Europäische Energie- und Verkehrsszenarien sehen Rückgang bei CO2-Ausstoß
Die aktuelle europäische Klimapolitik liefert erste Erfolge. Auch wenn die Treibhausgasemissionen im Verkehr bis 2020 nur um sieben Prozent statt wie erhofft um 10 Prozent sinken werden, kann dank erfolgreicher Politikstrategien der gesamte Ausstoß an Treibhausgas inklusive des Verkehrs bis 2020 um 22 Prozent statt den geforderten 20 Prozent gesenkt werden. So das Ergebnis des Forschungsprojekts „iTREN-2030-Integrated transport and energy baseline“ (iTREN-2030) der Energie- und Verkehrsdirektion der Europäischen Kommission (DG TREN). Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI koordinierte in Zusammenarbeit mit sechs europäischen Partnern die Untersuchungen.
13.10.2010
Beim Verkehrsaufkommen deuten sich unterschiedliche Trends bis zum Jahr 2030 im Vergleich zu 2005 an. Im Personenverkehr verlangsamt sich das Wachstum deutlich. Dieser wird nur noch 17 Prozent steigen, während der Güterverkehr um 41 Prozent zunimmt. Dennoch wird die Energienachfrage im Verkehr um zwei Prozent sinken und damit verringern sich auch die Treibhausgasemission. Die Wissenschaftler gehen von einer Reduktion der gesamten Emissionen um sieben Prozent bis 2020 und zwölf Prozent bis 2030 aus.
Sinkende Energienachfrage und Reduktion des Treibhausgasausstoßes im Verkehr bedeuten zwei deutliche Trendbrüche im Vergleich zur historischen Entwicklung. Dazu tragen besonders die zu erwartenden Effizienzsteigerungen bei PKW und leichten LKW mit konventionellen Antrieben bei, die durch die europäische CO2-Grenzwertsetzung für Neufahrzeuge bestimmt und durch Anreizmaßnahmen unterstützt wird sowie die Marktdiffusion von alternativen Kraftstoffen und Antrieben. „Die Klimapolitik ist kurzfristig also auf einem guten Weg“, fasst Dr. Wolfgang Schade vom Fraunhofer ISI zusammen.
Es muss jedoch bereits 2015 damit begonnen werden, weitere Maßnahmen umzusetzen, damit auch nach 2020 die Reduktion der Treibhausgasemissionen weiter vorangetrieben wird. „Hier gilt es, wirkungsvolle Politikstrategien zu entwickeln, die das Ziel der EU, den Treibhausgasausstoß bis 2050 um 80 Prozent zu reduzieren auch erreichen. Das schließt auch erhebliche Reduzierungsanstrengungen im Verkehr ein“, so Projektleiter Wolfgang Schade. Als wichtige Maßnahmen gehören dazu eine weitere Herabsetzung der CO2 Grenzwerte und die Einführung einer intelligenten Preispolitik im Verkehr. „Im urbanen Raum kann so ein ganz neues Mobilitätsverhalten hin zur multi-modalen Nutzung von Elektrofahrzeugen, Bussen und Bahnen sowie einem Anstieg beim Car- und Bike-Sharing entstehen, das sowohl Mobilität und Klimapolitik als auch die Energieversorgungssicherheit positiv beeinflussen kann“, erklärt Dr. Wolfgang Schade.
Die Politikmaßnahmen für Energie und Verkehr, die möglichen Trendbrüche in den einzelnen Bereichen sowie daraus resultierende Szenarien entstanden in intensiver Zusammenarbeit mit wichtigen Akteuren der Auto- und Ölindustrie, Finanzwirtschaft sowie politischen Entscheidungsträgern. Ziel war es, vor allem relevante, bereits umgesetzte oder in nächster Zeit wahrscheinlich umsetzbare politische Maßnahmen einzubeziehen. Um aussagekräftige, quantitative Ergebnisse zu erzielen, wurden vier Modelle verknüpft. Das Fraunhofer ISI setzte hierbei sein integriertes Verkehr-Ökonomie-Umwelt Modell ASTRA zur Abschätzung und Abbildung der Effekte der verschiedenen Politiken auf den Verkehr und die Wirtschaft ein. ASTRA wurde mit TRANSTOOLS, einem europäischen Verkehrsmodell, mit POLES, einem Welt-Energiemodell zur Abschätzung der Energiepreise im globalen Kontext, und mit TREMOVE, einem Umwelt- und Fahrzeugflottenmodell zur Abschätzung von Emissionen und Kraftstoffverbrauch, verknüpft. So konnten Energie- und Verkehrsszenarien bis 2030 in Europa dargestellt und bewertet werden.
Die daraus gewonnenen Ergebnisse erweitern die Prognose- und Politikbewertungsfähigkeit der bestehenden europäischen Modelle um die Politikbereiche Technologie, Umwelt und Energie und verknüpfen sie besser mit dem Verkehr. Sie fließen nun in die Erarbeitung des neuen “Weißbuches Verkehr“ ein, dass die strategische Planungsgrundlage für die zukünftige europäische Verkehrspolitik bilden wird.