Klimawandel

Klirrende Winterkälte wegen untätiger Sonne

Dass die vergangenen Winter in Nordwesteuropa außergewöhnlich kalt waren, geht auf die niedrige Aktivität der Sonne zurück. Zu diesem Schluss kommen Forscher vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung MPS gemeinsam mit britischen Kollegen im Fachmagazin "Environmental Research Letters". Sie verglichen dazu Wetteraufzeichnungen mit Schwankungen im Magnetfeld der Erde, die wiederum Rückschluss auf die Stärke des solaren Magnetfeldes erlauben.

22.04.2010

Foto: Marion Book
Foto: Marion Book
Die Sonne strahlt nicht immer gleich hell. "In einem Zyklus, der zehn bis elf Jahre dauert, kommt es jeweils zu Phasen mit niedriger und hoher Aktivität. Bei letzterer sendet die Sonne besonders viel Strahlung und Teilchen zur Erde und ist magnetisch besonders aktiv, was sich in den Sonnenflecken erkennen lässt", erklärt MPS-Direktor Sami K. Solanki. In den vergangenen 60 Jahren war eine Reihe sehr starker Zyklen zu beobachten. "Da sie die stärksten seit Beginn der Aufzeichnung vor fast 400 Jahren sind, bezeichnet man die aktuelle Phase als 'Grand Maximum'."

Schon länger weiß man, dass sich der Sonnenzyklus auf unser Klima auswirkt. Schwache Sonnenaktivität stimmt mit besonders kalten Phasen der Erdgeschichte überein, zudem gehen dabei auch andere Prozesse wie Verdunstung und Niederschläge zurück. Dass der Zusammenhang auch zum Ende der milden Winter in Europa besteht, konnten die Forscher nun bestätigen. Ersichtlich wurde dies im statistischen Vergleich britischer Wetteraufzeichnungen seit 1659 mit der Stärke des Sonnenmagnetfeldes, das derzeit schwächer ist als in den vergangenen 90 Jahren.

Einiges spreche dafür, dass das "Grand Maximum" gerade zu Ende geht, was künftig kältere Winter mit sich bringen würde. Dennoch will der Solanski keine Vorhersage für die Zukunft abgeben. "Wir verstehen noch viel zu wenig, was Sonnenflecken auslöst, und so gehen Vorhersagen total daneben. Prognostizierte man für das vergangene Jahr 50 bis 100 Sonnenflecken, so waren es schließlich nur zehn", so der Forscher. Außer einer "Normalphase" der Sonnenflecken könnte, wenn auch mit geringer Wahrscheinlichkeit, auch eine Phase mit noch stärkerer Aktivität oder auch ein "Grand Minimum" eintreten.

Allerdings bestimmt die Sonnenaktivität nicht alleine, wie kalt ein Winter wird. "Ein wichtiger Faktor ist mittlerweile die globale Erwärmung, die wir für die Studie herausgenommen haben. Da diese in den vergangenen 30 Jahren 0,4 Grad betrug, während die Sonne jedoch schwächer geworden ist, ist diese sicher zum Großteil nicht auf die Sonne zurückzuführen", so Solanki. Umwälzung in den Ozeanen würden die Winter beeinflussen, wie auch Entwaltung oder sonstige Bodennutzung durch den Menschen. Schließlich würden auch große Vulkanausbrüche durch atmosphärische Partikel zur globalen Abkühlung führen.

Wie Sonne auf Europas Winter genau Einfluss nimmt, ist derzeit noch Spekulation. "Wir nehmen an, dass geringere Sonneneinstrahlung dazu führt, dass die warmen und feuchten Atlantikwinde aus dem Westen durch den Einfluss der Sonne abgeblockt werden. Dadurch haben die kalten Nordwinde freien Lauf", so der Sonnenforscher.
Quelle: UD / pte
 
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