CDP: Globale Lieferketten sind globale Klimarisiken
Das Weltwirtschaftsforum in Davos hat in seinem neuen Weltrisiko-Report bestätigt: Der Klimawandel ist das Top-eins-Risiko weltweit. Das gilt vor allem für die Lieferketten, bei denen im Durchschnitt viermal so viele Treibhausgasemissionen entstehen, wie bei den direkten Operationen eines Unternehmens.
19.02.2018
„Um den Ambitionen des Pariser Klimavertrages gerecht zu werden, werden Unternehmen eine Schlüsselrolle spielen müssen: Sie müssen ihre Emissionen verringern, ihre Wasserressourcen effizienter verwalten, und Abholzung begrenzen – sowohl unternehmensintern als auch in den Lieferketten”, kommentierte Patricia Espinosa, Generalsekretärin der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen, die für den Bericht das Vorwort verfasst hat.
„Ich bin froh darüber, dass immer mehr der Unternehmen, die CDP ihre Umweltdaten melden, nachhaltiges Denken in ihre Geschäftsmodelle integrieren, und halte die Mitglieder des CDP Lieferkettenprogramms aufgrund ihrer Pionierarbeit in diesem Bereich für besonders lobenswürdig. Ich möchte Unternehmen anspornen, in Zusammenarbeit mit ihren Zulieferern entlang der gesamten Lieferkette noch ehrgeiziger zu werden.“
Der Bericht – welcher auch einen Kommentar des Carbon Trusts beinhaltet – zeigt, dass sich derartige Pionierarbeit auszahlt: das Bewusstsein für die Risiken und Chancen des Klimawandels erhöht sich entlang der gesamten Lieferkette. Mehr als drei Viertel (76 Prozent) der Zulieferer, die auf die Anfrage CDPs reagiert haben, haben einige Klimawandelrisiken innerhalb ihres Unternehmens identifiziert, und mehr als die Hälfte (52 Prozent) berichten, dass der Klimawandel ihre Geschäftsstrategie beeinflusst hat.
Es besteht ein großes Potenzial für positive Auswirkungen. Zulieferer weltweit haben über Emissionsreduzierungen in Höhe von 551 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid für das vergangene Jahr berichtet – eine Zahl, die über den gesamten Emissionen Brasiliens 2016 liegt. 2016 lagen die Emissionsminderungen noch bei 434 Millionen Tonnen. Aus den Emissionsminderungen haben sich für die Unternehmen Kosteneinsparungen von insgesamt 14 Milliarden US-Dollar für das Jahr 2017 ergeben.
Doch dieser Effekt ist nur ein Bruchteil dessen, was erreicht werden könnte, wenn alle Organisationen, entlang der gesamten Lieferkette, daran arbeiten würden, ihre Emissionen zu reduzieren. Weniger als ein Viertel (23 Prozent) der befragten Zulieferer arbeiten wiederum mit ihren eigenen Zulieferern daran, Emissionen zu reduzieren – was nahelegt, dass sich viele Unternehmen noch immer Geschäftschancen und finanzielle Einsparungen entgehen lassen.
Bewusstsein allein für Klimarisiken reicht nicht
Dexter Galvin, Global Director of Corporates and Supply Chains bei CDP, sagte hierzu: „Große Unternehmen verstehen bereits seit geraumer Zeit, wie wichtig es ist, ihre Scope 1 und Scope 2 Emissionen im Auge zu behalten; aber Scope 3 Emissionen, die in der Wertschöpfungskette versteckt sind – und insgesamt ein deutlich größeres Volumen haben – sind ebenso entscheidend. Es ist zwar ermutigend, dass Bewusstsein für Klimarisiken entlang der gesamten Lieferkette entsteht, aber ausschlaggebend ist, dass durch dieses Bewusstsein auch Engagement und Taten entstehen. Wie unsere Ergebnisse zeigen, ist dies aus geschäftlicher Perspektive in jeder Hinsicht sinnvoll: Derartiges Engagement kann zu erheblichen Kosteneinsparungen führen, sowohl für Zulieferer wie auch für Endhersteller.“
Neben der globalen Analyse hat der Bericht acht große Unternehmen genauer analysiert, um zu vergleichen, wie gut Zulieferer vorbereitet sind, Umweltrisiken zu mindern. Dabei hat sich gezeigt, dass Zulieferer in einigen Ländern klare Führungspositionen übernehmen, während andere zurückbleiben:
- Frankreich: Wie das kürzliche One Planet Gipfeltreffen bereits gezeigt hat, ist Frankreich in Umweltfragen besonders weit vorne: Französische Zulieferer sind diejenigen mit der höchsten Wahrscheinlichkeit, Klimawandel in ihre Geschäftsstrategien integriert zu haben (80 Prozent) und sehen große Chancen im Übergang zur emissionsärmeren Wirtschaft – 86 Prozent sehen im Kampf gegen den Klimawandel eine günstige Gelegenheit.
- Japan: Trotz des historischen Fokus der Regierung auf Energiesicherheit zu Lasten des Klimawandels herrscht bei japanischen Unternehmen die höchste Offenlegungsrate – 87 Prozent der Zulieferer reagierten auf den CDP Fragebogen zum Klimawandel – sowie die höchste Zielsetzungsrate bezüglich Emissionsminderungen und Ziele für den Anteil erneuerbarer Energien (77 Prozent).
- Vereinigte Staaten: Die amerikanische Regierung zieht sich zwar aus dem Pariser Klimavertrag zurück, doch amerikanische Unternehmen handeln um so energischer, was den Klimawandel angeht, und sagen: We Are Still In. 32 Prozent der Organisationen auf der Supplier Engagement Bestenliste sind amerikanisch, womit die Nation am stärksten vertreten ist; auf dem zweiten Platz ist Großbritannien mit 15 Prozent.
- Brasilien: Das Land hat zwar viele Rohstoffquellen, ist aber von ökonomischer und politischer Instabilität geplagt. Brasilianische Unternehmen haben die niedrigste Zielsetzungsrate (nur 21 Prozent der befragten Firmen haben Emissionsziele oder Ziele für erneuerbare Energien gesetzt), und nur 6 Prozent der Zulieferer arbeiten wiederum mit ihren eigenen Zulieferern daran, dem Klimawandel Lösungen entgegenzusetzen.
- China: Asiens größte Volkswirtschaft hält die höchste Prozentzahl an Unternehmen, die Risiken durch den Klimawandel identifiziert haben (89 Prozent) – ein Bewusstsein, das vermutlich teilweise durch das vor kurzem angekündigte System für den Emissionshandel entstanden ist –, doch nur 15 Prozent der antwortenden chinesischen Unternehmen arbeiten mit ihren eigenen Zulieferern an dem Problem.