Klimawandel

Klimawandel erfordert mehr Wassermanagement

Die Geschichte der Menschheit würde anders verstanden, wenn das Wasser als wesentlicher Motor der Entwicklung berücksichtigt wird. Das betonte der norwegische Politologe Terje Tvedt anlässlich der Wasserkonferenz der European Science Foundation. Sozialwissenschaftler und Historiker hätten es laut Tvedt bisher verabsäumt, natürliche Ressourcen für die Erklärung von Sozialstrukturen heranzuziehen. Das würde sich in Zukunft ändern, da Strategien gegen die negativen Folgen des Klimawandels eine intensivere Beschäftigung mit Wasser erforderten.

05.12.2008

Tvedt ist Autor einer mehrbändigen Buchserie, in der er die Geschichte des Wassers thematisiert. In einer prämierten Filmreihe zeigt er außerdem, wie das Leben von Menschen in 20 Ländern vom Kampf um das Wasser beeinflusst wird. Im Interview erläutert Tvedt, wie ein auf Wasser basierender Ansatz von Geschichte neue Sichtweisen auf die Geschichte erlaubt. Die heute deutsch sprechenden Länder seien in besonderer Weise vom Wasser beeinflusst. "Viele Flüsse Mitteleuropas waren militärische Grenze für die expandierenden Heere. Sie haben daher hohe kulturelle und historische Bedeutung." Dass die Landwirtschaft hierzulande weitgehend auf Niederschlag statt auf künstlicher Bewässerung basiere, habe hohe Auswirkungen auf Ökonomien und soziale Organisation. Nicht zu überschätzen sei in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Flüsse. "Die Formen, in denen der Mensch etwa den Rhein im 19. Jahrhundert beeinflusste, hatte große Folgen für die deutsche Einheit", verdeutlicht Tvedt.
 
Kultur und Religion sind für Tvedt Quellen, die wesentlich den Umgang des Menschen mit Wasser bestimmen. "In den meisten Religionen wird das Wasser als heilig und als Mittel Gottes angesehen, um die Menschen zu belohnen oder zu bestrafen. Das lässt sich aus Mythen von Schöpfung und Flut eindeutig ablesen." Diese auf religiöse Vorstellungen begründete Bedeutung des Wassers sei durch die Modernität zwar stark marginalisiert worden, doch noch immer bestimme das Wasser ein weites Feld kultureller und mythischer Ideen. "Besonders Deutschland hat sich durch verschiedenste Heilpraktiken einen Namen gemacht, die auf spezielle Eigenschaften des Wassers zurückgehen. Ein Beispiel dafür ist der Kneipp-Ansatz."
 
Für die Zukunft erkennt Tvedt die Notwendigkeit einer intensiveren globalen Beschäftigung mit Wasser. "Wasser ist die einzige Ressource, die alle Gesellschaften brauchen, in der Vergangenheit wie auch in der Zukunft", so Tvedt. Der zukünftige Klimawandel zeige sich in erster Linie, indem er die Wege des Wassers durch die Landschaft verändere. "Die Wasserfrage wird ein Problem sein, dem sich alle Gesellschaften auf eine neue Weise nähern müssen, da große Unsicherheiten über den Klimawandel bestehen." Die Strategien dazu würden in den einzelnen Ländern und Kontinenten sehr verschieden sein, da sie Probleme unterschiedlicher Ernsthaftigkeit und Ausmaßes behandelten, so der Wasserexperte abschließend.
Quelle: pte
 
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