für weitere 50 Millionen Euro für den Anpassungsfonds habe Deutschland wichtige Schritte eingeleitet. Trotz einzelner positiver Impulse fehlten aber derzeit echte Schrittmacher auf dem Weg zur treibhausgasneutralen Zukunft.

"Dabei wäre es Zeit, dass das Tempo schnell angezogen wird. Es bleiben nur noch maximal fünf Jahre, um die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, besser noch 1,5 Grad, zu begrenzen. Das Jahr 2016 wird aller Wahrscheinlichkeit wieder das wärmste Jahr seit Wetteraufzeichnung. Und wir stehen bereits bei einer Erderwärmung von rund 1,2 Grad Celsius."

Mit Blick auf die nächste Klimakonferenz, die im kommenden Jahr von der Republik Fidschi in Bonn ausgerichtet wird, sagte der NABU-Präsident: "Die kommende Konferenz hat Symbolkraft: Wenn die Weltgemeinschaft nicht genügend gegen den Klimawandel unternimmt, wird Fidschi untergehen. Deshalb müssen alle Staaten möglichst schnell ihre Klimaschutzambitionen steigern."

Hier finden Sie einen Blog und Video-Statements des NABU zur COP 22.

Anzeige

Germanwatch: "Internationaler Klimazug durch Trump nicht zu bremsen"

Die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch wertet den Ausgang des Klimagipfels in Marrakesch als „ermutigenden Schub für die zügige Umsetzung des Pariser Klimaabkommens". Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch, zieht Bilanz: "Der internationale Klimazug nimmt weiter Fahrt auf - auch nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten. Die von der Klimakrise besonders gefährdeten Staaten setzen durch Ankündigung von 100 Prozent Erneuerbaren Energien die anderen Staaten unter Druck. China scheint bereit zu sein, die nach der US-Wahl drohende Führungslücke für den internationalen Klimaschutz auszufüllen. Die EU muss nun entscheiden, ob sie zur Führungsstärke früherer Zeiten zurückfindet. Deutschland und die EU können beim G20-Gipfel im kommenden Jahr in Hamburg und beim nächsten UN-Klimagipfel in Bonn eine Vorreiterrolle beim Klimaschutz einnehmen. Die EU muss jetzt verbesserte Klimapolitik und verschärfte Klimaziele auf den Weg bringen, damit sie bei der 2018 beginnenden ersten Nachbesserungsrunde für diese Ziele etwas zu bieten hat."

Das Thema der Anpassung an die Folgen des Klimawandels spielte bei diesem Klimagipfel auf dem afrikanischen Kontinent eine besonders wichtige Rolle. Hier erwarten die ärmsten und verletzlichsten Länder Unterstützung von den Hauptverursachern des Klimawandels. Der Plan der Industrieländer, mit dem sie ab 2020 jährlich insgesamt 100 Milliarden Dollar für Klimaschutz und -anpassung in Entwicklungsländern aus öffentlichen und privaten Quellen zusammenbekommen wollen, wurde von der Konferenz zur Kenntnis genommen.

"Ohne ausreichende Finanzierungszusagen gibt es nicht die notwendigen ehrgeizigen Pläne für Anpassung und Klimaschutz. Ohne solche Pläne sinkt die Akzeptanz für ausreichende Klimafinanzierung. Dieses Dilemma muss endlich entschieden angepackt werden", so Bals. "Sowohl zur Finanzierung der Anpassung an den Klimawandel als auch zum Umschichten der globalen Finanzflüsse für Klimaschutz muss mehr getan werden. Die sich abzeichnende Entscheidung, den Anpassungsfonds des Kyoto-Protokolls auch unter dem Paris-Abkommen weiterzuführen, wäre ein wichtiges Signal der Solidarität mit den verletzlichsten Ländern."

"Wir erwarten verbesserte Klimaziele von allen großen Emittenten"

In den technischen Verhandlungen ging es vor allem um die Ausarbeitung der Umsetzungsregeln des Paris-Abkommens, zum Beispiel zur Vergleichbarkeit der Klimabeiträge der einzelnen Staaten und zur regelmäßigen Erhöhung der Klimaziele (Ambitionsmechanismus). Zu diesem "Regelbuch für das Paris-Abkommen" wurde ein Arbeitsprogramm beschlossen, das 2018 fertig sein soll. Das erfordert nach Einschätzung von Germanwatch konzentriertes Verhandeln. Außerdem wurde in Marrakesch bekräftigt, dass 2018 die erste Runde der Zielüberprüfung beginnen soll. Christoph Bals: "Noch klafft eine große Lücke zwischen den eingereichten nationalen Klimazielen und dem großen Ziel des Pariser Abkommens, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad, am besten gar 1,5 Grad, zu begrenzen. Was in Marrakesch angekündigt wurde reicht nicht, um die Lücke zu füllen. Ab 2018 erwarten wir verbesserte Klimaziele von allen großen Emittenten."

