Finnen machen Beton ohne Klimakiller-Zement
Das aus dem Forschungszentrum VTT Technical Research Centre of Finland hervorgegangene Unternehmen Carbonaide nutzt versteinertes, da in den Boden gepresstes CO2 zur Herstellung extrem harter Fertigbauteile. Diese sind hart wie Beton, kommen aber völlig ohne Zement aus, dessen Herstellung acht Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verursacht.
31.03.2023
Großtechnische Umsetzung
Nach einer Laborphase, in der die Entwickler den Prozess optimiert haben, stattet Carbonaide jetzt ein Betonfertigteilewerk im finnischen Hollola mit der umweltfreundlichen Technik aus, und das gleich im großtechnischen Maßstab. Dafür stehen 1,8 Millionen Euro zur Verfügung, die der Staat, finnische Betonunternehmen und strategische Investoren aufgebracht haben. Dort sollen pro Tag bis zu fünf Tonnen CO2 verbraucht werden.
Zement fungiert in Beton als Bindemittel zwischen den Zuschlagstoffen Sand und Kies. Carbonaide ersetzt das Bindemittel durch ein Gemisch aus Hochofenschlacke, Grünlauge, die bei der Zellstoffherstellung anfällt, und Bioasche, etwa aus Heizkraftwerken, in denen Holz verfeuert wird.
Karbonatisierungs-Pilotsystem
Alles begann mit einem automatisierten Karbonatisierungs-Pilotsystem, das CO2 bei atmosphärischem Druck in Betonfertigteile bindet. Es steckt in einem Container auf dem Gelände des Betonwerks in Hollola. Der Eigentümer dieser Anlage, Rakennusbetoni, nutzt die Technologie zur Herstellung von Pflastersteinen für eine Baustelle der Skanska Group in der schwedischen Hauptstadt Stockholm.
„Im vergangenen Herbst haben wir gezeigt, dass wir den CO2-Fußabdruck unserer Produkte auf minus 60 Kilogramm pro Kubikmeter senken können, wenn wir Portlandzement durch Schlacke ersetzen“, so Carbonaide-CEO Tapio Vehmas. Der CO2-Fußabdruck von herkömmlichem Beton liegt bei 250 bis 300 Kilogramm pro Kubikmeter. Vehmas will bis 2026 in Finnland zehn Fabriken zur Herstellung der neuartigen Bauteile errichten, die pro Jahr Millionen Tonnen CO2 binden.