Klimawandel

Zunehmend trockeneres Klima in Tibet

Das Zentrum des tibetischen Ackerbaus zeigt zwischen 1954 und 1990 eine Verschiebung der Klimaverhältnisse hin zu trockeneren Bedingungen. Zur Sicherung der Getreideernten sollte daher wieder vermehrt Gerste angebaut werden. Zu diesem Ergebnis kommen Axel Thomas von der Universität Mainz und Chen Shenbin von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Beijing in einer gemeinsamen Studie.

15.06.2004

Das Hochland Tibets stellt einen der klimatisch extremsten Räume der Erde dar. In weiten Bereichen mit Höhen über 4.500 m ue. NN sind nur vergleichsweise kleine Gebiete für den Ackerbau nutzbar. Dazu zählt das Tal des Yarlong Tsangpo, wie der Oberlauf des Brahmaputra in Tibet genannt wird. Hier findet sich das Zentrum des tibetischen Ackerbaus mit einer Fläche von etwa 200000 ha auf einer Höhe zwischen 3.500 und 3.900 m. Klimadaten über diese Region hat die chinesische Verwaltung bislang nur restriktiv herausgegeben. Durch die Partnerschaft mit Chen Shenbin gelang es Axel Thomas, umfangreiches Datenmaterial zu erhalten. "International zugänglich sind in Tibet etwa zehn Messstationen", so Thomas. "Dank der Zusammenarbeit können wir auf die Daten von über 200 Stationen zugreifen."

Wasser ist beim tibetischen Ackerbau das begrenzende Element - wenn nicht das periodische Hochwasser des Monsuns in den tieferen Tallagen den Anbau völlig unterbindet. Die nutzbaren Flächen des subtropischen Hochtals am Yarlong Tsangpo erhalten nur wenig Niederschläge bei gleichzeitig hoher Verdunstung. Die Verdunstungsmengen erreichen teilweise Werte, die Standorte in den nordwestchinesischen Wüstengebieten noch übertreffen können. Der Wasserbedarf der Kulturpflanzen wird dadurch nur etwa zu 40 bis 60 Prozent durch Niederschlag und Bodenwasser gedeckt. Über den Untersuchungszeitraum von 1954 bis 1990 zeigen die berechneten Wasserbilanzen eine Verschiebung der Klimaverhaeltnisse hin zu trockeneren Bedingungen.

Die im Rahmen eines DFG-Projektes gemachten Hochrechnungen bis zum Jahr 2010 lassen erwarten, dass sich der Trend zu arideren Bedingungen weiter fortsetzt und damit ein Umdenken noch dringlicher würde. Inwieweit die globale Erwärmung auch die klimatische Situation auf dem tibetischen Hochplateau beeinflusst, lässt sich anhand der bisherigen Daten nicht sagen. "Der stärkste Temperaturanstieg erfolgte erst zwischen 1990 und dem Jahr 2000", so Thomas. "In diesem Zeitraum ist die Verdunstung in vielen Regionen Tibets nach unseren ersten Untersuchungen aber gleichzeitig gesunken". Er will nun als nächstes die Daten für diesen Zeitraum einer genauen Analyse unterziehen.

Eine solche Analyse ist nicht nur für die lokale Landwirtschaft im tibetischen Yarlong-Tsangpo-Tal von Bedeutung. "Das Hochland von Tibet spielt bei der Entstehung des asiatischen Monsunsystems eine entscheidende Rolle", erklärte Thomas. Veränderungen in Tibet können also auf die gesamte ostasiatische Region rückwirken. Selbst Auswirkungen auf die klimatischen Verhältnisse größerer Bereiche der Nordhemisphäre sind, so Thomas, nicht auszuschließen.
Quelle: UD
 
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