Klimawandel

Deutschland kann bis 2050 CO2-neutral werden

Deutschland kann bis zum Jahr 2050 nahezu klimaneutral werden und gleichzeitig Industrienation bleiben. Zu diesem Ergebnis kommt die Umweltstiftung WWF Deutschland in der Mitte Oktober vorgelegten Studie Modell Deutschland - Klimaschutz bis 2050. Der Wandel zur kohlenstoffarmen Gesellschaft ist demnach finanzierbar, Lebensqualität geht nicht verloren. Politik und Wirtschaft müssten allerdings sofort handeln, um die deutschen CO2-Emissionen bis zur Jahrhundertmitte um 95 Prozent zu senken. Mit dem jetzigen Tempo seien lediglich 45 Prozent drin.

04.11.2009

Das vom WWF geforderte 95-Prozent-Ziel würde Deutschland ohne eine rasche CO2-Reduktion „dramatisch verfehlen“, sagt WWF-Klimachefin Regine Günther. Das gelte selbst dann, wenn die neue Bundesregierung die bisherige Energie- und Klimaschutzpolitik ambitioniert vorantreibe. Die europäischen Umweltminister haben sich erst am 21. Oktober dazu entschlossen, ein europäisches CO2-Reduktionsziel von minus 80 bis 95 Prozent bis zum Jahr 2050 in die für Dezember im dänischen Kopenhagen angesetzten Klimaverhandlungen einzubringen. Emissionsminderungen dieser Größenordnung gelten Klimawissenschaftlern als Voraussetzung für die Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad gegenüber vorindustriellem Niveau.

In Deutschland ist diese Marke laut WWF durchaus zu erreichen. Vorausgesetzt, so Günther, die deutsche Klimaschutzpolitik erfasse „endlich alle Sektoren“. Der WWF wirbt mit der über 500 Seiten starken Studie beispielsweise für den kräftigen Ausbau der erneuerbaren Energien, für wärmesanierte Gebäude und effizientere Pkw. Beiträge könnten auch ressourcen- und energieeffiziente Produkte und Technologien wie Induktionsherde oder wasserfreie Waschmaschinen liefern. Insgesamt müsste die Energieeffizienz in Deutschland jährlich um 2,6 Prozent gesteigert werden, schreibt die Umweltstiftung. Das sei eine „strategische Leitplanke“, ohne die das Erreichen der 95-Prozent-Marke „äußerst unwahrscheinlich“ sei. Zur Einordnung: Laut Statistischem Bundesamt ist die Energieproduktivität in den Jahren 2000 bis 2007 im Jahresdurchschnitt um 1,7 Prozent gestiegen.

Ambitioniert sind auch die WWF-Klimaziele für die Landwirtschaft. Bis 2050 sollen die aus Viehhaltung und Bodenbewirtschaftung stammenden Emissionen um rund 40 Prozent sinken. Um vor allem die Emissionen aus der Tierhaltung zu reduzieren, muss nach Ansicht des WWF der deutsche Fleischkonsum deutlich zurückgehen - von heute rund 60 Kilogramm im Jahr auf durchschnittlich 20 Kilogramm zur Jahrhundertmitte. Gelingen soll das unter anderem mit „ordnungsrechtlichen Beschränkungen des Viehbestandes“ und einer Bildungskampagne, die für eine weniger fleischlastige und gesündere Ernährung wirbt. Weitere CO2-Minderungen soll der Ausbau des Öko-Landbaus bringen.

Würden alle WWF-Vorschläge umgesetzt, könnten die Deutschen ihren CO2-Ausstoß von heute rund elf Tonnen pro Kopf auf 0,3 Tonnen im Jahr 2050 reduzieren. „Wir werden 2050 gut leben können und dabei kaum noch Treibhausgase produzieren“, sagt Günther. Eberhard Brandes, Geschäftsführer des WWF Deutschland, meint, dass Deutschland „damit zum Entwicklungsmodell für andere Länder werden“ könnte. Die Bundesregierung könne so „wieder eine Vorreiterrolle bei den Klimaverhandlungen einnehmen“. Der geforderte Wandel von der klimaschädlichen zur klimaverträglichen Wirtschaftsweise sei „möglich und unabdingbar“, so Brandes weiter. Er schaffe Stabilität, Sicherheit, Wohlstand und neue Arbeitsplätze für Deutschland. Die Mehrkosten zum Erreichen der 95-Prozent-Marke veranschlagt die WWF-Studie auf 0,3 bis 0,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.

Quelle: Rat für Nachhaltigkeit
Quelle: UD / rne
 
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