Klimawandel

Auszeichnung: Bayer Climate Award für Polarforscher Lemke

Professor Dr. Peter Lemke vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven ist der "Bayer Climate Award 2010" verliehen worden. Er wird für seine grundlegenden und wegweisenden Beiträge zum Zusammenhang von Meereis und Klima geehrt. Die Preisverleihung fand im Rahmen der internationalen Klimakonferenz "Continents under Climate Change" anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der Humboldt-Universität zu Berlin statt.

27.04.2010

Werner Wenning, Vorstandsvorsitzender der Bayer AG (re.), und Bayer-Forschungsvorstand Dr. Wolfgang Plischke (li.) überreichten Professor Dr. Peter Lemke die Preisurkunde des "Bayer Climate Award 2010". Fotos: Bayer
Werner Wenning, Vorstandsvorsitzender der Bayer AG (re.), und Bayer-Forschungsvorstand Dr. Wolfgang Plischke (li.) überreichten Professor Dr. Peter Lemke die Preisurkunde des "Bayer Climate Award 2010". Fotos: Bayer
Der international führende Polarforscher erhielt die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung der "Bayer Science & Education Foundation" aus den Händen von Werner Wenning, Vorstandsvorsitzender der Bayer AG, in einer Feierstunde mit rund 300 Gästen aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft in Berlin. "Mit seiner Arbeit hat Professor Lemke wesentlich zu den naturwissenschaftlichen Grundlagen beigetragen, auf denen der Nachweis des Klimawandels beruht", sagte Wenning über den Pionier der Meereis-Forschung. "Wir honorieren damit auch die hohe gesamtgesellschaftliche Bedeutung der Klimawissenschaften als Forschungsgebiet insgesamt." Der Bayer-Vorstandsvorsitzende hob hervor: "Wie die Klimapolitik, so muss auch die Klimaforschung weiter im Blickpunkt des öffentlichen Interesses stehen. Denn die wissenschaftliche Auseinandersetzung über die Ursachen und die Folgen des Klimawandels sowie den Umgang damit ist weiterhin dringend erforderlich." Ziel müsse es sein, ein vertieftes und gesichertes Verständnis vom Wandel des Weltklimas zu bekommen und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Auf dem Weg dahin sei die Klimaforschung bereits ein gutes Stück vorangekommen.

Mit Blick auf die laufenden, schwierigen Verhandlungen über ein neues Klimaabkommen sagte Wenning: "Das Hauptziel bleibt bestehen: Es müssen weltweit klare, ambitionierte und machbare Reduktionsziele für die Treibhausgas-Emissionen vereinbart werden."

Wenning führte weiter aus, dass Bayer bereit sei, seiner gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden. Beispielsweise mit Produkten zur Dämmung von Häusern oder für den Leichtbau von Fahrzeugen trage der Konzern bereits heute dazu bei, Treibhausgas-Emissionen in erheblichem Umfang zu reduzieren. Für die Vielzahl der Maßnahmen im Rahmen des Bayer-Klimaprogramms nannte Wenning beispielhalft das "EcoCommercial Building Program": Das Unternehmen vermittelt über ein eigens aufgebautes Partnernetzwerk energieoptimierte Gebäudelösungen im öffentlichen und kommerziellen Bereich, die an die Bedingungen der verschiedenen Klimazonen anpassbar sind.

Als weiteres Beispiel führte der Bayer-Chef die Einführung einer neuen Technologie zur Chlorproduktion an, die 30 Prozent Energie- und CO2-Einsparung ermöglicht. Bayer bietet diese Technologie weltweit auch anderen Unternehmen an, sodass sie eine hohe Klimaschutzwirkung entfalten kann: Würden nur 15 Prozent der Anlagen aller Marktteilnehmer in der Chlorherstellung auf das neue Verfahren umgerüstet, summierte sich das weltweite CO2-Einsparpotenzial auf fünf Millionen Tonnen pro Jahr. Der Vorstandsvorsitzende machte deutlich, dass Bayer als Emittent von Treibhausgasen natürlich Teil des Klima-Problems sei, aber auch - wie die Beispiele zeigen - eine zunehmend wichtigere Rolle bei der Lösung spielen wolle.

"Ich freue mich sehr über den Bayer Climate Award", sagte der Preisträger Lemke. "Er ist zum einen eine schöne Anerkennung für die klimawissenschaftlichen Beiträge, die ich gemeinsam mit meinen Kollegen leisten konnte. Zum anderen spornt eine solche Auszeichnung zusätzlich an, am Ball zu bleiben und weiter für das bessere Verständnis der Zusammenhänge zwischen Meereis und Klima zu forschen."

In seiner Festrede stellte Professor Dr. Ernst-Ludwig Winnacker, Generalsekretär der "International Human Frontier Science Program Organization" heraus, dass seit über 30 Jahren im Zentrum der Forschungsarbeiten Lemkes steht, was heute im Zuge der Debatte um den Klimawandel in den Fokus des allgemeinen Interesses gerückt ist: die Veränderungen im Meereis als Gradmesser für Klimaveränderungen. In Bezug auf die gelegentlich geäußerte Skepsis gegenüber den Ergebnissen der Klimaforschung und den Herausforderungen des Klimawandels formulierte Winnacker pointiert: "Was immer für Irrmeldungen in die Welt gesetzt und welche Hysterien und Zweifel auch immer geschürt werden, die von Lemke erhobenen Daten zur Wechselwirkung zwischen Meereis, Ozean und Atmosphäre sind gesichert. Hier wurde über bald vier Jahrzehnte hinweg hervorragende und solideste wissenschaftliche Arbeit geleistet, an der nichts, aber auch nichts, zu rütteln ist."

