Klimawandel

Städte als Hauptverursacher und Opfer des Klimawandels

Städte sind Hauptopfer aber auch Hauptverursacher des Klimawandels und sie sind nicht für die dringend notwendigen Veränderungen gewappnet. Zu diesem Schluss kommen Experten der internationalen Städtekommission des World Future Council (WFC) und der Hamburger HafenCity Universität (HCU). Rund 80 Prozent aller eingesetzten Rohstoffe werden in Städten verbraucht. Damit sind die urbanen Siedlungsgebiete sowohl in den industrialisierten Staaten, aber zunehmend auch in Entwicklungsländern, Hauptverursacher des Klimawandels.

07.05.2009

Foto: Dennis Reich/Fotolia
Foto: Dennis Reich/Fotolia
"Die meisten Städte in Industrieländern hängen fast ausschließlich von der Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Gas, Öl und Kohle für die Stromerzeugung ab", so Herbert Girardet, Programmdirektor und Mitbegründer des WFC im Interview. Das gelte zunehmend auch für Städte in Entwicklungsländern. Weitere Ursachen sind der innerstädtische Verkehr sowie schlecht gedämmte Gebäude. "Damit sind die Städte Hauptverursacher, aber auch Hauptleidtragende. Weil viele der großen Siedlungsgebiete in der Nähe von Küsten liegen und dadurch besonders von den Folgen des Klimawandels wie extrem starken Stürmen und steigenden Meeresspiegeln bedroht sind, ist rasches Handeln erforderlich", kommt der Experte zum Schluss. Die einzige Lösung sei die Umstellung auf erneuerbare Energien, die drastisch beschleunigt werden müsse. Zentrales Thema bleibe daher die Frage, wie man Städte umrüsten kann, um sie fortan mit erneuerbaren Energien zu versorgen.

Bei einer Tagung des WFC in Hamburg wurde ein Aktionsplan erarbeitet und präsentiert. Darin enthalten ist ein Appell an nationale Regierungen und Stadtregierungen, innerhalb des kommenden Jahres einen Fahrplan zur Umstellung auf erneuerbare Energien zu erstellen. Ein Hauptgrund für die zu langsam voranschreitende Energiewende in Städten ist nach Auffassung der WFC-Städtekommission fehlendes Dringlichkeitsbewusstsein nationaler Regierungen und die zu geringe Richtlinien-Kompetenz von Stadtregierungen. Dies habe falsche finanzielle Prioritätensetzungen zur Folge. In vielen Städten gilt noch immer, dass für Klimaschutz kein Geld da ist, meint Kommissionsmitglied Nicholas You, Chef der Strategischen Planung bei UN-Habitat, dem Wohn- und Siedlungsprogramm der UNO. "Genau dieses Problem muss endlich geknackt werden. Erneuerbare Energien und Maßnahmen zur Energieeinsparung sind kein Luxus, sondern Überlebensstrategie. Die Machtbefugnis von Städten muss dringend an die Herausforderungen des Klimawandels angepasst werden".

"Vorbildwirkung haben einige Städte in Österreich", meint Girardet. Hier habe man seit Jahren sehr viel Wert auf die Isolierung von Gebäuden und damit Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz gelegt. "Die CO2-Bilanz von Wien ist sicher besser als jene von Los Angeles oder anderen US-amerikanischen Städten", erklärt der Experte. Zudem komme auch noch das Bedürfnis, umweltfreundlich zu handeln. "In Österreich und in Süddeutschland gibt es einige Orte, die es bereits geschafft haben, sich ausschließlich mit erneuerbaren Energien zu versorgen."
Quelle: UD / pte
 
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