Klimawandel

Hitzeschock am Nordpol

Vor 55 Millionen war der Arktische Ozean an die 20 Grad Celsius warm und eisfrei! Diese Entdeckung machten jetzt Wissenschaftler der internationalen Arctic Coring Expedition. In etwa 390 Metern unter dem Meeresboden fand das internationale Forscherteam aus acht Nationen Überreste winziger Meeresalgen, die an solch subtropische Temperaturen angepasst waren.

10.09.2004

Seit Mitte August sind drei Eisbrecher etwa 250 Kilometer vom Nordpol entfernt im Einsatz, um die 410 Meter mächtigen Ablagerungen am Meeresboden zu durchbohren. Immer wieder behinderten meterdicke Treibeisschollen die Arbeiten. Das Team konnte die Sedimente komplett durchbohren und erreichte das darunter liegende, rund 80 Millionen Jahre alte Gestein des Lomonossow-Rückens. Dieser 1.500 Kilometer lange untermeerische Gebirgsrücken war einst Teil des eurasischen Kontinents; heute erstreckt er sich von Grönland bis Sibirien mitten durch das arktische Becken.

"Vor 55 Millionen Jahren, an der erdgeschichtlichen Grenze von Palaeozan und Eozaen, herrschten auf der Erde extreme Treibhausbedingungen - auch in der Arktis, wie wir jetzt wissen," sagt Expeditionsleiter Jan Backmann von der Universität Stockholm mit Blick auf die jetzt gefundenen subtropischen Meeresalgen. "Auf der Basis unserer vorläufigen Befunde müssen wir die frühe Geschichte des Arktischen Beckens ganz neu bewerten. Offensichtlich war das Klima damals wechselhafter als wir bislang angenommen haben."

Mit weiteren spannenden Ergebnissen ist zu rechnen: "In unseren Proben finden wir nämlich auch Anzeichen für ein Massensterben im Meer, das sich vor 55 Millionen Jahren ereignete", erklärt Dr. Michael Kaminski vom University College, London. "Die mehr als 55 Millionen Jahre alten Ablagerungen aus der Epoche des Palaeozaens deuten auf ein reiches Ökosystem am Meeresboden hin. Kurz darauf, im Eozaen, sind viele Arten verschwunden. Nur einige robuste Organismen überstanden den Wärmeschock am Nordpol."

Die knapp 10 Millionen Euro teure arktische Bohrexpedition wird im Rahmen des prestigeträchtigen Integrierten Ozeanbohr-Programms durchgeführt, an dem die USA, Japan und 14 europäische Nationen beteiligt sind. Damit werden durch Bohrungen im Weltozean u.a. die Klima- und Umweltgeschichte unseres Planeten erforscht.
Quelle: UD
 
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