Klimawandel

Meeresspiegelanstieg und extreme Erwärmung

Der Meeresspiegel im Mittelmeer steigt unaufhörlich und könnte in den kommenden 50 Jahren um bis zu einen halben Meter zunehmen, warnen Forscher des spanischen Instituts für Ozeanographie. Seit den 1970er Jahren ist der Meeresspiegel stetig leicht angestiegen, in den vergangenen Jahren allerdings stärker. Sogar ein relativ geringer Anstieg werde immense Folgen für die Küstenregionen haben, warnen die Forscher.

23.01.2008

Die Studie spiegelt Ergebnisse anderer Untersuchungen zum Thema Klimaerwärmung wider. Seit 1990 hat sich der Meeresspiegel im Mittelmeer zwischen 2,5 und zehn Millimeter gehoben. Wenn dieser Trend sich fortsetzt, werde es schwerwiegende Konsequenzen für flache Küstenabschnitte geben. Ein Anstieg um 50 Zentimeter hätte katastrophale Auswirkungen. Seit den 1970er Jahren konnten Temperaturanstiege zwischen 0,12 bis 0,5 Grad Celsius festgestellt werden. Der Anstieg des Meeresspiegels ist ein Schlüsseleffekt der weltweiten Klimaveränderung. Ausschlaggebend dafür sind das Abschmelzen der Polkappen und Gletscher sowie die Ausdehnung des Wassers durch die Erwärmung in den Ozeanen. Erst vor knapp einem Monat hatte eine Studie des Intergovernmental Panel On Climate Change IPCC festgestellt, dass der Anstieg der Meeresspiegel bis zum Ende des Jahrhunderts doppelt so hoch sein könnte als die UN-Klimaforscher es bisher angenommen haben.

Als ähnlich dramatisch beschreiben Experten die Situation in der Ostsee: In dem neuen Buch "Assessment of Climate Change for the Baltic Sea Basin" (BACC), das dieser Tage im Springer Verlag erscheint, publizieren 80 Wissenschaftler aus 13 europäischen Ländern die erste umfassende Bestandsaufnahme zum Klimawandel im Ostseeraum. Die Lufttemperatur hat sich im vergangenen Jahrhundert bereits um 0,85 Grad erwärmt und liegt damit über der vom IPCC festgestellten globalen Schnitt von 0,75 Grad. Wenn es nicht bald zu Klimaschutzmaßnahmen komme, könnten die Temperaturen am Ende des Jahrhunderts um bis zu fünf Grad Celsius ansteigen. Damit verbunden wäre eine Veränderung der Eisdecke bzw. der Niederschläge. Das interdisziplinäre Projekt wurde federführend vom GKSS-Forschungszentrum in Geesthacht koordiniert. "Der BACC-Bericht ist eine regionale Variante des vom Weltklimarat veröffentlichten IPCC-Reports zur globalen Klimaänderung", so Hans von Storch, Leiter des Instituts für Küstenforschung am GKSS-Forschungszentrum.

Diese Woche wird die EU-Kommission ihren Vorschlag zur Gestaltung der zukünftigen EU-Energie- und Klimapolitik präsentieren. Umweltorganisationen wie etwa GLOBAL2000 zeigen sich schon im Vorfeld besorgt über die unzureichenden Klimaziele. "Mit dem Ziel einer Treibhausgas-Reduktion von 20 Prozent gegenüber 1990 bleibt die EU hinter den nötigen Korrekturen zurück und verspielt ihre Führungsrolle im internationalen Klimaschutz", so Silva Herrmann, Klimasprecherin von GLOBAL2000. Aus wissenschaftlicher Sicht sei dies definitiv zu wenig. "Mit diesem mageren Verhandlungsangebot an die internationale Staatengemeinschaft wird der Versuch scheitern, die USA, Japan oder Kanada zu ehrgeizigem Klimaschutz zu bewegen", befürchtet Herrmann. Auf der Klimakonferenz in Bali im Dezember 2007 hatten sich die Industriestaaten zu einer Reduktion um 25 bis 40 Prozent gegenüber 1990 bekannt. Dort habe sich die EU noch als Vorreiter in Sachen Klimapolitik hervorgetan.

"Um möglichst schnell den Temperaturanstieg zu verhindern, muss eine Treibhausgasreduktion um mindestens 30 Prozent erfolgen", betont Herrmann. "Wir kritisieren auch, dass der EU-Vorschlag bisher keine ausreichenden Strafmaßnahmen für Klimasünder vorsieht und den Freikauf in großem Maßstab durch Zertifikate ohne tatsächliche Treibhausgas-Reduktionen durch Maßnahmen im Inland ermöglicht." Damit werde das Werkzeug der Zertifikate unwirksam, so Herrmann abschließend.
Quelle: pte
 
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