Klimawandel

Apokalypse am Mississippi nicht überraschend

Die Frage, ob die Zunahme der tropischen Wirbelstürme mit der globalen Erwärmung zu tun hat, lässt Experten untereinander streiten. Ein Großteil der Wissenschaftler stellt sich allerdings geschlossen hinter den Bericht, den NOAA-Forscher bereits vor einigen Jahren veröffentlicht haben.UNEP-Direktor Klaus Töpfer warnt vor voreiligen Schlüssen. Jetzt gehe darum, „das Leiden der Menschen und die damit verbundenen Folgen möglichst solidarisch und mit aller Unterstützung“ zu bewältigen.

02.09.2005

 Immer genauere Klimamodelle sagen für den tropischen Atlantik höhere Meerestemperaturen sowie mehr Feuchtigkeit und das Auftreten höherer Energie in der Atmosphäre voraus. All diese Faktoren begünstigen die Stärke von Hurrikans, wie sie der Süden der USA derzeit erlebt, berichtet der Greenpeace-Klimaexperte Erwin Mayer.

Bisher waren Forscher vorsichtig, wenn es darum gegangen ist, Wetterereignisse wie die Flut in Österreich, Rumänien und Süddeutschland oder die Wirbelstürme im Atlantik oder Pazifik mit dem globalen Wandel des Klimas in Verbindung zu bringen. "Einen direkten Zusammenhang zwischen der Flutkatastrophe in Österreich und dem Hurrikan in den USA kann man nicht herstellen", meint Herbert Formayer vom Department für Wasser, Atmosphäre und Umwelt. Formayer hat gemeinsam mit der Klimatologin Helga Kromp-Kolb das "Schwarzbuch Klimawandel" verfasst. Was der Forscher allerdings nicht in Abrede stellt, ist ein Zusammenhang mit wärmeren Temperaturen. Denn sowohl die Tiefdruckgebiete in Genua als auch die Oberflächenwassertemperatur im tropischen Atlantik, die für die Entstehung eines Hurrikans wesentlich ist, hängen mit der Erwärmung zusammen. "Ein Genua-Tief im Winter hat weniger dramatische Auswirkungen", so Formayer.

Bereits Anfang des Jahres waren sich die Forscher einig, dass der Sommer 2005 eine "Heftige Hurrikan-Saison" mit sich bringen wird. "Das war klar, da es in nicht El-Nino-Jahren in der Regel mehr Hurrikans gibt", meint Formayer. Die Katastrophe von New Orleans war eine Fortsetzung der Ereignisse die zuletzt die Cayman Islands, Kuba, Haiti und Florida getroffen hat. Im Vorjahr hatten vier Hurrikans in der Karibik hunderte Todesopfer und Schäden in Millionenhöhe verursacht. Außergewöhnlich war, dass die Hurrikanaktivität in diesem Jahr bereits im Juni begann. "Das ist in der Tat außergewöhnlich", meint Formayer. Normalerweise gibt es die ersten Hurrikans erst im Juli oder August.

In den vergangenen drei Jahrzehnten hat die Stärke von Hurrikans signifikant zugenommen. Mayer betont aber auch, dass deswegen noch nicht mit Sicherheit eine Zunahme der Anzahl und Stärke von Hurrikans vorausgesagt werden kann. Die Zeitreihen sind zu kurz um hier einen eindeutigen Trend abzuleiten. "Statistische Gewissheit in dieser Frage kann die Wissenschaft nach ihren eigenen Angaben aber erst dann liefern, wenn es für eine Trendumkehr beim Klimawandel wahrscheinlich schon zu spät ist", meint Mayer. "Die Klimawissenschaftler wissen noch nicht, wie sich die anderen Faktoren, die zur Entstehung von Hurrikans notwendig sind, entwickeln werden." Daher sei eine eindeutige Aussage auch nicht möglich. "Die Zeitreihen der Wirbelstürme liegen im Schwankungsbereich, allerdings ist die eindeutige Zunahme der Oberflächentemperatur und eine erhöhte Feuchtigkeit in den Tropen Anlass genug zu berechtigter Sorge", argumentiert der Fachmann.

Der menschliche Einfluss durch die CO2-Emmissionen und in Folge der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur ist hingegen in der Klimawissenschaft sehr gut abgesichert. Daher fordern Umweltorganisationen und Klimaforscher gemäß dem Vorsorgeprinzip die Treibhausgase endlich deutlich zu reduzieren - bis 2020 um 30 Prozent und bis 2050 um 80 Prozent.
Quelle: UD / Pte
 
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