Moore als CO2-Langzeitspeicher: regionalen Machbarkeitsstudie startet
Moore gelten aufgrund ihres hohen Anteils an organischer Materie als besonders effiziente CO2-Speicher: Die Ökosysteme können mehr Kohlenstoffdioxid speichern als flächenmäßig vergleichbar große Wälder. In Zusammenarbeit mit dem EU-Förderprogramm LEADER und einem Verband aus regionalen Kommunen, Städten und Landkreisen fördert die Audi Stiftung für Umwelt deshalb eine Studie zur Erforschung der Treibhausgas-Ausgleichsleistung von Mooren, Wäldern und Humus.
27.05.2021
Die Studie soll außerdem Ergebnisse darüber liefern, wie regionale Landwirte ihre Flächen alternativ nutzen und dafür vergütet werden können.
Moore zählen zu den effizientesten Speichern von Treibhausgasen auf unserem Planeten. Sie haben positive Effekte auf das Klima und bieten darüber hinaus Pflanzen und Tieren einen wertvollen Lebensraum. Diesen Lebensraum mit seiner besonderen Artenvielfalt zu erhalten und die Treibhausgas-Speicherung von Mooren zu fördern, hat sich der gemeinnützige Verein „Energie Effizient Einsetzen" zum Ziel gesetzt und deshalb das Projekt „CO2-Regio" gestartet. Es zielt auf die Entwicklung eines Handlungsleitfadens für Landwirte ab, wie sie die auf ihren Ländereien befindlichen Moore gesund halten und pflegen können. Besondere Bedeutung kommt der fairen Vergütung für diese sogenannten „Klimawirte" zu. Weitere Schwerpunkte der Studie sind Humusaufbau und Aufforstung – beides sind ebenfalls wirksame Klimaschutzmaßnahmen, die auch von Grundbesitzenden ohne Moore umgesetzt werden können. Das EU-Förderprogramm LEADER ermöglicht die Umsetzung der Studie, die zunächst auf zwei Jahre angelegt ist. Neben der Audi Stiftung für Umwelt zählen außerdem die Landkreise Aichach-Friedberg, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen an der Ilm sowie die Stadt Schrobenhausen und die Gemeinden Königsmoos, Ehekirchen, Karlshuld, Langenmosen und Pöttmes zu den Unterstützern von „CO2-Regio". Rüdiger Recknagel, Geschäftsführer der Audi Stiftung für Umwelt, sagt: „Gezielter Moorschutz verhindert, dass über Jahrhunderte gespeichertes CO2 in die Atmosphäre gelangt. Es ist deshalb richtig und wichtig, Landbesitzenden, auf deren Grund sich Moore befinden, zu diesen Klimaschutzmaßnahmen zu ermutigen und ihnen dafür wirtschaftliche Anreize anzubieten."
Das Ziel der Machbarkeitsstudie ist es, über den Dreiklang der Maßnahmen von Moorschutz, Humusaufbau und Aufforstung einen CO2-Ausgleichsmechanismus zu schaffen. So sollen regionale Wirtschaftskreisläufe gestärkt und alternative Nutzungsmöglichkeiten gefördert werden. Indem die Eigentümer der Moorflächen für deren Instandhaltung und Gesundheit sorgen, fördern sie den regionalen Klimaschutz. Zudem sollen sie als Ausgleich den Erlös aus dem nach Studienabschluss geplanten Zertifikathandel erhalten. Mit dem Ausgleich der unvermeidbaren Emissionen wird das Ziel von Netto-Null erreichbar. Da die Maßnahmen langfristig wirken, tragen sie dazu bei, dass die „Klimawirte" auch in den kommenden Jahrzehnten weiterhin von ihrem Land leben können. Das Ziel ist es, den Erwerb dieser Zertifikate für alle Anwohnenden sowie für Gewerbe und Industrie zu ermöglichen. Dies fördert den regionalen Wirtschaftskreislauf sowie Natur- und Klimaschutz vor Ort.
Die Machbarkeitsstudie beinhaltet die Untersuchung zahlreicher Maßnahmen, die die Vereinbarkeit von Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit darstellen. Darunter fallen Bewirtschaftungsmethoden wie Paludikulturen (feuchte Landwirtschaft), Beweidung von Moorflächen, Agroforstwirtschaft oder auch Landwirtschaft mit verschiedenen Humusaufbau-Methoden. Aber auch der reine Moorschutz oder die Kombination von Moorschutz und Photovoltaik sollen untersucht werden. Dabei werden mögliches Gelingen und Durchführung, Wirtschaftlichkeit, Treibhausgas-Bilanzen und rechtliche Rahmenbedingungen berücksichtigt. Bereits in der Anfangsphase der Studie sollen Produzent*innen und mögliche Abnehmer*innen in Dialog gebracht werden, sodass entstehende Produkte wie Schilf, Holz oder Rohrkolben schließlich auch verwertet werden können. Weiterhin untersucht „CO2-Regio" die Voraussetzungen, die die Zertifikate erfüllen müssen, um anerkannt und angewandt zu werden. Interessierte und Anwohnende sollen über den kompletten Untersuchungszeitraum hinweg die Chance erhalten, sich zu informieren und sich am Studienprozess zu beteiligen. Nach Ende des Untersuchungszeitraums sollen die Ergebnisse barrierefrei veröffentlicht werden. Bereits im zweiten Halbjahr 2021 ist der erste Informationstermin geplant. Der Verein steht ab sofort online unter der Mailadresse verein@e-e-e.eu für Fragen zur Verfügung.