Klimawandel

Klimagipfel gestartet: Nur Show oder auch Substanz?

Zum Auftakt der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen mahnen namhafte Umweltschutz- und Entwicklungsorganisationen eindringlich einen erfolgreichen Abschluss der Konferenz an. UmweltDialog dokumentiert die Positionen von NABU, BUND, Oxfam, Germanwatch sowie misereor.

07.12.2009

Klimakonferenz

NABU
Gemeinsam mit seinem Dachverband BirdLife International wird der NABU
die UN-Klimaverhandlungen in Kopenhagen vor Ort begleiten. Unsere
Experten Carsten Wachholz (Klimaschutz und Energiepolitik) und Nicolai
Schaaf (Klimawandel und Biodiversität) sind während der gesamten
Konferenzdauer in Kopenhagen vor Ort, können zeitnah Einschätzungen und
Bewertungen zu den laufenden Verhandlungen geben und stehen für
Interviews und Presseanfragen zur Verfügung. NABU-Präsident Olaf
Tschimpke wird in der zweiten Verhandlungswoche in Kopenhagen anwesend
sein und steht ebenfalls für Interviews zur Verfügung.

BUND
Die Entwicklungshilfeorganisation Oxfam Deutschland und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sehen vor dem Start des Weltklimagipfels in Kopenhagen noch Chancen für einen Erfolg, aber nur, wenn sich vor allem die Industrieländer bei den strittigen Fragen noch bewegen. Vor allem bei den Schwellenländern habe es in den letzten Wochen immer mehr Bewegung gegeben. Jetzt müssten die Industrieländer ihre Angebote deutlich nachbessern. Deutschland und die Europäische Union stünden in der Verantwortung, bis zuletzt auf ein rechtlich verbindliches Abkommen hinzuarbeiten und von den USA stärkere Klima-Ziele zu fordern. Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND: "Die Weltgemeinschaft muss sich in Kopenhagen dringend auf ein faires Klimaabkommen einigen, das die Erderwärmung so weit wie möglich unter zwei Grad Celsius begrenzt. Unverbindliche Absichtserklärungen reichen nicht aus. Die Industrieländer müssen sich völkerrechtlich verbindlich verpflichten, ihre eigenen Emissionen um mehr als 40 Prozent bis 2020 zu reduzieren. Die bisherigen Angebote ergeben zusammen aber nicht einmal 20 Prozent. Wenn hier nicht nachgebessert wird, stürzen die Industrieländer die Welt in eine Katastrophe."

Oxfam
Die bisherige Weigerung der Industriestaaten, ausreichende Klimaschutzziele vorzulegen, schade vor allem den Menschen in den ärmsten Ländern der Welt. Sie spürten die Folgen des Klimawandels wie Wetterextreme in Form von Stürmen, Dürren oder Überschwemmungen am stärksten. Nach Berechnungen von Oxfam wird sich die Zahl der wegen des Klimawandels jedes Jahr in Not geratenen Menschen in den nächsten Jahren um 50 Prozent auf 375 Millionen Menschen erhöhen. Jan Kowalzig, Klima-Referent bei Oxfam Deutschland: "Wir brauchen eine faire Lastenverteilung beim Klimaschutz; die Industrieländer müssen die armen Länder dabei finanziell unterstützen. Die Mittel hierfür sollten bis 2020 auf mindestens 110 Milliarden Euro jährlich anwachsen - für klimafreundliche Entwicklung und die Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Deutschlands Anteil an diesem Betrag sollte bei sieben bis zehn Milliarden Euro liegen. Nur wenn die Industrieländer sich in dieser Frage bewegen, werden die Schwellen- und Entwicklungsländer ein Abkommen als gerecht empfinden und bereit sein, eigene Beiträge zur Bewältigung der Krise zuzusagen."

Germanwatch
Während dieser einige positive Aspekte enthält, sieht Germanwatch an einem für die Klimaverhandlungen zentralen Punkt die Gefahr, dass Deutschland damit die Entwicklungs- und Schwellenländer vor den Kopf stößt. So hat die Bundesregierung beschlossen, dass Finanzmittel für den Klimaschutz und die Anpassung an die Folgen des Klimawandels in Entwicklungsländern auf die schon bestehende Verpflichtung angerechnet werden sollen, 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens für die Entwicklungszusammenarbeit aufzuwenden. Bisher zahlt Deutschland erst 0,36 Prozent. Klaus Milke, Vorstandsvorsitzender von Germanwatch: "Die Bundesregierung setzt damit ein Kopenhagen-Abkommen aufs Spiel, denn die Entwicklungsländer werden diese Schönrechnung natürlich durchschauen. Dabei könnte Deutschland von einem solchen Deal wirtschaftlich stark profitieren. Schätzungen zufolge könnten zusätzliche Exporterlöse von mehr als 30 Milliarden Euro entstehen, während der faire Finanzbeitrag Deutschlands bei 7 bis 10 Milliarden Euro pro Jahr liegen sollte. Deutschland wird so auch in der EU zu einem Bremsklotz, denn andere Staaten wie Dänemark oder die Niederlande haben die Notwendigkeit der Zusätzlichkeit erkannt."

misereor
Das katholische Hilfswerk MISEREOR warnt vor faulen Kompromissen und bloßen Absichtserklärungen. "Die Zeit drängt. Wir haben nur noch eine kleine Zeitspanne bis zum Jahr 2020: Ohne ein entschiedenes Handeln der Regierungschefs in Kopenhagen wird das Ziel, die Erderwärmung um 2 Grad zu reduzieren, nicht erreicht werden", erklärt MISEREOR-Hauptgeschäftsführer Josef Sayer. "Unsere Kinder und die zukünftigen Generationen haben das gleiche Recht auf eine intakte Natur wie wir. Und es geht um diejenigen Menschen, die bereits jetzt unter den Folgen des Klimawandels in Afrika, Asien und Lateinamerika leiden", so Sayer. "Wir fordern alle Nationen auf, ein präzises, völkerrechtlich verbindliches Abkommen zu beschließen. Die entscheidenden Weichenstellungen für Emissionsverminderungen müssen jetzt getroffen werden. Jede weitere Verzögerung führt zu unumkehrbaren Folgen für die kommenden Generationen in Nord und Süd". "Die Schwierigkeiten ein internationales Abkommen zu schließen, dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir keine Alternative haben", erklärt auch die langjährige MISEREOR-Partnerin und Vorsitzende des indischen Netzwerkes "Klimawandel und Ethik" Nafisa d´Souza. "Der Klimawandel ist für die Menschen in meinem Land heute schon bittere Realität. Wir müssen aufhören zu reden, sondern endlich handeln. Effektiver Klimaschutz ist die einzige gerechte Antwort, die wir den Betroffenen des Klimawandels geben können", so d´Souza.

Quelle: UD
 

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