Massive Auswirkungen der Hitzewelle 2003 auf europäische Ökosysteme
Die europäische Hitzewelle im Sommer 2003 hatte massive Auswirkungen auf die Produktivität der Ökosysteme, wie europäische Forscher im CarboEurope-IP-Projekt unter Beteiligung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) herausfanden. Sowohl Waldwachstum als auch landwirtschaftliche Erträge waren drastisch reduziert und die Biosphäre nahm deutlich weniger des Treibhhausgases Kohlendioxid auf als normal. Die Ergebnisse wurden jetzt im Wissenschaftsmagazin "Nature" veröffentlicht.
11.10.2005
Die europäische Hitzewelle während des Sommers 2003 brachte den
wärmsten August seit Beginn der Klimabeobachtungen, verursachte massive
Waldfeuer und kostete nach Schätzungen 35.000 Menschen das Leben. Jetzt
haben europäische Forscher, die im von der Europäischen Union
finanzierten CarboEurope-IP-Projekt organisiert sind, eine weitere
massive Konsequenz der extremen Witterung im Sommer 2003 analysiert:
Das Vegetationswachstum über Europa wurde in zuvor nie dagewesenem Maße
durch den trockenen und heißen Sommer verringert (um ca. 30%). Damit
waren nicht nur Getreideerträge und Waldwachstum deutlich niedriger,
sondern es nahmen auch die Ökosysteme weit weniger des Treibhausgases
Kohlendioxyd aus der Atmosphäre auf als normal. Die lange Trockenheit
und die extremen Temperaturen in Westeuropa (die teils 40°C
überstiegen) ergaben zusammen eine Abnahme der
Vegetationsproduktivität, die im letzten Jahrhundert beispiellos war.
Diese
Ergebnisse konterkarrieren gegenwärtige Vorstellungen, nach denen die
Klimaerwärmung im allgemeinen das Pflanzenwachstum fördere und die
Wachstumsperiode verlängere, wodurch die Aufnahme von Kohlendioxyd
erhöht werden solle. Spätestens jetzt müssen wir annehmen, dass die mit
dem CO2-Anstieg in der Atmosphäre verbundene Erwärmung erhebliche
Nebenwirkungen verursacht (z. B. Trockenheit). Unter diesen Bedingungen
wird der angenommene positive Düngeeffekt des CO2-Anstiegs auf das
Pflanzenwachstum zunichte gemacht.
Für diese Analyse
kombinierten die Wissenschaftler direkte Beobachtungen des
Kohlendioxyd-Austauschs zwischen Ökosystemen und Atmosphäre,
Satellitendaten über den Zustand der Vegetation und Erntestatistiken
mit Computersimulationen der Europäischen Ökosysteme. In Deutschland
spielten das Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena und das
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung führende Rollen bei der
Aufnahme und Analyse der Daten.
Zusätzliche Effekte von massiven
Waldbränden und indirekte mittelfristige Wirkungen sind in der Studie
noch gar nicht berücksichtigt worden, und es ist noch zu früh,
längerfristige Einflüsse solcher Klimaextreme auf die Ökosysteme (z. B.
Widerstand gegenüber Krankheitserregern, Änderungen der
Vegetationszusammensetzung) zu beurteilen. Aber da Klimasimulationen
vorhersagen, dass solche Extremereignisse im laufenden Jahrhundert
häufiger werden, werfen die Ergebnisse zur Hitzewelle 2003 kritische
Fragen hinsichtlich der Fähigkeit der Ökosysteme auf, mit solchem
Klimawandel zurechtzukommen.