Klimawandel
Energieversorger lehnen Zertifikateversteigerung ab
Die deutschen Energieversorger stehen der Option einer künftigen Versteigerung von CO2-Zertifikaten für die kommende Handelsperiode (2008-2012) kritisch gegenüber. "Unsere Grenzkosten haben sich durch den Emissionshandel erhöht und würden sich bei einer Zertifikateauktion weiter erhöhen", sagte Daniel Genz von Vattenfall Europe auf der Euroforum-Konferenz "CO2-Emissionshandel" in Düsseldorf.
27.10.2006
Bisher hat die Bundesregierung die Zertifikate an die teilnehmenden Unternehmen kostenlos abgegeben. Eine Option, die von den Energieversorgern auch für die Zukunft befürwortet wird. "Durch die kostenlose Abgabe von Zertifikaten werden notwendige Investitionsanreize geliefert, denn in den nächsten Jahren müssen 7.400 Megawatt Atomkraftwerksleistung kompensiert werden", sagte Vattenfall-Vertreter Genz im Rahmen seines Vortrags.
Laut EU ist allerdings bereits ab 2008 eine Versteigerung von bis zu zehn Prozent der Zertifikate möglich. Ob die Bundesregierung von dieser Option Gebrauch machen wird steht noch nicht fest. Das neue Zuteilungsgesetz, das die Umsetzung des "Nationalen Allokationsplans II" (NAP II) regelt, befindet sich derzeit noch in der Ressortabstimmung. Im Dezember soll es im Bundestag verabschiedet werden. Ob der aktuelle Zuteilungsplan bereits Hinweise auf eine künftige Versteigerung der Verschmutzungsrechte gibt, wurde auf der Euroforum-Konferenz kontrovers diskutiert. So sieht der Gesetzesentwurf unter anderem eine Reserve von zwei Millionen Tonnen Zertifikate zur Refinanzierung von Systemkosten vor. "Das ist kein Hinweis auf einen Einstieg in die Auktionierung", sagte Roland Geres, Moderator der Konferenz und gleichzeitig geschäftsführender Gesellschafter bei der FutureCamp GmbH, die Firmen im Bereich Emissionshandel berät.
Energieintensive Industrie fordert "CO2-Steuer"
Ein "Dauerbrenner"-Thema in der Emissionshandelsbranche ist die Einpreisung der Kosten des Zertifikatehandels in den Strompreis. Dieses Vorgehen, so betonte Vattenfall-Vertreter Genz, sei aus betriebswirtschaftlicher Sicht nur rational. Vertreter aus dem Bereich der energieintensiven Industrie halten allerdings dagegen. So merkte Dr. Christof Bauer von der Degussa AG an: "Wir als produzierende Industrie können im internationalen Wettbewerb die Zertifikate im Unterschied zu den Energieversorgungsunternehmen nicht einpreisen, denn sonst würde unsere Produkte niemand mehr kaufen." Durch den Emissionshandel, so Bauer, würden die Energieversorger eine doppelte Dividende erhalten: Höhere Strompreise und einen Zusatzerlös durch den Zerifikateverkauf. Abhilfe könnte die Einführung einer so genannten "CO2-Steuer" bringen. So erwägt die Europäische Kommission eine neue Steuer auf Güter zu erheben, die aus Ländern importiert werden, in denen die Industrie nicht verpflichtet ist, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren. Die Steuer soll einen Ausgleich schaffen zwischen Herstellern, die Kosten für Umweltschutzmaßnahmen tragen, und denjenigen, die dies nicht tun. Verbandsvertreter der energieintensiven Industrie befürworten die Einführung einer solchen Steuer und sind nach Auskunft von Bauer an der Diskussion auf EU-Ebene beteiligt.
JI-Maßnahmen werden attraktiver
Weiteres zentrales Konferenzthema in Düsseldorf: Die Beteiligung von Unternehmen an Maßnahmen zur Generierung von zusätzlichen Kohlendioxidzertifikaten. Bereits in der laufenden Handelsperiode ist die Teilnahme an Projekten in Entwicklungsländern (so genannte CDM-(Clean Development Mechanism)) möglich. Und deutsche Unternehmen machen von dieser Möglichkeit bereits regen Gebrauch. 22 Projekte mit deutscher Beteiligung liegen nach Auskunft der "Deutschen Emissionshandelsstelle" (DEHSt) bereits vor. Ab 2008 können Unternehmen außerdem Projekte in anderen Industrieländern durchführen (so genannte JI- (Joint Implementation) Maßnahmen). Ein Zielland solcher Maßnahmen ist Deutschland. 55 Projekte wurden nach Auskunft der DEHSt bereits beantragt, darunter hauptsächlich in den Bereichen Gruben-, Biogas und Brennstoffwechsel.