"Die Erkenntnisse von Professor Lemke in der Meereisforschung bilden wichtige Grundlagen für die heutigen Klimamodelle, welche die Wissenschaft zur Analyse des Klimawandels verwendet und die auch der Klimapolitik als Entscheidungsbasis dienen", erläuterte Dr. Wolfgang Plischke, im Vorstand der Bayer AG verantwortlich für Innovation, Technologie und Umwelt sowie Vorstand und Kuratoriumsmitglied der "Bayer Science & Education Foundation", die Entscheidung des Stiftungsrates.

Polarforscher Professor Dr. Peter Lemke
Polarforscher Professor Dr. Peter Lemke
Pionierarbeiten der Meereis-Forschung

Lemke beschäftigt sich bereits seit den 1970er Jahren mit der Beobachtung von klimarelevanten Prozessen in Atmosphäre, Meereis und Ozean. Starke natürliche Variabilität und langfristige Trends in Atmosphäre und Ozean werden im Meereis abgebildet. Denn die Bildung oder das Schmelzen des Eises hängen in erster Linie von den Luft- und Wassertemperaturen ab. Einwirkung und Reaktion sind aber schwierig voneinander zu trennen, weil das Meereis wiederum die Atmosphäre und den Ozean verändert und damit auf seine Antriebsgrößen zurück wirkt. Der Träger des "Bayer Climate Award 2010" hat an sieben mehrmonatigen Polarexpeditionen mit dem deutschen Forschungs-Eisbrecher "Polarstern" teilgenommen - an fünf davon als Fahrtleiter. Neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen zog Lemke daraus auch ganz praktische Konsequenzen: Wegen der schlechten Beobachtungslage in den Polargebieten engagierte er sich stark für neue Messtechniken, insbesondere für Fernerkundungen mit Satelliten wie beispielsweise im Wissenschaftler-Team für den ESA Satelliten "CryoSat-2", der kürzlich zur Vermessung der Eismassen in Arktis und Antarktis gestartet wurde.

Professor Lemke ist 63 Jahre alt und in Soltau geboren. Er arbeitet seit 2001 am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, an dem er gegenwärtig den Fachbereich Klimawissenschaften leitet, sowie als Professor für Physik von Atmosphäre und Ozean am Institut für Umweltphysik der Universität Bremen. Zu seinen vorherigen wissenschaftlichen Stationen zählen die Universität Kiel, die Princeton University, New Jersey (USA), das Max-Planck-Institut für Meteorologie, Hamburg, die Universität Hamburg (Diplom in Physik, Promotion und Habilitation in Meteorologie) und die Freie Universität Berlin (Studium Physik und Mathematik).

Maßgebliche Beiträge zur internationalen Forschungspolitik

Im Rahmen seiner internationalen Gremienarbeit war der Preisträger unter anderem von 1995 bis 2006 im "Scientific Committee" für das "World Climate Research Programme (WCRP)" aktiv. Dies ist das höchste internationale Gremium für die Klimaforschung, das er als erster Deutscher auch sechs Jahre geleitet hat. Ein Ergebnis dieser Arbeit ist die Neuausrichtung des WCRP auf längerfristige Klimavorhersagen, basierend auf ersten Erfolgen mit wesentlich verbesserten saisonalen Klimaprognosen in den Tropen, die unter anderem aus der Beobachtung des "El Niño" genannten Klimaphänomens resultierten. Dies ist eine immer wieder auftretende ungewöhnliche Wassererwärmung im äquatorialen Pazifik. Daraus entstehen regelmäßig Unwetter in Lateinamerika sowie Dürren in Australien und Indonesien mit katastrophalen Folgen.

Aktuell widmet sich Peter Lemke der Entwicklung von Modellen für die Analyse und Vorhersage regionaler Klimaveränderungen. Diese sind von besonderer Bedeutung, denn erst wenn man weiß, wie sich das Klima in bestimmten Regionen entwickeln wird, kann man sich mit Anpassungsmaßnahmen darauf vorbereiten. Dieser Aufgabe widmet sich die Klimainitiative "REKLIM (Regionale Klimaänderungen)" der Helmholtz-Gemeinschaft, in der acht Forschungszentren zusammenarbeiten und die von Lemke geleitet wird.

Professor Lemke war maßgeblich am Welt-Klimabericht des "Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC)" beteiligt, das 2007 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. 1991 erhielt er den Preis für Polarmeteorologie (Georgi-Preis) der Alfred-Wegener-Stiftung (heute: Geo-Union). 2005 wurde er zum Ehrenprofessor der "China Meteorological Administration" (Chinesischer Wetterdienst) ernannt.

Ein unabhängiger, mit internationalen Experten besetzter Stiftungsrat hat den Preisträger unter 16 Kandidaten ausgewählt, die von den Präsidenten der großen europäischen Forschungsgemeinschaften nominiert worden waren. Der "Bayer Climate Award" ist der erste internationale Preis, den ein Unternehmen gestiftet hat, um wegweisende Beiträge der Grundlagenforschung in den Klimawissenschaften zu honorieren. Professor Lemke ist der zweite Preisträger nach dem Energieeffizienz-Experten Professor Dr. Eberhard Jochem. Als fester Bestandteil des Bayer-Klimaprogramms wird die Auszeichnung seit 2008 alle zwei Jahre vergeben.
Quelle: UD / cp
 
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