Klimawandel

Klimawandel: Umweltschützer im Iran kämpfen an zwei Fronten

Mit einem ungewöhnlichen Kälteeinbruch, Neuschnee und frostigen Temperaturen begann der Monat August auf dem höchsten Gipfel Persiens, dem Damavand. Sturm, Eis und Kälte sind auf dem Fünftausender 70 Kilometer nordöstlich von Teheran zwar keine Seltenheit, mit Durchschnittstemperaturen von über 0 Grad im jährlichen Mittel verliert der mächtigste Schichtvulkan Asiens aber allmählich seine ohnehin schmächtigen Gletscherfelder. Nur noch 20 Meter Dicke messen die fünf verbliebenen Eiszungen an der Nord- und Ostflanke des Berges, berichtet der iranische Geologe M.S. Mussawi von der Technischen Universität Teheran.

30.08.2010

Foto: Fotodienst/Wilfried Seywald
Foto: Fotodienst/Wilfried Seywald
Im Vorjahr veröffentlichte Mussawi in den „Annals of Glaciology"  die erste umfassende Bestandsaufnahme aller Gletschervorkommen im Iran auf Grundlage von Satellitenaufnahmen, Luftbildmessungen und Untersuchungen vor Ort: eine echte Premiere, die auch schon die letzte sein könnte. Denn die Ergebnisse zeigen, dass die fünf glazialen Vorkommen in den höher gelegenen Regionen des Iran - Elburs-Massiv, Zagros Massiv sowie Sabalan Massiv - aufgrund ihrer bescheidenen Ausmaße schon bald Geschichte sein könnten.

Bisher gab es nur Schätzungen zum Flächenumfang der persischen Gletschergebiete. Die Amerikanerin Jane G. Ferrigno sprach 1991 von Gletschern im Ausmaß von insgesamt 20 km2, davon allein 14 km2 in der Takhte-Soleiman Region im Westiran. Auf Grundlage von detaillierten ersten Messungen seines Kollegen Fariborz Vaziri spricht Mussawi in der aktuellen Studie von 27 km2 Eisflächen, davon 7,55 km2 in der Takhte-Soleiman Region. Der Demavand-Gletscher ist demnach mit 3,4 km2 Umfang bereits das kleinste Gletschervorkommen des Landes. Zum Vergleich: Österreich zählt knapp 900 Gletscher mit einer Fläche von 450 km2.

Hängende Gletscher

Laut Mussawi gibt es derzeit fünf Eisflächen rund um den Gipfel des Damavand, die in die Kategorie „hängende Gletscher" fallen. Vier davon liegen am Nordabhang, ein fünfter an der Ostseite im Yakhar Tal, der auch die Hauptquelle zur Speisung des Talkhrud Flusses ist. Alle weiteren Schneeflächen an der Süd- und Südostflanke sind streng genommen gar keine Gletscher mehr, da sie in heißen Sommern komplett verschwinden, sagt Mussawi.

Mount Damavand Guide A. Soltani bestätigt den schleichenden Klimawandel. Nach mehr als 20 Jahren Gipfelerfahrung sagt der Bergführer: „Die Gletscher sind merkbar geschrumpft. Die Sommer werden länger, die Niederschläge weniger." Monatelange Trockenperioden seien keine Seltenheit. Dass es einmal - wie dieses Jahr - mitten im August schneit, sei eine absolute Ausnahme, betont Soltani.

Der aktuellen Studie zufolge liegt die durchschnittliche Schneefallgrenze am Damavand heute bei 4400 Meter, die Gletscher selbst reichen vereinzelt bis auf 3.900 herunter. Die Gletscherfelder sind aber nur noch zwischen 260 bis 600 Meter breit und bis zu zwei Kilometer lang. Aufgrund der Steilheit des Geländes (26 bis 40 Prozent Neigung) erreichen sie allerhöchstens 20 Meter Stärke. Meist sind die Eispanzer aber deutlich dünner und überdies mit Büßereis und Spalten übersäht.
Quelle: UD / pte
 
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