Nach Einschätzung von Franzjosef Schafhausen vom Bundesumweltministerium (BMU) ist Deutschland als Gastland für JI-Projekte allerdings nur dann attraktiv, wenn die Durchführung der Projekte preisgünstig ist. So planten Länder wie die Niederlande, Dänemark, Österreich, Frankreich, Italien und Spanien die Finanzierung sowohl von CDM- als auch JI-Maßnahmen aus öffentlichen Mitteln. In Deutschland werde hingegen eine staatlich geförderte Nutzung abgelehnt.
Kritik an der Durchführung von JI-Maßnahmen äußerte E.ON Ruhrgas Vertreter Klaus-Robert Kabelitz. Je weiter die Osterweiterung der EU fortschreite, desto weniger relevant würden solche Maßnahmen. CO2-Zertifikate könne man dann sehr viel einfacher direkt innerhalb des europäischen Emissionshandelssystems handeln, ohne den Umweg über JI-Projekte zu gehen. Bei der Durchführung von JI-Projekten in Deutschland müssen zudem Doppelförderungen vermieden werden. Nach Auskunft der DEHSt können keine Pläne unterstützt werden, die bereits im Rahmen des "Erneuerbare-Energien-Gesetz" (EEG) mit einer Einspeisevergütung "belohnt" werden. Bisher habe man daher noch keinem Projekt zugestimmt.
Unterdessen geht die Arbeit am "International Transaction Log" (ITL) weiter. Alle von den Unternehmen im Rahmen von flexiblen Mechanismen zusätzlich erworbenen Zertifikate müssen in diesem zentralen Register verbucht werden. Es soll bis spätestens Ende April 2007 in Betrieb genommen werden und die Angaben sowohl aus nationalen als auch aus dem europäischen Register "Community Independent Transaction Log" (CITL) beinhalten. Kritik an diesem Einführungszeitpunkt übte Konferenzteilnehmer Jürgen Landgrebe von der DEHSt. Das Datum kollidiere mit dem Termin für die Einreichung der Abgabeverpflichtungen von allen am Emissionshandel beteiligten Unternehmen. "Wir plädieren daher für eine Verlagerung auf Mitte 2007, um Koordinationsprobleme zu umgehen."
Teile der USA planen Einstieg in den Emissionshandel
Neben den Entwicklungen in Deutschland und Europa war der geplante, gemeinsame Emissionshandel zwischen der EU, Kalifornien und sieben weiteren Bundesstaaten im Nordosten der USA Konferenzthema in Düsseldorf. BMU-Vertreter Schafhausen wertete das Engagement des kalifornischen Gouverneurs Arnold Schwarzenegger als Reflex auf eine grundlegende Änderung der klimapolitischen Haltung innerhalb der US-Bevölkerung. Auch Roland Geres von FutureCamp sprach von einer Art "Grass-Root-Bewegung" mit großem Potenzial: "Nach meiner Erfahrung schlägt die Politik der Bundesstaaten nach zwei Jahren auf die Bundesebene durch."
Laut EU ist allerdings bereits ab 2008 eine Versteigerung von bis zu zehn Prozent der Zertifikate möglich. Ob die Bundesregierung von dieser Option Gebrauch machen wird steht noch nicht fest. Das neue Zuteilungsgesetz, das die Umsetzung des "Nationalen Allokationsplans II" (NAP II) regelt, befindet sich derzeit noch in der Ressortabstimmung. Im Dezember soll es im Bundestag verabschiedet werden. Ob der aktuelle Zuteilungsplan bereits Hinweise auf eine künftige Versteigerung der Verschmutzungsrechte gibt, wurde auf der Euroforum-Konferenz kontrovers diskutiert. So sieht der Gesetzesentwurf unter anderem eine Reserve von zwei Millionen Tonnen Zertifikate zur Refinanzierung von Systemkosten vor. "Das ist kein Hinweis auf einen Einstieg in die Auktionierung", sagte Roland Geres, Moderator der Konferenz und gleichzeitig geschäftsführender Gesellschafter bei der FutureCamp GmbH, die Firmen im Bereich Emissionshandel berät.
Energieintensive Industrie fordert "CO2-Steuer"
Ein "Dauerbrenner"-Thema in der Emissionshandelsbranche ist die Einpreisung der Kosten des Zertifikatehandels in den Strompreis. Dieses Vorgehen, so betonte Vattenfall-Vertreter Genz, sei aus betriebswirtschaftlicher Sicht nur rational. Vertreter aus dem Bereich der energieintensiven Industrie halten allerdings dagegen. So merkte Dr. Christof Bauer von der Degussa AG an: "Wir als produzierende Industrie können im internationalen Wettbewerb die Zertifikate im Unterschied zu den Energieversorgungsunternehmen nicht einpreisen, denn sonst würde unsere Produkte niemand mehr kaufen." Durch den Emissionshandel, so Bauer, würden die Energieversorger eine doppelte Dividende erhalten: Höhere Strompreise und einen Zusatzerlös durch den Zerifikateverkauf. Abhilfe könnte die Einführung einer so genannten "CO2-Steuer" bringen. So erwägt die Europäische Kommission eine neue Steuer auf Güter zu erheben, die aus Ländern importiert werden, in denen die Industrie nicht verpflichtet ist, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren. Die Steuer soll einen Ausgleich schaffen zwischen Herstellern, die Kosten für Umweltschutzmaßnahmen tragen, und denjenigen, die dies nicht tun. Verbandsvertreter der energieintensiven Industrie befürworten die Einführung einer solchen Steuer und sind nach Auskunft von Bauer an der Diskussion auf EU-Ebene beteiligt.
JI-Maßnahmen werden attraktiver
Weiteres zentrales Konferenzthema in Düsseldorf: Die Beteiligung von Unternehmen an Maßnahmen zur Generierung von zusätzlichen Kohlendioxidzertifikaten. Bereits in der laufenden Handelsperiode ist die Teilnahme an Projekten in Entwicklungsländern (so genannte CDM-(Clean Development Mechanism)) möglich. Und deutsche Unternehmen machen von dieser Möglichkeit bereits regen Gebrauch. 22 Projekte mit deutscher Beteiligung liegen nach Auskunft der "Deutschen Emissionshandelsstelle" (DEHSt) bereits vor. Ab 2008 können Unternehmen außerdem Projekte in anderen Industrieländern durchführen (so genannte JI- (Joint Implementation) Maßnahmen). Ein Zielland solcher Maßnahmen ist Deutschland. 55 Projekte wurden nach Auskunft der DEHSt bereits beantragt, darunter hauptsächlich in den Bereichen Gruben-, Biogas und Brennstoffwechsel.
Nach Einschätzung von Franzjosef Schafhausen vom Bundesumweltministerium (BMU) ist Deutschland als Gastland für JI-Projekte allerdings nur dann attraktiv, wenn die Durchführung der Projekte preisgünstig ist. So planten Länder wie die Niederlande, Dänemark, Österreich, Frankreich, Italien und Spanien die Finanzierung sowohl von CDM- als auch JI-Maßnahmen aus öffentlichen Mitteln. In Deutschland werde hingegen eine staatlich geförderte Nutzung abgelehnt.
Kritik an der Durchführung von JI-Maßnahmen äußerte E.ON Ruhrgas Vertreter Klaus-Robert Kabelitz. Je weiter die Osterweiterung der EU fortschreite, desto weniger relevant würden solche Maßnahmen. CO2-Zertifikate könne man dann sehr viel einfacher direkt innerhalb des europäischen Emissionshandelssystems handeln, ohne den Umweg über JI-Projekte zu gehen. Bei der Durchführung von JI-Projekten in Deutschland müssen zudem Doppelförderungen vermieden werden. Nach Auskunft der DEHSt können keine Pläne unterstützt werden, die bereits im Rahmen des "Erneuerbare-Energien-Gesetz" (EEG) mit einer Einspeisevergütung "belohnt" werden. Bisher habe man daher noch keinem Projekt zugestimmt.
Unterdessen geht die Arbeit am "International Transaction Log" (ITL) weiter. Alle von den Unternehmen im Rahmen von flexiblen Mechanismen zusätzlich erworbenen Zertifikate müssen in diesem zentralen Register verbucht werden. Es soll bis spätestens Ende April 2007 in Betrieb genommen werden und die Angaben sowohl aus nationalen als auch aus dem europäischen Register "Community Independent Transaction Log" (CITL) beinhalten. Kritik an diesem Einführungszeitpunkt übte Konferenzteilnehmer Jürgen Landgrebe von der DEHSt. Das Datum kollidiere mit dem Termin für die Einreichung der Abgabeverpflichtungen von allen am Emissionshandel beteiligten Unternehmen. "Wir plädieren daher für eine Verlagerung auf Mitte 2007, um Koordinationsprobleme zu umgehen."
Teile der USA planen Einstieg in den Emissionshandel
Neben den Entwicklungen in Deutschland und Europa war der geplante, gemeinsame Emissionshandel zwischen der EU, Kalifornien und sieben weiteren Bundesstaaten im Nordosten der USA Konferenzthema in Düsseldorf. BMU-Vertreter Schafhausen wertete das Engagement des kalifornischen Gouverneurs Arnold Schwarzenegger als Reflex auf eine grundlegende Änderung der klimapolitischen Haltung innerhalb der US-Bevölkerung. Auch Roland Geres von FutureCamp sprach von einer Art "Grass-Root-Bewegung" mit großem Potenzial: "Nach meiner Erfahrung schlägt die Politik der Bundesstaaten nach zwei Jahren auf die Bundesebene durch."
Quelle: Europressedienst