Klimawandel

Mehr Kriege bei kaltem Wetter

Die meisten bewaffneten Auseinandersetzungen hat es in China während kälterer Klimaperioden gegeben. Zu diesem Schluss kommen Forscher der Universität Hong Kong. Sie haben die vergangenen tausend Jahre untersucht und dabei festgestellt, dass verminderte landwirtschaftliche Aktivitäten das Aggressionspotenzial ansteigen ließen, berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature.

23.07.2007

David Zhang und sein Forscherteam haben entdeckt, dass es zwischen dem Jahr 1000 und 1911 rund 900 bewaffnete Konflikte in Ostchina - der Kornkammer Chinas - gegeben hat. Die Forscher haben jede Dekade nach der Anzahl der jeweiligen Konflikte klassifiziert. Während des untersuchten Zeitraumes ergab das Studium der Klimadaten für die nördliche Hemisphäre sechs Kalt- und Warmphasen. Während der Kältephasen verminderte sich die Nahrungsmittelproduktion dramatisch.

Alle vier Dekaden mit der höchsten Anzahl an Konflikten waren Kältephasen, fanden die Forscher heraus. Die Kriege kamen immer etwa zehn bis 30 Jahre nach diesen Kälteperioden. "In Situationen mit ökologischem Stress könnte der Krieg schlussendlich die Lösung sein, um auf verminderte Ressourcen zu reagieren", subsumieren die Forscher. "Das Resultat hat mich sehr überrascht", meint Zhang. Es scheint, als würden die Menschen immer noch so reagieren wie Tiere. Der Wissenschaftler sieht in seinen Untersuchungen aber auch deutliche Parallelen zur Jetztzeit. Die Klimaänderung auf der Erde könnte in Zukunft solche Szenarien sehr wahrscheinlich machen. "Am schlimmsten betroffen sind jene Regionen, die die meisten Ressourcen haben. Um diese Lebensgrundlagen wird ein erbitterter Konflikt geführt", so Zhang.

"Im Grunde genommen ist das eine ganz selbstverständliche Konsequenz", meint der Humanökologe und Umweltethiker von der Universität für Bodenkultur in Wien, Peter Weish, im Interview. Allerdings habe sich seit damals sehr viel geändert. "Es gibt in der Zwischenzeit ein globales Bewusstsein, das auch das Wissen um die Not Betroffener umfasst", so Weish. "Wir bekennen uns zur Solidarität mit den Hungernden. Wenn wir aber wirklich einen Schritt in die richtige Richtung setzen, müssen wir unseren Fleischkonsum drosseln, weniger hochwertige Nutztiere züchten und unsere Rinder gesünder ernähren", erklärt der Experte.

Ein weiterer Grund, warum es eher zu keinen Kriegen mehr kommen werde, sei das grausige Schreckensszenario eines modernen globalen Konflikts." Es gibt ein Gebot der vorausschauenden Vernunft, so etwas zu lassen", zeigt sich der Wissenschaftler überzeugt. Das ändere aber gar nichts daran, dass die industrialisierte Welt ihren ökologischen Fußabdruck verkleinern und den Lebenszyklus so verändern soll, dass er auf ein erträgliches Maß gebracht werde. "Unsere Pflicht und Schuldigkeit besteht darin, bei uns selbst anzufangen, anstatt eine globale Migrationswelle in Kauf zu nehmen."

Weish kritisiert in diesem Zusammenhang auch den häufig falsch verstandenen Terminus Entwicklungshilfe. "Entwicklungshilfe heißt eine Verbesserung der Lebensbedingungen zu schaffen. Das gilt vor allem in jenen Bereichen, in denen echte Bedürfnisse der Menschen bestehen." Dieser Terminologie wäre aber abgehoben von künstlich geschaffenen Bedürfnissen. "Es gibt keine einfache Patentlösung. Tatsache ist, dass wir lernen müssen, auf allen Gebieten zukunftsfähig zu sein", erklärt Weish abschließend.
Quelle: pte
 
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