Trotz Defiziten: Deutsche Unternehmen Vorreiter im Berichten von Umweltdaten
Ein neuer Bericht von CDP und CDSB zeigt eine Kluft auf: Unternehmen sind deutlich besser darin, klimabezogene Risiken und Chancen zu identifizieren, als darin, sich darauf vorzubereiten, diese Risiken anzugehen. Deutschland gehört im Ländervergleich dennoch zu den Spitzenreitern.
28.03.2018
Der Forschungsbericht sieht sich – auf der Basis von Daten von 1.681 Unternehmen in 14 Ländern und elf verschiedenen Sektoren, die Daten an CDP offenlegen – die vier Fokuspunkte zur Offenlegung an, die von der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) hervorgehoben wurden: Betriebsführung, Strategie, Risikomanagement, sowie Metriken und Ziele. Der Bericht zeigt auf, welche Unternehmen in welchen spezifischen Sektoren und Ländern am besten darauf vorbereitet sind, Informationen in diesen Bereichen offenzulegen.
Die große Mehrheit der Unternehmen erkennt an, dass der Klimawandel finanzielle Risiken für ihre Unternehmen aufwirft; 83 Prozent der Unternehmen sehen physische Risiken, insbesondere durch Veränderungen im Niederschlag und in tropischen Zyklonen, und 88 Prozent identifizieren politische Veränderungen beziehungsweise neue Regulationen als das Hauptrisiko im Übergang zu einer CO2-armen Wirtschaft.
Doch wenn es darum geht, aus diesem Bewusstsein gegenüber der Gefahren Konsequenzen zu ziehen, zeigt sich in vielen Sektoren und Ländern weiterhin eine große Disparität. Mehr als neun von zehn Deutsche Unternehmen überwachen Klimawandel beispielsweise auf der Führungsebene, aber nur eins von drei Unternehmen schafft finanzielle Anreize für das Management von Problemen, die sich aus dem Klimawandel ergeben.
Prämien für den Vorstand
Deutsche Unternehmen liegen in einigen Schlüsselbereichen vorne – so schaffen in
Deutschland prozentual die meisten Unternehmen finanzielle Anreize für den Vorstand. Deutschland ist auch das einzige Land im Bericht, in dem 100 Prozent der Unternehmen im Finanzsektor die Daten offenlegen und regulatorische Risiken identifizieren. Keines dieser Unternehmen im Finanzsektor berichtet jedoch über die Scope 3 – also die indirekten – Emissionen der eigenen Investitionen. Auch beim Setzen von CO2-Preisen hinkt Deutschland hinterher: bis 2019 werden nur 35 Prozent der Unternehmen in Deutschland davon Gebrauch machen. In Frankreich tun dies bereits mehr als 50 Prozent aller Unternehmen.
Jane Stevensen, die bei CDP für die Kommunikation mit der TCFD zuständig ist, sagte dazu: „Alles in allem sehen wir bei Unternehmen weltweit auf Vorstandsebene eine oberflächliche Bereitschaft für die Kontrolle von Klimarisiken und -chancen. Die Schlüsseltreiber sind Handlungen von Investoren, der Ruf des jeweiligen Unternehmens, und die Reaktion von Konsumenten auf Klimarisiken. Was wir noch nicht sehen, ist, dass eine verstärkte Betriebsführung auch in einen besseren Klimaschutz übersetzt wird. Dieses Jahr müssen Handlungen im Kampf gegen den Klimawandel enorm verstärkt werden, denn wir bewegen uns auf einen Wendepunkt zu. Daher ist es notwendig, dass sich Unternehmen auf der Führungsebene mit Klimarisiken innerhalb der Organisation auseinandersetzen."
Simon Messenger, der Geschäftsführer des Climate Disclosure Standards Board, sagte dazu: „Diese Analyse zeigt, dass die finanziellen Implikationen des Klimawandels vor der Haustür stehen und deshalb in unternehmensweite Prozesse integriert werden sollten. Es ist jetzt Zeit, klare Strategien zu erstellen, um sicherzustellen, dass Unternehmen gegenüber Klimarisiken nicht exponiert bleiben, und neue ökonomische Chancen ergreifen können. Es ist ebenso klar, dass die Verantwortung für das Management von Umweltproblemen nicht weiterhin allein auf Nachhaltigkeitsteams fallen darf: Umweltprobleme müssen eine Priorität für die Vorstände von Unternehmen sein, um sicherzustellen, dass das Management derartiger Probleme auch wirklich in ihren strategischen Prioritäten eingebettet wird. Wir sind an einem Knackpunkt angelangt: Entweder wird ein Marktversagen systematisch verankert, oder wir ergreifen eine große Chance zu innovieren und zu wachsen."
Verschiedene Szenarien im Blick
Eine der Schlüsselempfehlungen der FSB TCFD an Organisationen ist es, die Resilienz ihrer Strategie im Angesicht verschiedener Klimaszenarien – inklusive eines Szenarios, bei dem es zu weniger als 2 Grad Celsius globaler Erwärmung kommt – zu beschreiben. Da der nächste Berichtzyklus von CDP sich zum Teil mit der Einhaltung dieser Empfehlung beschäftigen wird, fokussiert dieser Bericht auf die anderen Schlüsselempfehlungen der TCFD.
In den neun Monaten seit der Veröffentlichung der TCFD-Empfehlungen hat es signifikante Aktivitäten und Interessenbekundungen auf Seiten von Investoren, Unternehmen und im regulatorischen Bereich für die Entwicklung eines Systems zur Offenlegung in vielen geographischen Gebieten gegeben. Die Herausforderung ist es jetzt, Offenlegungen weiterzuentwickeln und sie in unternehmerische Strategien und Unternehmenskulturen einzubetten, auf der Führungsebene wie auch an vorderster Front, und solide Ziele für die Emissionsreduktion und für erneuerbare Energien zu setzen.