Große Unternehmen schummeln bei Netto-Null-Zielen
Vor allem große Unternehmen tricksen, wenn es darum geht, den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Das zeigt eine Studie der Universität Trier. Beim „Netto-Null“-Ziel geht es den Unternehmen in der Regel darum, die (leicht) vermeidbaren Emissionen zu reduzieren. Die so genannten Rest-Kohlenstoffemissionen bleiben jedoch unangetastet.
20.06.2024
Beispiel Häuserbau
Im Bereich des Häuserbaus wird von Unternehmen und Technikern festgelegt, was zu den Restkohlenstoffemissionen zählt. Studienautorin Rosalie Arendt ist der Meinung, dass dies in einer politischen Debatte entschieden werden sollte. „Unternehmen wie Meta verwenden in ihren Plänen Restkohlenstoffemissionen, ohne richtig zu definieren, was das bedeutet. Nehmen wir zum Beispiel den Bau von Häusern. Es ist technisch möglich, ein Haus aus Holz, Lehm oder Naturstein zu bauen. Diese sind weniger CO2-intensiv als Zement und Stahl.“ Die Emissionen, die bei der Herstellung dieser beiden Baustoffe entstehen, werden von vielen Unternehmen, die „alles“ getan haben, um auf Netto-Null zu kommen, als unvermeidbar angesehen.
Die Forscherin hat in ihrer Studie die Klimaziele von 115 großen Unternehmen untersucht und herausgefunden, dass lediglich 69 von ihnen ein Netto-Null-Ziel verfolgen. Nur 22 Prozent dieser Firmen haben sich wirklich dazu verpflichtet, ihre Emissionen auf ein Mindestmaß zu reduzieren. „Interessanterweise geben Unternehmen in Branchen, in denen Emissionen im Allgemeinen nicht unvermeidbar sind, die meisten Restemissionen an“, stellt Arendt fest. IT-Konzerne wie Microsoft, Tencent und Alphabet (Google) fordern im Schnitt das Recht auf höhere Restemissionen, „obwohl diese nicht als schwer vermeidbar eingestuft werden müssten“, kritisiert die Wissenschaftlerin.
Arendt fordert fairen Beitrag
In ihrem Bericht argumentiert Arendt für einen gemeinschaftlichen Ansatz zur Festlegung von Restemissionen und fordert die Beteiligung von Regierungen und zivilgesellschaftlichen Akteuren an partizipativen Prozessen auf nationaler und internationaler Ebene. Diese inklusive Strategie zielt darauf ab, einen gerechten Beitrag zu den weltweiten Klimaschutzbemühungen zu leisten, insbesondere im Hinblick auf die Berücksichtigung der Bedürfnisse der am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen.