Klimawandel

Deutsche Unternehmen befassen sich zu wenig mit Emissionshandel

Deutsche Unternehmen müssen sich besser für den Emissionshandel ab 2013 vorbereiten, wenn die Emissionsrechte verknappt werden. Das besagt der neue CO2 Barometer der KfW Bankengruppe und dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Besonders Energiekonzerne haben demnach mit Mehrkosten zu rechnen, da sie ab 2013 sämtliche Zertifikate ersteigern müssen.

29.07.2010

Foto: Lahoti/Börse Stuttgart
Foto: Lahoti/Börse Stuttgart
Bisher waren deutsche Unternehmen ausreichend mit Emissionszertifikaten ausgestattet. Damit diese jedoch weiter dazu angehalten werden, ihren CO2-Ausstoß zu reduzieren, senkt die Europäische Kommission ab 2013 die EU-weite Obergrenze für CO2 Emissionen. Demnach stehen weniger Emissionszertifikate zur Verfügung. Zudem wird auch die Zahl der Gratis-Zertifikate gesenkt. Bei Bedarf an zusätzlichen Emissionsrechten müssen diese ab dann ersteigert werden, wobei angesichts der Marktverknappung mit steigenden Preisen zu rechnen ist. Als Alternative können die Firmen in klimafreundliche Technologien investieren.

Nach Angaben des CO2 Barometers befassen sich die befragten, emissionshandelspflichtigen, deutschen Unternehmen kaum mit diesen „Kosten und Risiken“. Fast zwei Drittel von ihnen wissen nicht, „wie viel Geld sie künftig für die Ersteigerung von Zertifikaten ausgeben müssen“. Nur 57 Prozent planen in den kommenden zwei Jahren Maßnahmen zur CO2 Reduktion und gerade mal 50 Prozent haben sich am Handel mit Emissionsrechten beteiligt. Denn bisher waren Unternehmen mit genügen Gratis-Zertifikaten ausgestattet. Angesichts der Änderungen ab 2013 sollten aber „Unternehmensstrategien an die sich ändernden Rahmenbedingungen angepasst werden“, rät der ZEW-Experte Andreas Löschel. Dazu gehöre beispielsweise das sogenannte „Carbon Management“, um den eigenen Verschmutzergrad festzustellen.

Für die Energieversorger wird die Umstellung dabei besonders groß: Sie müssen ab 2013 ihren gesamten Bedarf an Emissionsrechten ersteigern. „Es drohen Ausgaben in Milliardenhöhe“, so Thomas Deser, Fondsmanager bei Union Investment. E.on zum Beispiel müsse dann 1,5 Mrd. Euro pro Jahr investieren, um den Bedarf von derzeit rund 100 Mio. Zertifikaten zu decken. Durch diese Mehrkosten im Energiebereich rechnet Ulf Gehrckens, Chef des Energiebereichs der Aurubis AG, mit Auswirkungen auf die Industrie: „Es ist absehbar, dass der Emissionshandel die Energiekosten ab 2013 um rund 45 Prozent erhöhen wird.“ Solche Belastungen könne aber zum Beispiel die Aurubis AG „aufgrund weltweit gültiger, an der Metallbörse gebildeter Preise“ nicht an ihre Kunden weitergeben. Trotzdem stehe Aurubis einem weltweiten Emissionshandel grundsätzlich positiv gegenüber, erklärte Bernd Drouven, Vorstandsvorsitzender der Aurubis AG. Dieser müsse jedoch weltweit funktionieren,  um Verzerrungen im internationalen Wettbewerb zu vermeiden.

Doch noch weichen die Emissionshandelssysteme der verschiedenen Länder stark voneinander ab, sofern es den verpflichtenden Handel überhaupt gibt. Aber auch Dr. Friedemann Müller von der Stiftung Wissenschaft und Politik stellt klar, dass ein globales Emissionshandelssystem der einzige  Weg sei „dem Klimawandel wirksam zu begegnen“. Nach Angaben des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) ist das 2 Grad-Ziel jedoch nur erreichbar, wenn weltweit die CO2-Emissionen um 50 bis 85 Prozent gegenüber dem Jahr 2000 reduziert werden. Dazu müsse zum Bespiel die Elektrizitätsversorgung weitgehend auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Doch dass dieser Schritt alleine mit Hilfe des Emissionshandels gelingt, bezweifelt Prof. Dr. Karin Holm-Müller vom Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU). Langfristig stellt sie den Handel als „gesellschaftlich kostenminimalen Weg“ in Frage. Um den regenerativen Energien zum Durchbruch zu verhelfen, sei ihrer Meinung ein Mix aus verschiedenen Instrumenten erforderlich. Sie fordert daher zum Beispiel Förderungen zur Einführung von kostengünstigen Alternativen zur konventionellen Stromversorgung, eine direkte Unterstützung der Herstellung neuer Stromgewinnungsanlagen sowie der Refinanzierbarkeit von Investitionen in Wind- und Solaranlagen.
Quelle: UD / pm
 
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