Klimawandel

Weltbank: Emissionshandel marktreif, aber Chancen schwinden

Die von der Weltbank durchgeführte Studie zum Emissionsmarkt zeigt, dass sich dieser Markt zu einer der wichtigsten Waffen im Kampf gegen die Klimaveränderung entwickelt. Noch vor Ende des ersten Halbjahres 2004 wurden bereits über 64 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent (CO2e) gehandelt. Das sind fast drei Viertel der 78 Millionen Tonnen, die 2003 insgesamt gehandelt wurden.

09.06.2004

Der Bericht der Weltbank macht deutlich, dass alle Zeichen am Markt zur Reduktion der Treibhausgasemissionen auf Wachstum stehen - der Markt sieht sich einem starken Kaufinteresse gegenüber, das Marktvolumen wächst, Großunternehmen engagieren sich, und das neue EU-weite Emissionshandelssystem (ETS), das im Januar 2005 in Kraft treten soll, ist ein deutliches Signal für die Öffnung des Marktes für das Emissionsgeschäft. Die meisten Akteure am Markt werden den aktiven Handel in den kommenden 18 Monaten aufnehmen.

Die Daten zeigen deutlich, dass das EU-weite Emissionshandelssystem (EU-ETS) am weltweiten Emissionsmarkt ein Klima des Vertrauens geschaffen hat. Eine Ratifizierung des Kyoto-Protokolls durch Russland würde diesen Trend verstärken und dem Markt weitere Impulse geben. "Der Emissionsmarkt entwächst den Kinderschuhen", sagt Andrei Marcu, Präsident der International Emissions Trading Association. "Das EU-weite ETS ist ein großer Schritt in diese Richtung. Es etabliert den weltweit größten Markt dieser Art und bietet den Beteiligten Sicherheit. Die Untersuchung der IETA/Eurelectric zeigt, dass die Teilnehmer des EU-weiten ETS darüber hinaus bestrebt sind, mit Hilfe der JI-/CDM-Mechanismen Instrumente zu schaffen oder zu erwerben, mit denen sich die Verpflichtungen zur Emissionsminderung erfüllen lassen."

Neben der positiven Bewertung des Emissionsmarktes warnt die Weltbank jedoch davor, dass "dies für einige Entwicklungs- und Transformationsländer eine verlorene Chance sein könnte." Grund dafür ist das fehlende Engagement auf internationaler Ebene, Emissionen auch nach 2012 zu reduzieren. Das EU-weite ETS ist ein wichtiger Teil der EU-Strategie, die Emissionen gemäß dem Kyoto-Protokoll gemeinschaftlich um 8% zu senken. In Anbetracht der beträchtlichen Vorlaufzeiten für entsprechende Projekte wird sich das Fenster für den Erwerb von Emissionszertifikaten aus Entwicklungs- und Transformationsländern in sinnvollem Ausmaß 2006 voraussichtlich wieder schließen.

"Die gute Nachricht ist, dass der Markt wächst, aber man muss beachten, dass die Zeit für Projekte, die bis 2012 erhebliche Emissionsminderungen erzielen können, bereits läuft", sagte Ken Newcombe, Manager des Bereichs Carbon Finance der Weltbank. "Dieses Problem wird dadurch verschärft, dass für die Zeit nach 2012 auf internationaler Ebene keine Absichtserklärungen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen vorliegen. Die Erfahrung der Bank besagt, dass von der Planung bis zur Implementierung eines Projekts zwischen 3 und 7 Jahre vergehen können. Regierungen und Unternehmen in den Industrieländern müssen dies berücksichtigen."

Der Statusbericht zum Emissionsmarkt 2004 zeigt auch, dass sich viele
europäische Unternehmen vor allem über Vermittler oder Public-Private-Partnerships auf dem Markt engagieren, wie z.B. den Prototype Carbon Fund (PCF). Nach den japanischen Unternehmen gehört der PCF zu den drei größten Käufern, wobei er sich auf gleichem Niveau wie die Niederlande bewegt. Diese drei Käufer machen fast 90% des Emissionsmarktes aus.


Die Marktuntersuchung des Bereichs Carbon Finance der Weltbank wertet
Informationen von den Broker-Häusern Natsource und LLC, Point Carbon,
Anbieter von Analysen zum CO2-Markt, sowie Gespräche mit Vertretern
führender internationaler Unternehmen aus. Dazu Jack Cogen, President von
Natsource: "Wir glauben an das anhaltende Wachstum dieses Marktes. Der Start des EU-ETS und die Genehmigung der Projektmethodik führt zu wachsenden Transaktionsvolumina und neuen Investitionen in den Markt."

"Der CO2-Markt entwächst den Kinderschuhen. Die wichtigste Entwicklung der letzten sechs Monate besteht darin, dass am EU-Markt ein Referenzpreis für die kurzfristige Perspektive herrscht, der auch auf den mittel- bis
langfristigen Zeitraum hindeutet. Diese Entwicklung erhöht die Liquidität am Markt und bewirkt bei den Investoren eine Neubewertung ihrer
Investitionsportfolios", sagte Kristian Tangen, CEO bei Point Carbon.

Asien steht derzeit für die Hälfte der projektbasiert erzielten
Emissionsminderungen, gefolgt von Lateinamerika (27%). Mit nur 4% des
CO2-Handels bewegt sich Afrika am unteren Ende der Skala. Und dieser Umstand erzeugt bei der Weltbank Besorgnis. Dazu Newcombe: "Für die Weltbank stellt der Emissionshandel ein weiteres Feld dar, auf dem die Bank zur Minderung der Armut beitragen kann. Die Bank setzt sich mit aller Kraft dafür ein, dass die armen Länder von der internationalen Reaktion auf die
Klimaveränderung, einschließlich des schnell wachsenden Marktes zur
Reduktion von Treibhausgasen, profitieren können."

Die Daten zeigen, dass die größeren Länder eine wachsende Konzentration von Projekten aufweisen, wobei sich zwei Drittel des gesamten Volumens auf nur fünf Länder verteilen. Die Tatsache, dass beinahe ein Drittel des gesamten erzielten Volumens auf die Zersetzung von HFC23 zurückgeht, zeigt das hohe Potential dieser Technologie. Ein Sechstel aller Projekte im Rahmen des Emissionshandels bezieht sich auf die Verwertung von Deponiegas. Dies zeigt das Potential des Emissionshandels, die Abfallkonzepte in den Entwicklungsländern zu revolutionieren.

Diese Marktstudien werden im Rahmen der ersten Carbon Expo veröffentlicht,
die über 700 Teilnehmer zusammenbringt: Käufer und Verkäufer von
Emissionszertifikaten, Vermittler, Dienstleister und Unternehmen aus der
ganzen Welt. Durch den Emissionshandel können Unternehmen und Regierungen der Industrieländer ihre internationalen Verpflichtungen zur Reduktion von Treibhausgasemissionen, die zu den Ursachen der Klimaveränderung gehören, zu vertretbaren Kosten erfüllen, indem sie Emissionsrechte von Transformations- und Entwicklungsländern aufkaufen. Die dabei gehandelten Emissionsminderungen werden in metrischen Tonnen CO2-Äquivalent (CO2e) gemessen.
Quelle: UD
 
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