Klimawandel

Zementindustrie klagt weiter über Emissionshandel

Die deutsche Zementindustrie ist zuversichtlich, dass 2006 die seit Jahren rückläufige Entwicklung beim Inlandsabsatz ihres Baustoffs endlich zum Stillstand kommt. Positive Signale für eine Stabilisierung der Baukonjunktur geben sogar Anlass zur Hoffnung auf eine Trendumkehr. Die Perspektiven für eine Erholung der energieintensiven Zementbranche werden jedoch von den drastisch gestiegenen Energiekosten und den Auswirkungen des Emissionshandels überschattet, so ihr Verbandspräsident Andreas Kern.

27.04.2006

Besondere Belastungen für die Zementbranche gingen vom Emissionshandel aus, der in seiner jetzigen Form eine Fehlkonstruktion darstelle, unter der die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Grundstoffindustrie leide. In der Praxis habe die Einführung des Handels mit CO2-Zertifikaten zu Folgen geführt, die seine "Erfinder" trotz deutlicher Warnungen nicht bedacht hätten, kritisierte Kern. Dies gelte auch für die so genannten Opportunitätskosten, mit denen die Energiewirtschaft den Wert kostenlos zugeteilter Emissionsrechte in die Strompreise "eingepreist" und damit die Energiekosten für die Industrie in die Höhe getrieben hätte. Allein durch den Emissionshandel sei der Strompreis seit Anfang 2005 um 30 Prozent gestiegen. In der Zementindustrie entspreche dies über 45 Mio. Euro oder einer jährlichen Belastung von rund 10.000 Euro je gewerblichem Arbeitsplatz.
 
Diese Problematik werde auch durch die kürzlich erfolgte Verständigung von Umwelt- und Wirtschaftsministerium zur Fortschreibung des Nationalen Allokationsplans (NAP II) nicht gelöst. Vielmehr sei zu befürchten, dass sich die Preisspirale beim Strom weiter nach oben drehe. Zwar sei anzuerkennen, dass sich die Politik in punkto industrielle Wettbewerbsfähigkeit um konstruktive Lösungen bemühe. Dies gelte vor allem für den Verzicht auf eine kostentreibende Versteigerung von Emissionsrechten.
 
Allerdings seien - trotz der auf den ersten Blick relativ geringen Minderungsverpflichtung von 1,25 Prozent für die energieintensive Industrie - wichtige Forderungen bisher nicht berücksichtigt worden. So müssten prozessbedingte Emissionen, die sich verfahrenstechnisch nicht reduzieren lassen, von der Minderungsverpflichtung ausgenommen werden. Zudem sei die Übertragbarkeit von Zertifikaten bei der Zusammenlegung von Produktionskapazitäten sicher zu stellen. Dies führe zu einer besseren Auslastung und damit auch zu einer höheren CO2-Effizienz.
 
"Schon jetzt zeigt sich", so Kern, "dass das System gefährliche industriepolitische Folgen mit sich bringt". Die Zementindustrie sei doppelt betroffen: Der Strompreisanstieg durch den Emissionshandel werde nicht verhindert, zugleich wirke der Emissionshandel für Branchen auf Erholungskurs als "Wachstumsbremse", weil die Zuteilung von Zertifikaten auf den Stand der konjunkturell ungünstigen Vorjahre eingefroren werde. Ein Zukauf von Emissionsrechten wäre für Unternehmen der Zementindustrie wirtschaftlich nicht darstellbar, da die CO2-Preise in krassem Missverhältnis zum Marktwert einer Tonne Zement stehen.

Die Zementindustrie geht angesichts der erwarteten Belebung der Nachfrage in allen Baubereichen für das laufende Jahr von einem leichten Anstieg des Zementabsatzes um ein bis zwei Prozent aus. In 2005 musste die Branche allerdings noch einmal einen Rückgang des Zementverbrauchs um 7,5 Prozent auf knapp 27 Mio. Tonnen verkraften. Auch die Zementausfuhren, die mit 6,2 Mio. Tonnen einen neuen Spitzenwert erreichten (Export-quote: 19,6 %), konnten die Absatzverluste im Inland nicht kompensieren. Der Umsatz der Branche stieg trotz hoher Energiekosten in 2005 nur um gut 5 Prozent auf  knapp 1,8 Mrd. Euro.
Quelle: UD
 
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