CO2-Bepreisung führt zu Emissionsrückgang in der französischen Industrie
Eine neue Studie des EPoS Economic Research Center zeigt, dass der EU-Emissionshandel in Frankreich funktioniert. Die CO2-Bepreisung hat die Emissionen im verarbeitenden Gewerbe um 15 Prozent gesenkt, ohne die Produktion zu beeinträchtigen. Die Kritik, das EHS sei ökologisch ineffizient und wirtschaftlich verheerend, erweist sich als unbegründet.
13.06.2024
Laut einer neuen Studie des Mannheimer Ökonomen Ulrich Wagner, an der auch Ralf Martin und Mirabelle Muûls vom Imperial College London, sowie Jonathan Colmer von der University of Virginia beteiligt waren, hat sich die CO2-Bepreisung in Frankreich in den ersten acht Jahren nach Einführung des EU-Emissionshandelssystems (EU-ETS) als wirksames Instrument zur Senkung der Emissionen im verarbeitenden Gewerbe erwiesen. Die Studie ergab, dass die französischen Hersteller ihre schädlichen Treibhausgasemissionen um geschätzte 15 Prozent reduzieren konnten, was etwa 43 Millionen Tonnen CO2 entspricht. Überraschenderweise hatten die Kosten für die Einhaltung der neuen Klimaschutzvorschriften keine negativen Auswirkungen auf die Produktion.
„Die Einführung des EU-Emissionshandelssystems hat in Frankreich im Verarbeitenden Gewerbe zu bemerkenswerten Ergebnissen geführt“, sagt Wagner. „Wichtig ist, dass die Senkung der CO2-Emissionen nicht auf Kosten von schwächerer Leistung oder Auslagerung erfolgt ist, um die europäische Klimapolitik zu umgehen.“ Wagner hat an der Universität Mannheim den Lehrstuhl für Quantitative Ökonomik inne.
EHS als Treiber des technologischen Wandels
Die Hersteller könnten durch den CO2-Preis mit höheren Produktionskosten konfrontiert werden, was theoretisch zu einem Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität führen könnte. Dass dies nicht eingetreten ist, hat die an der Studie beteiligten Wissenschaftler überrascht. Ein Ergebnis der Studie ist, dass die französischen Unternehmen in energiesparende Technologien investiert haben, was zu Einsparungen bei den Energiekosten geführt hat. Dadurch konnten die Mehrkosten, die durch Investitionen oder den Kauf von Emissionszertifikaten entstanden, ausgeglichen werden. „Trotz weit verbreiteter Bedenken, was die wirtschaftlichen Kosten von Klimaschutzmaßnahmen anbelangt, ging die Einführung des EHS generell nicht mit einer Absenkung der Produktion einher,“ sagt Wagner. „Stattdessen haben viele Unternehmen in neue Technologien investiert, die den Energieverbrauch und die Kohlenstoffintensität der Produktion gesenkt haben. Daher ist die Bepreisung von Schadstoffen offenbar ein gutes Instrument, damit Unternehmen potenzielle Kosteneinsparungen und Effizienzgewinne durch grüne Technologien verwirklichen.“
Unbegründete Kritik am EU-Emissionshandelssystem
Das EU-Emissionshandelssystem ist der erste und größte Kohlenstoffmarkt der Welt und funktioniert nach dem „Cap and Trade“-Prinzip. Es legt eine Obergrenze für bestimmte Treibhausgasemissionen fest. Unternehmen können Emissionszertifikate erhalten oder erwerben, die untereinander gehandelt werden können. Das EHS ist das Hauptinstrument der EU zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen von Energieunternehmen, energieintensiven Industrieanlagen und Fluggesellschaften. Es umfasst rund 10.000 Anlagen, die etwa 40 Prozent der Gesamtemissionen der EU ausmachen. Kritiker haben diese marktbasierte Regulierung als ökologisch ineffizient und wirtschaftlich verheerend bezeichnet. „Wir haben Unternehmensdaten in einer bislang einzigartigen Detailtiefe analysiert und zeigen, dass solche Behauptungen unbegründet sind“, sagt Wagner. „Die Senkung der Schadstoffemissionen in den ersten acht Jahren des EHS hatte keine nachteiligen Auswirkungen auf die Beschäftigung oder die Wertschöpfung.“