Klimawandel

Potsdamer Ökonom Ottmar Edenhofer übernimmt Vorsitz im Weltklimarat

Ottmar Edenhofer wurde auf der 29. Versammlung des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) in Genf zum Vorsitzenden der Arbeitsgruppe 3 ernannt. Der Chefökonom und stellvertretende Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und Professor für die Ökonomie des Klimawandels an der Technischen Universität Berlin, teilt sich den Vorsitz der Arbeitsgruppe "Vermeidung des Klimawandels" mit Ramón Pichs Madruga aus Kuba und Youba Sokona aus Mali. In den kommenden sieben Jahren sollen Lösungsstrategien für die Klima- und Energieproblematik aufgezeigt und das Fundament für einen weltweiten Emissionshandel gelegt werden.

10.09.2008

"Wir werden in den kommenden Jahren klären müssen, inwieweit wir Klimawandel vermeiden müssen und inwieweit wir uns daran überhaupt anpassen können", sagt Edenhofer. Der Ökonom sieht darin zentrale Fragen der künftigen öffentlichen Debatte und des wissenschaftlichen Diskurses. Aufgabe des IPCC und speziell der Arbeitsgruppe 3 "Vermeidung des Klimawandels" ist es, gangbare Lösungswege aufzuzeigen. Dieser Arbeitsbereich des IPCC wird nach Einschätzung Edenhofers in den nächsten Jahren noch deutlich an Bedeutung gewinnen, da die Erwartungen von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft an den IPCC weiter steigen werden.
 
"Wir müssen nun benennen, was es kostet, den CO2-Gehalt der Atmosphäre auf einem niedrigen Niveau zu stabilisieren", beschreibt Edenhofer eine der unmittelbar anstehenden Aufgaben seiner Arbeitsgruppe. Es gelte auch die Risiken von Vermeidungsoptionen, etwa der Biomassenutzung für die Nahrungsmittelsicherheit oder der Kernenergie, abzuschätzen. Im Dialog mit der Arbeitsgruppe 2 des IPCC "Klimafolgen, Anpassung und Vulnerabilität" muss erörtert werden, wo die Grenzen der Anpassungsfähigkeit der Gesellschaft liegen und welche Handlungsoptionen bestehen.
 
Edenhofer plant während seiner Amtszeit eine Reihe von Sonderberichten zu veröffentlichen, den ersten zur Bedeutung der erneuerbaren Energien für die Klimapolitik. Weitere Sonderberichte zur Verknüpfung regionaler Kohlenstoffmärkte und zur Anpassung und Vermeidung in Megastädten sollen erstellt werden. Das Büro der Arbeitsgruppe 3, die sogenannte Technical Support Unit, wird am PIK angesiedelt. Potsdam wird damit weiter als Standort für die Entwicklung internationaler Klimaschutzkonzepte ausgebaut.
 
Das IPCC muss künftig auch vermehrt auf das Wissen der Wirtschaft zurückgreifen. Edenhofer will Unternehmen und Nicht-Regierungs- Organisationen in Expertenworkshops einladen, ihr Wissen in die Sachstands- und Sonderberichte des IPCC einfließen zu lassen. "Wir brauchen diese Expertise", sagt Edenhofer und betont, dass es nicht Aufgabe des IPCC sei, Politik zu ersetzen, sondern als ehrlicher Makler zwischen Wissenschaft und Gesellschaft das notwendige Wissen für vernünftige Entscheidungen bereitzustellen.
 
Die Perspektiven der Entwicklungs- und Schwellenländer werden in der Arbeitsgruppe 3 durch die Co-Vorsitzenden Ramón Pichs Madruga und Youba Sokona aus Mali vertreten. Da keiner dieser beiden Kandidaten bei der Wahl zum Co-Chair eine absolute Mehrheit erhalten hatte, wird die Arbeitsgruppe 3 nun von drei anstelle von zwei Wissenschaftlern geleitet und hat fünf anstelle von sechs Vize-Vorsitzenden. Youba Sokona leitet das Sahara- und Sahel-Observatorium, eine zwischenstaatliche afrikanische Organisation für nachhaltige Entwicklung, und lehrt Maschinenbau an der der Nationalen Hochschule für Ingenieurswissenschaften in Bamako, Mali. Ramón Pichs Madruga war  bislang einer der sechs Vize-Vorsitzenden der Arbeitsgruppe 3. Als Mitglied des IPCC hat er bereits zum dritten und zum vierten Sachstandsbericht 2001 und 2007 beigetragen. Der kubanische Volkswirt und Sozialwissenschaftler ist Unterdirektor am Wirtschaftsforschungsinstitut Centro de Investigaciones de Economía Mundial in Havanna.
 
Zu den neuen Vize-Vorsitzenden der Arbeitsgruppe gehört der italienische Ökonom Carlo Carraro vom Euro-Mediterranean Centre for Climate Change in Lecce, Italien, der mit Edenhofer auch im Rahmen des PIK-Projektes "Recipe" zusammenarbeitet. Zum Vorsitzenden des IPCC wurde nach seinem Amtsantritt 2002 erneut der indische Produktionstechniker und Ökonom Rajendra Pachauri gewählt. Stimmberechtigt in den Plenarsitzungen des IPCC sind die Regierungsvertreter der Mitgliedsländer der Weltmeteorologie-Organisation (WMO) und des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (Unep). Diese Organisationen haben das IPCC 1988 gegründet.
 
Die Autoren der IPCC-Berichte werten wissenschaftliche, technologische und sozioökonomische Informationen aus, die zum Verständnis des Klimawandels, seiner potentiellen Auswirkungen sowie von Möglichkeiten zur Anpassung und Vermeidung beitragen. Den vierten Sachstandsbericht, der großes öffentliches Interesse erregte, legte der Weltklimara im Jahr 2007 vor. Der fünfte Sachstandsbericht wird voraussichtlich 2012 oder 2013 erscheinen, die Erscheinungstermine sind nicht fest vorgegeben. Bislang wurden Sachstandsberichte in den Jahren 1990, 1995, 2001 und 2007 veröffentlicht.
Quelle: UD
 
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