Klimawandel

Mit Lieferanten gemeinsam CO2 reduzieren

Um ihre Klimaziele zu erreichen, müssen Unternehmen die Emissionen ihrer Lieferkette (Scope 3) angehen. Doch dies funktioniert nur in enger Partnerschaft mit ihren Lieferanten. Was sind die wichtigsten Schritte, um die Zusammenarbeit erfolgreich zu gestalten?

14.10.2022

Mit Lieferanten gemeinsam CO2 reduzieren

Von Lara Obst, Mitgründerin und Geschäftsführerin von THE CLIMATE CHOICE

Unternehmen können Klimaziele nicht im Alleingang umsetzen

Die Klimatransformation ist die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts und als solche lässt sie sich nur mit vereinten Kräften bewältigen. Das gilt insbesondere für Unternehmen. Denn auf der Suche nach den Ursachen für CO2-Emissionen stellt sich heraus, dass der Großteil weder in den eigenen Prozessen (Scope 1), noch durch den Bezug von Energie und Wärme (Scope 2) entsteht. Vielmehr fallen typischerweise bis zu 90 Prozent der Emissionen eines Unternehmens auf Scope 3, besonders auf erworbene Produkte und Dienstleistungen Dritter entlang der gesamten Wertschöpfungskette (Quelle: World Economic Forum).

Anzeige

Diese Scope-3-Emissionen können Unternehmen streng genommen nicht selber reduzieren. Vielmehr müssen sie ihre Lieferanten zu entsprechenden Reduktionsmaßnahmen befähigen. Ein Unterfangen, das aktuell einige Herausforderungen mit sich bringt.

Hürden bei der Kollaboration mit Lieferanten

Ein Problem stellt zunächst die Komplexität von Wertschöpfungsketten dar. Diese bestehen meist aus Tausenden von kleinen und mittelständischen Lieferanten, welche häufig nur über begrenzte Ressourcen für ein strukturiertes Klimamanagement verfügen. Entsprechend scheitern die meisten Lieferanten daran, ihren Klimareifegrad und die entsprechenden klimarelevanten Daten den Geschäftspartnern gegenüber transparent zu machen. So stellt sich die CO2-Reduktion in der Lieferkette für viele Unternehmen nach wie vor als Black Box dar, die es ihnen unmöglich macht, ihre Klimastrategie ganzheitlich umzusetzen.

Hinzu kommt, dass Lieferanten gerade heute lediglich über eingeschränkte Zeit und Ressourcen verfügen und nur bedingt in konkrete Reduktionsmaßnahmen investieren können. Klimabezogene Anforderungen von Kund:innen, die diesen Umstand nicht berücksichtigen, können daher schnell zu beiderseitigen Frustrationen führen und die Geschäftsbeziehungen belasten.

Transparenz als Grundlage der Zusammenarbeit

Wie lassen sich diese Herausforderungen also meistern? Der erste Schritt und die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit ist die Schaffung von Transparenz. Dabei stehen die Fragen im Vordergrund: Wer verfolgt welche Klimaziele, welche Reduktionsmaßnahmen wurden bereits aufgesetzt und wie hoch sind die entsprechenden CO2-Werte einzelner Produkte und Dienstleistungen? Unternehmen erreichen dies mithilfe einer strukturierten Datenerhebung, welche im Zuge eines digitalen und skalierbaren Prozesses vergleichbare Informationen über den Klimareifegrad einzelner Lieferanten erfasst. Für solche Prozesse stehen bereits spezialisierte Software-Tools zur Verfügung, die sowohl mit internationalen Standards abgeglichene Fragenkataloge als auch eine sichere IT-Infrastruktur für ein unkompliziertes Klimadatenmanagement entlang der Lieferkette gewährleisten.

Wichtig: Um eine erfolgreiche Umsetzung sicherzustellen, müssen Vertrauen und Sicherheit im Vordergrund stehen. Häufig wissen Lieferanten nicht, was mit ihren Daten passiert und ob sie bei „falschen“ Antworten sogar ihre Verträge verlieren. Unternehmen müssen daher klar kommunizieren, wie die Daten verwendet werden und dass die Teilnahme die Grundlage für eine verbesserte Zusammenarbeit bildet.

