Klimawandel

Klimawandel a la Hollywood: Studie zur Wirkung des Kinofilms

Ende Mai 2004 kam in rund 80 Ländern der Klimaschocker "The Day After Tomorrow" des Hollywood-Starregisseurs Roland Emmerich in die Kinos. Würde dieser Film die Klimadebatte neu entfachen und den Klimaschutz fördern? Oder würde er dem Klimathema letztlich schaden, weil die Darstellung einer menschgemachten neuen Eiszeit auf der Nordhalbkugel mehr auf Fiktion als auf Wissenschaft beruht? Wissenschaftler des Potsdam-Instituts fuer Klimafolgenforschung untersuchten die Wirkung des Films.

08.11.2004

Die Ergebnisse zeigen: Durch Werbung, Interviews und Medienberichte hat der Film zu einer kleinen Konjunktur des Klimathemas geführt und Menschen erreicht, die sich ansonsten für das Thema nicht oder kaum interessieren. Dem Film gelang es auch, dem Kinobesucher ein größeres Bewusstsein für die Komplexität und Verwundbarkeit des Weltklimas zu vermitteln. So war zum Beispiel die Rolle der Ozeane den meisten Befragten vor dem Film nicht bekannt. Die "Special Effects" einer hereinbrechenden Klimakatastrophe führten bei den Zuschauern jedoch keineswegs zu Fatalismus oder Fluchtgefühlen - wie vielleicht zu erwarten wäre. Im Gegenteil: Nur knapp zehn Prozent der Befragten nahmen die Botschaft "Wir können ohnehin nichts tun" mit nach Hause, 82 Prozent wählten nach dem Film die Botschaft "Wir müssen den Klimawandel unbedingt aufhalten" als ihr Motto. Die meisten glauben auch, dass es noch möglich sowie auch wirtschaftlich vernünftig ist, Klimaschutzpolitik zu betreiben. Die deutsche Klimapolitik, die speziell wegen der Ökosteuer keine allzu guten Noten vor dem Film erhalten hatte, wird nachher deutlich besser bewertet - angesichts der kritischen Haltung des Films gegenüber der Klimapolitik der US-Regierung nicht besonders verwunderlich. Deutschland wird aufgefordert, auch international seine Anstrengungen zu verstärken.

Neben dem PIK haben sich vier andere Forschungsteams aus den USA, Großbritannien und Japan mit der Wirkung des Films auf das Publikum beschäftigt. Diese Teams trafen sich am 21. und 22. Oktober am PIK, um ihre Ergebnisse auszutauschen. Dabei wurde deutlich: Die unterschiedlichen kulturellen und politischen Hintergründe in diesen Ländern führen dazu, dass ein und derselbe Film ganz unterschiedliche Wirkungen beim Kinobesucher hervorruft. In den USA etwa, wo Klima und Klimaschutz eine deutlich geringere Rolle in der Öffentlichkeit spielen als in Europa, hat der Film deutlich zur Sensibilisierung des Themas und der Notwendigkeit von Klimapolitik beigetragen. Und: Wer den Film gesehen hat, ist deutlich stärker bereit, John Kerry zu wählen als George W. Bush.

Für die PIK-Studie wurden 1.118 Kinobesucher aus sechs deutschen Städten befragt (Berlin, Bremen, Magdeburg, Marburg, München, Potsdam). In einem schriftlichen Interview beantworteten sie unmittelbar vor und nach dem Kinobesuch Fragen zum Klimawandel und Klimaschutz. Eine weitere Gruppe von 150 Personen wurde vier Wochen später noch einmal telefonisch interviewt, um die Langzeitwirkung des Films zu überprüfen.
Quelle: UD
 
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