Klimawandel

Preise auf Emissionsmarkt kollabieren

Die Europäische Kommission hat offiziell die Emissionszahlen von 21 der 25 EU-Mitgliedsländer für das letzte Jahr bekannt gegeben. Demnach sind den am europäischen Emissionshandel (EU ETS) beteiligten Firmen für 2005 rund 44 Millionen Zertifikate mehr zugeteilt worden, als sie tatsächlich benötigt haben. Ein Preissturz von 50% war die Folge. Branchenexperten sehen mittelfristig den Preis jedoch wieder bei 40 Euro, so der Europressedienst in Bonn.

17.05.2006

In Deutschland ist der Überschuss besonders groß: Im vergangenen Jahr wurden von der deutschen Industrie 21 Millionen kostenlos zugeteilte Kohlendioxidzertifikate weniger gebraucht. Bereits knapp drei Wochen vor der offiziellen Bekanntgabe der Zahlen waren die Ergebnisse aus mehreren EU-Ländern in die Öffentlichkeit durchgesickert, was zu einem Preissturz am Emissionshandelsmarkt führte. So sank der Preis am 25. April nach  Bekanntgabe der niederländischen Zahlen an der Leipziger Strombörse EEX um mehr als 50 Prozent von 27 auf 11,49 Euro am 12. Mai. Das entspricht in  etwa dem Niveau am ersten Handelstag an der EEX am 9. März 2005. Seitdem war der Preis für eine Tonne CO2 stark gestiegen.

Auch auf der wichtigsten Branchenmesse Carbon Expo, die in der vergangenen Woche in Köln stattfand, war der starke Preisrückgang eines der beherrschenden Themen. Rund 1700 Besucher waren zu der dreitägigen, von Weltbank und IETA (International Emissions Trading Association) organisierten Veranstaltung in die Messehallen nach Köln-Deutz gekommen, um sich über die neuesten Entwicklungen im europäischen Emissionshandelsmarkt zu informieren.

Messeteilnehmer diskutieren über Gründe für Preissturz

Der kontinuierliche Preisanstieg seit dem Start des Handelssystems ist darauf zurückzuführen, dass die Nachfrage nach CO2-Zertifikaten bisher wesentlich höher war als das Angebot. Nachdem allerdings die beteiligten Unternehmen in den letzten Wochen eine große Menge Zertifikate auf den Markt gebracht haben, sank der Preis. Als möglicher Grund für den Preisverfall wird eine Überallokation, also die übermäßige Zuteilung von CO2-Zertifikaten an die am EU ETS beteiligten Länder genannt. Doch Branchenexperten gingen im Rahmen der Carbon Expo auch von anderen Gründen für die aktuellen Entwicklungen aus. So betonte Andrew Ertel, Präsident des Makler- und Marktanalyseunternehmens Evolution Marktes, dass es einen ökonomischen Anreiz zur Übererfüllung der Reduktionsverpflichtungen in den Ländern gegeben habe. Das heißt, dass Firmen in einem großen Umfang CO2 bei ihren Anlagen eingespart haben. Die geringere Reduktion der klimaschädlichen Gase, so Ertel weiter, habe zu freien CO2-Zertifikaten geführt, die die Unternehmen dann am Markt hätten handeln können. „Der Markt reagiert auf diese Entwicklung mit einem Preissignal", resümierte Karan Capoor von der Weltbank. Für Andrew Ertel sind die gestiegene Zahl gehandelter Zertifikate und die starke Preisvolatilität demnach ein Zeichen für einen gesunden Markt. Die Entwicklungen würden weiterhin zeigen, dass Emissionsreduktionen und Investitionen sowohl in Erfüllungs- als auch in Entwicklungsländern stattgefunden hätten.
Quelle: UD
 
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