Klimawandel

Energiehandel wird zum strategischen Werttreiber für Energiekonzerne

PricewaterhouseCoopers-Studie untersucht Potenziale des Energiehandels: Aufbau von Vertrauen als entscheidende Voraussetzung. Ihr Fazit: <br />Risiko-Management / Kompetenzen aus Energie- und Finanzsektor müssen<br />verknüpft werden.

19.12.2002

Energieunternehmen müssen sich jetzt den Herausforderungen stellen, wenn sie in einem Markt nachhaltig erfolgreich sein wollen, der nach dem Zusammenbruch von Enron unberechenbarer geworden ist. Mit einem geschätzten weltweiten Marktvolumen von rund 700 Milliarden US-Dollar wird der Energiehandel in der aktuellen Phase des Wandels und der Unsicherheit zu einem strategischen Werttreiber für die Energiekonzerne.

Voraussetzungen für eine erfolgreiche Anpassung an den Markt sind die vollständige Integration des Energiehandels in eine unternehmensweite Risiko-Strategie, begleitet von stringenten Corporate Governance-Prozessen, einem effektiven Risiko-Management und einem internen Kontrollsystem. Diese Schlüsse zieht die aktuelle PwC-Studie Energy trading - Re-establishing sound foundations, die im November 2002 die Entwicklungen der Energiehandelsmärkte untersuchte.

"Wenn die Unternehmen der Energiebranche im aktuellen Umfeld erfolgreich sein wollen, müssen sie auf der Basis einer top-down-definierten Risiko-Strategie energie- und finanzwirtschaftliche Kompetenzen und Fachwissen kombinieren, um über den Energiehandel auch ihr Kerngeschäft zu optimieren", erläutert Manfred Wiegand, Leiter des Bereiches Energieversorgung von PwC weltweit.

Der Markt für den Energiehandel leidet derzeit unter mangelndem Vertrauen bei Kreditgebern und Investoren, was die Kreditwürdigkeit des gesamten Industriezweiges beeinträchtigt und die Bonitäts-Ratings einiger Marktteilnehmer ins Bodenlose fallen ließ. Deshalb, so PwC, besteht die Gefahr, dass Unternehmen den Wert des Energiehandels unterschätzen und sein Potenzial zur Steigerung des Unternehmenswertes für Investoren, Aktionäre, Mitarbeiter und andere am Unternehmen interessierte Gruppen (Stakeholder) nicht realisieren.

Der erste Schritt: Aufbau von Vertrauen

"Insbesondere nach dem Zusammenbruch von Enron und den anhaltenden
negativen Nachrichten aus dem Sektor - zum Beispiel Round-Trip-Geschäfte - ist für die Unternehmen entscheidend, das Vertrauen der Kapitalmärkte zurückzugewinnen. Dazu müssen die Energiekonzerne im Rahmen eines Value Reporting-Konzeptes sowohl Strategie- und Risiko-Management als auch die Performance ihres Handelsbereiches deutlich kommunizieren. Dies setzt voraus, dass Geschäftsführungs- und Aufsichtsgremien über ein umfassendes Verständnis des gesamten Risikoumfeldes des Energieunternehmens verfügen, Regeln für eine effektive Organisation und laufende Überwachung des Handelsbereiches festlegen und über dessen
Entwicklung auf Basis von Kennzahlen regelmäßig und zeitnah informiert werden. Erst wenn dies geschehen ist und die Stakeholder von der Strategie und der rigorosen Überwachung ihrer Umsetzung zur Erzielung einer risikoadäquaten Rendite überzeugt sind, wird auch das Vertrauen zurückkehren", betont Manfred Wiegand.

Nur integrierte Handelsbereiche bringen langfristig Mehrwert

Ein Kernpunkt der Unternehmensstrategie sollte darin bestehen, den Energiehandel vollständig in das Gesamtunternehmen und die Optimierung seiner Strategie einzubinden, so die PwC-Studie. Denn ein innerhalb eines Energieversorgers isoliert betriebener Handelsbereich, wird einerseits seine Potenziale nicht realisieren können und andererseits wird ein selbstständiges Handelsunternehmen ohne eine hinreichende Ausstattung mit Risikokapital auf die Dauer nicht tragfähig sein.

Der Energiehandel hat seine eigenen Risiken und stellt die Unternehmen vor vier besonders kritische Herausforderungen: die Beurteilung und Handhabung des Preisrisikos, die Abschätzung des Mengenrisikos, die Bestimmung einer angemessenen Kapitalausstattung und die Einführung wirkungsvoller Prozesse zur Steuerung des Kreditrisikos. Bisher sind nicht alle Unternehmen in der Lage, mit diesen Risiken angemessen umzugehen. Insbesondere das Preisrisiko ist in den liberalisierten Märkten entscheidend, denn Kosten können nicht mehr problemlos an die Verbraucher weitergegeben werden, aber auch die Beurteilung der Kreditwürdigkeit der Handelspartner bedarf zunehmender Beachtung.

"Die Unternehmen müssen in der Kommunikation mit ihren Stakeholdern von Anfang an klar festlegen, worin die Risiken, die mit ihren Aktivitäten im Energiehandel verbunden sind, bestehen und wie sie mit ihnen umgehen", so Manfred Wiegand. "Diese Rückversicherung für die Kapitalmärkte kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden."

Der Energiehandel entwickelt sich derzeit vom reinen Geschäft mit physischer Lieferung von Energie oder Energieträgern hin zum Handel
mit teilweise komplexen Produkten, die ursprünglich aus dem Finanz-
und Bankensektor stammen. Deshalb ist es eine entscheidende Herausforderung, die spezifischen Erfahrungen aus der Energiebranche
mit neuen Fähigkeiten im Finanzhandel zu verschmelzen. Größere
Unternehmen wählen dazu oft interne Lösungen. Aber auch Partnerschaften beispielsweise mit Finanzorganisationen und Banken, anderen Rohstoffhändlern oder Akquisitionen sind ein gangbarer Weg.
 
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