Klimawandel

Klimaschutz durch Bioenergie? Ja, aber…

Zum Start der Konsultationen der EU-Kommission zu Fragen der Klimaeffekte von indirekten Landnutzungsänderungen bei Biokraftstoffen, legt das Öko-Institut einen Vorschlag vor, wie die Treibhausgasemissionen von Bioenergie methodisch umfassend bilanziert werden können. „Unsere Untersuchungen bestätigen verschiedene Studien, die zeigen, dass die Emissionen durch die indirekte Landnutzung bei Biokraftstoffen sehr hoch sein können, aber sie zeigen auch, dass es klimafreundliche Bioenergieträger gibt“, erläutert Uwe R. Fritsche vom Bereich Energie und Klimaschutz am Darmstädter Büro des Öko-Instituts.

24.08.2010

In Deutschland ist Rapsöl für die Biokraftstoffherstellung bedeutend. Foto: Marion Book
In Deutschland ist Rapsöl für die Biokraftstoffherstellung bedeutend. Foto: Marion Book
Treibhausgase (THG) aus indirekten Landnutzungsänderungen (indirect land use changes = ILUC) entstehen, wenn auf einer vorher zum Beispiel für Nahrungs- oder Futtermittel genutzte Fläche Rohstoffe angebaut wurden, die nun für Biokraftstoffe eingesetzt werden. Der vorherige Anbau von Nahrungs- und Futtermitteln wird auf andere Flächen verdrängt - und dort gegebenenfalls Wald abholzt oder Grünland in Acker- oder Weideland umgewandelt. Dabei können hohe THG-Emissionen entstehen.

Die EU-Kommission fragt in den kommenden Monaten in einer öffentlichen Konsultation, wie die Treibhausgasemissionen bei Biokraftstoffen, die durch ILUC entstehen, in die Gesamtbilanz der europäischen Treibhausgase einbezogen werden sollen. Denn Biokraftstoffe dürfen nur dann als „nachhaltig“ anerkannt werden, wenn sie insgesamt mindestens 35 Prozent weniger Treibhausgasemissionen verursachen als fossile Kraftstoffe. Nur „nachhaltige" Biokraftstoffe dürfen auf die EU-weit verbindliche Quote von zehn Prozent erneuerbaren Energien am Kraftstoffverbrauch in 2020 angerechnet werden.

„Nach unseren Berechnungen sind die Emissionen aus der indirekten Landnutzung auch bei vorsichtiger Abschätzung so hoch, dass nur wenige Biokraftstoffe die erforderliche Grenze von 35 Prozent erreichen“, so Fritsche weiter. „Es ist deshalb sehr wichtig, dass die EU die THG-Emissionen aus ILUC in die Bilanz für Biokraftstoffe einbezieht. Nur so entsteht ein vollständiges Bild über Bioenergie und ihren Beitrag zum Klimaschutz.“

Hierzu macht das Öko-Institut in dem nun vorgelegten Papier konkrete Vorschläge und fordert die politischen Entscheidungsträger in der EU-Kommission, im Europäischen Parlament sowie im Europäischen Rat auf, diese Vorschläge zu prüfen und entsprechend umzusetzen.  

Das Öko-Instituts reicht die Studie als Experten-Stellungnahme in die dreimonatige Konsultation der EU-Kommission ein. Die Autoren werden an den Anhörungen und Fachgesprächen der Kommission in den kommenden Wochen teilnehmen und dort die Ergebnisse vorstellen.

Das Arbeitspapier entstand im Rahmen des Forschungsprojekts „Entwicklung von Strategien und Nachhaltigkeitsstandards zur Zertifizierung von Biomasse für den internationalen Handel (Bio-global)“ im Auftrag des Umweltbundesamts (UBA) und gefördert mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU). Der Endbericht zu diesem Projekt, das in Kooperation mit IFEU durchgeführt wurde, wird später im August publiziert.
Quelle: UD / pm
 
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