Die Grundlage für ein strukturiertes Klimadaten-Management bildet vor allem die Analyse und das Aufdecken klimarelevanter Risiken und Potentiale.
Die Grundlage für ein strukturiertes Klimadaten-Management bildet vor allem die Analyse und das Aufdecken klimarelevanter Risiken und Potentiale.

Strukturiertes Klimadaten-Management

Nach der Erhebung der erforderlichen Daten geht es nun darum, diese auf der digitalen Plattform zu analysieren und klimarelevante Risiken und Potenziale aufzudecken. Dieser zweite Schritt ist der wichtigste und oft derjenige, der für Unternehmen aktuell noch am schwersten ist. Hier geht es darum, die Datengrundlage zu nutzen, um gemeinsam mit den Lieferanten greifbare Verbesserungen umzusetzen. Das bedeutet: Aktionspläne erstellen, Kapazitäten aufbauen sowie Schulungsprogramme und weitere Anreize setzen.

Von Anfang an muss dabei klar sein, dass wir heute noch ganz am Anfang der Klimatransformation stehen. Lieferanten befinden sich daher in teilweise grundverschiedenen Stadien. Einige wenige haben bereits Klimaziele festgelegt, Reduktionsmaßnahmen umgesetzt oder sogar ihre eigenen Lieferanten in Klimastrategien eingebunden. Die meisten anderen brauchen stattdessen Unterstützung, um erste Klimamaßnahmen auf den Weg zu bringen. Jedes Unternehmen sollte daher genau die passende Form von Ressourcen, Insiderwissen, Benchmarks oder Best Practices erhalten, die es für seinen nächsten Schritt braucht.

Kontinuierliche Überwachung und Optimierung

Ist erst einmal die Datengrundlage als Baseline aufgestellt und werden bereits Maßnahmen auf den Weg gebracht, geht es im dritten Schritt darum, die Zusammenarbeit auch auf lange Sicht erfolgreich zu gestalten. Der Zugriff auf die entsprechende digitale Plattform ermöglicht es Unternehmen, die laufenden Fortschritte kontinuierlich zu beobachten und positive Entwicklungen nachzuverfolgen. Darüber hinaus lassen sich so bei Bedarf Prozesse anpassen und Maßnahmen weiterentwickeln. Zuletzt können auch die gesetzten Ziele stetig gesteigert werden, um so alle Beteiligten gleichsam zu fördern wie zu fordern.

Fazit

Der Aufbau starker Lieferantenbeziehungen ist entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung der größten unternehmerischen Herausforderung unserer Zeit: der Klimatransformation. Die Zusammenarbeit mit Lieferanten ermöglicht es Unternehmen, Wissen aufzubauen, eine einheitliche Datengrundlage zu schaffen, Klimastrategien anzugleichen und schließlich Maßnahmen zur CO2-Reduktion umzusetzen. Dies erfordert einen digitalen, strukturierten und skalierbaren Prozess, um klimarelevante Daten entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu erfassen und sie in Form von Analysen, Benchmarks und Monitoring für effektive Dekarbonisierungsmaßnahmen nutzbar zu machen.

Die zentrale Bedeutung der erfolgreichen Zusammenarbeit mit Lieferanten war auch das Schlüsselthemen beim Climate Transformation Summit 2022, bei dem 50 internationale Expert:innen sowie 1.000 Teilnehmer:innen über Best Practices der Klimatransformation diskutiert haben. Inspiriert vom Wissenstransfer des Summit ist der Climate Best Practice Guide 2022 entstanden, welcher die wichtigsten Ergebnisse des Austauschs zusammenfasst. In ihm finden sich die Kernaussagen der internationalen Klima-Experten sowie weitere Insights zur Dekarbonisierung der Lieferkette.

Der vollständige Guide steht hier zum kostenlosen Download zur Verfügung.

Quelle: UD
 

Related Posts

Newsletter

Unsere Verantwortung/Mitgliedschaften

Logo
Serverlabel
The Global Compact
Englisch
Gold Community
Deutsches Netzwerk Wirtschaftsethik
Caring for Climate

© macondo publishing GmbH
  Alle Rechte vorbehalten.

 
Lasche