CARE-Stimmen aus Marrakesch

Sven Harmeling, klimapolitischer Koordinator für CARE International, sagte zu den Verhandlungen allgemein: "Ein klarer Aufruf zu mehr Klimaschutz von Regierungen, Wirtschaft und Zivilgesellschaft hier in Marrakesch zeigt die Stärke und Einheit der Klimaschutzbewegung: Der Geist von Paris ist noch nicht verflogen. Wir begrüßen den Fortschritt in den technischen Verhandlungen, aber für ein wirkliches Erfolgsrezept fehlen noch wichtige Zutaten. Ärmere Bevölkerungsschichten, vor allem Frauen und Mädchen, benötigen mehr Unterstützung bei der Anpassung an den Klimawandel, als die reichen Länder bisher bereitstellen. Um die Erderwärmung unter 1,5 Grad Celsius zu halten, sind auch mehr Einsparungen bei CO2-Emissionen notwendig."

"Knapp an einer Blamage bei der Klimakonferenz vorbeigeschrammt"

Zur Rolle Deutschlands bei den Verhandlungen äußerte sich Sven Harmeling so: "Deutschland ist mit der Einigung auf den 2050-Klimaschutzplan quasi in letzter Minute knapp an einer Blamage bei der Klimakonferenz vorbeigeschrammt. Der Plan muss noch deutlich nachgebessert werden, um kompatibel mit dem im Paris-Abkommen vereinbarten 1,5-Grad-Limit zu sein und Deutschlands Verantwortung gerecht zu werden. Doch so konnte die Bundesregierung als erster Staat überhaupt bei den Vereinten Nationen offiziell einen langfristigen Klimaplan einreichen, andere wie die USA, Kanada und Mexiko haben bereits nachgezogen. Durch seine Zahlungsankündigung für den UN-Anpassungsfonds und die neue Partnerschaft mit Entwicklungsländern zur Umsetzung nationaler Klimapläne hat Deutschland wichtige Impulse gesetzt. Zuhause wartet aber nun vor allem die Aufgabe, zusätzliche Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen, damit das 2020-Reduktionsziel eingehalten wird. Dass heute 48 Entwicklungsländer angekündigt haben, ihren Anteil am 1,5-Grad-Limit zu leisten und auf 100 Prozent Erneuerbare Energien umzustellen, setzt Deutschland hier noch mehr unter Zugzwang."

Fortschritte beim Thema Gleichberechtigung

Emma Bowa, Advocacy-Managerin für Anpassung, sagte zu Finanzierungsfragen und zur Teilhabe: "In Marrakesch sind wir besonders beim Thema Gleichberechtigung vorangekommen: alle Teilnehmer verpflichteten sich dazu, die Gleichstellung von Mann und Frau in die Umsetzungen des Rahmenübereinkommens zur Klimaveränderung (UNFCCC) einfließen zu lassen. Die Beschlüsse zu Klimaschäden legen auch mehr Fokus auf die Entwicklung von Finanzierungsinstrumenten, was angesichts der wachsenden Klimafolgen ein willkommener Fortschritt ist. Für afrikanische Länder bleibt die Finanzierung der Anpassung an den Klimawandel von höchster Bedeutung. Kritisch ist, dass wir die Klimakonferenz diesbezüglich ohne einen ausreichend klaren und ambitionierten Finanzierungsplan für die Zukunft verlassen, was die Frage nach Gerechtigkeit und Verantwortung aufwirft."

Stillstand im Bereich Landwirtschaft

Zum Thema Ernährungssicherheit sagte Vitu Chinoko, CARE-Klimakoordinator südliches Afrika: "Der Klimawandel wirkt sich enorm auf die Landwirtschaft und die Ernährungssicherheit von Millionen von Menschen aus, so das Echo der Diskussionen in Marrakesch. Wir sind enttäuscht vom Stillstand der Verhandlungen im Fachbereich Landwirtschaft, da wir gerade in diesem Jahr die schrecklichen Auswirkungen des Klimaphänomens El Niño, durch den Klimawandel verstärkt, sehen können. Neue Initiativen auf diesem Gebiet zeigen, dass die Problematik erkannt wird. Aber wir benötigen dringend ein gemeinsames Verständnis und klare Prioritäten dazu, wie Kleinbauern weltweit gegen die Auswirkungen des Klimawandels besser geschützt werden können."

Quelle: UD/pm
 

Related Posts

Newsletter

Unsere Verantwortung/Mitgliedschaften

Logo
Serverlabel
The Global Compact
Englisch
Gold Community
Deutsches Netzwerk Wirtschaftsethik
Caring for Climate

© macondo publishing GmbH
  Alle Rechte vorbehalten.

 
Lasche