Einfache Erfolgsformel, schwierige Umsetzung
Der Klimaschutz erhält zunehmende Bedeutung, auch in Unternehmen. „Das Streben nach höherem Wohlstand und verbessertem Klimaschutz müssen sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern können sich durch ein nachhaltiges Produktivitätsmanagement komplementär ergänzen. Wichtig ist hierbei die Beachtung einer einfachen Nachhaltigkeitsformel, gemäß der die CO2-Produktivität stärker als die Wirtschaftsleistung wachsen muss“, so Olaf Eisele.
11.07.2019
In seiner Analyse geht er auf die Entwicklung der Kohlendioxidproduktivität von Deutschland im internationalen Vergleich sowie Hindernisse und konkrete Ansätze zur praktischen Verbesserung in Unternehmen ein. Will man den Zielkonflikt zwischen Klimaschutz- und Wohlstandsinteressen auflösen, ist eine gleichwertige Beachtung beider Zielsetzungen erforderlich. Eine kombinierte Zielgröße im Sinne eines nachhaltigen Produktivitätsmanagements kann helfen, diesen zu lösen. „Im Produktivitätsmanagement geht es darum, das Verhältnis eines Outputs zu einem Input zu verbessern. Aus der Perspektive des Klimaschutzes steht die Reduzierung von eingesetzter Input-Energie im Fokus, bei deren Erzeugung oder Nutzung Kohlendioxid freigesetzt wird. Betrachtet man den Wohlstand, gemessen am Wert der erstellten Güter und Dienstleistungen (Output) im Verhältnis zur eingesetzten Energie und damit verbundenen klimaschädlichen Emissionen, gemessen am CO2-Ausstoß (Input), lässt sich daraus eine CO2-Produktivität als zu optimierende Zielgröße ermitteln, die so in amtlichen Statistiken nicht ausgewiesen wird: Die CO2-Produktivität ist ein Indikator für die Effektivität und Effizienz des Ressourceneinsatzes – unabhängig von Konjunktur-, Bevölkerungs- oder Beschäftigungsveränderungen.
Aktuelle Situation in Zahlen
Die dargestellte Kohlendioxid-Produktivitätskennzahl kann als gesamtwirtschaftliche oder einzelunternehmerische Kennzahl ermittelt werden. Im Rahmen einer volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung wird der Wert der erstellten Güter und Dienstleistungen jährlich über das Bruttoinlandsprodukt (BIP) erfasst. Von 1990 bis 2017 stieg die Wirtschaftsleistung der Top-10-Kohlendioxidemittenten stärker als die CO2-Produktivität. Die Folge war eine Erhöhung der CO2-Emissionen von 16 Milliarden Tonnen auf fast 26 Milliarden Tonnen.
Deutschland war dabei das einzige Land, in dem die CO2-Produktivität stärker als das Bruttoinlandsprodukt gewachsen ist und dadurch die absoluten CO2-Emissionen von 1990 bis 2017 nachhaltig um 24,2 Prozent gesenkt werden konnten. Die einfache Erfolgsformel für Klimaschutz und Wohlstand lautet somit:
„CO2-Produktivitätswachstum > Wirtschaftswachstum“
Maßnahmen zur Verbesserung der CO2-Produktivität können praktisch an allen Stellen in Privat- und Berufsleben ansetzen. Grundsätzlich ist jeder Ansatz und jede Maßnahme zielführend, die zu einer effizienteren CO2-Ressourcennutzung und Einhaltung der oben angeführten Formel führt. Das sich ökonomische und ökologische Ziele in Unternehmen hierbei nicht widersprechen müssen, zeigt auch eine aktuelle, bundesweite Expertenbefragung des ifaa innerhalb der Metall- und Elektroindustrie. Bei dieser gab die Mehrheit der Antwortenden an, das der Materialverbrauch (75 Prozent) und die Energiekosten (80 Prozent) durch ein nachhaltiges Produktivitätsmanagement verringert werden können. Beides führt nicht nur zu mehr Wirtschaftlichkeit, sondern auch zu mehr Klimaschutz.
Die Studie wird in einer zweiten Befragung weitergeführt. Experten aus Unternehmen sind herzlich willkommen teilzunehmen.