Klimawandel

Deutsche Carbon Disclosure Studie zeichnet Unternehmenschamps aus

Das Carbon Disclosure Project (CDP), eine führende internationale Organisation im Kampf gegen den Klimawandel, führt seit über zehn Jahren regelmäßig die weltweit umfassendste Erhebung von Klimadaten von Unternehmen durch. Die Ergebnisse der Berichte dienen insbesondere Kapitalmarktteilnehmern zur Verbesserung von Investmententscheidungen. Der Deutschland-Bericht 2010, der in diesem Jahr zum fünften Mal erscheint, wurde im Auftrag des CDP von der WestLB erstellt - mit Unterstützung der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft sowie des WWF Deutschland. Er stellt die Ergebnisse der Klima-Berichterstattung der 200 größten deutschen börsennotierten Unternehmen vor.

26.10.2010

Siemens, Deutsche Post, BASF und Bayer sind Spitzenreiter im Klimareporting.
Siemens, Deutsche Post, BASF und Bayer sind Spitzenreiter im Klimareporting.
Das CDP konnte in diesem Jahr eine Rekord-Beteiligungsquote von 61 Prozent verzeichnen: 122 der 200 befragten Unternehmen und damit 20 Prozent mehr als im Vorjahr haben sich an der Berichterstattung beteiligt. Davon waren 76 Unternehmen (+23 Prozent gegenüber Vorjahr) bereit und in der Lage, den Umfang ihrer Treibhausgas-Emissionen zu messen und zu berichten. Von den aktuellen DAX30-Unternehmen nahmen mit nur einer Ausnahme alle Gesellschaften teil. Im MDAX lag die Quote bei hohen 70 Prozent (68 Prozent im Vorjahr). Auffallend positiv entwickelte sich auch die Beteiligung bei Small- und Midcaps: im TecDAX sprang die Teilnahme auf 69 Prozent, im SDAX auf 42 Prozent (33 beziehungsweise 16 Prozent im Vorjahr). Insgesamt decken die berichtenden Unternehmen mehr als 90 Prozent der Marktkapitalisierung der befragten Unternehmen ab.

Obwohl die bereitgestellten Klimadaten in erster Linie von institutionellen Investoren und Vermögensverwaltern genutzt werden, erklärten sich 57 Prozent der teilnehmenden Unternehmen (im Vorjahr erst 40 Prozent) bereit, ihre durch das CDP erhobenen Klimadaten auch öffentlich verfügbar zu machen. „Hintergrund dieser positiven Entwicklung zu mehr Klimatransparenz ist vor allem, dass Unternehmen die erfolgskritische Bedeutung von Klimawandel erkannt haben. Zwei Drittel der Unternehmen haben deshalb die Verantwortung für das Thema auf Vorstandsebene angesiedelt und es als festen Bestandteil in ihre Unternehmensstrategien integriert“, sagt Caspar von Blomberg, Europa-Chef des CDP. „Der Bewusstseinswandel ist im vollen Gange. Klimawandel hat fundamentale Implikationen für viele Geschäftsmodelle und um den Zugang zum Kapitalmarkt zu erhalten, muss ein Unternehmen heute Rechenschaft über seine Klimaaktivitäten ablegen.“

Der Trend zu immer größerer Transparenz in der Klimabilanz deutscher Unternehmen spiegelt sich auch in den insgesamt guten Bewertungen des CDP wider. Beim sogenannten „Disclosure Scoring“, bei dem die Qualität der Klimaberichterstattung gemessen wird, wurden 30 Unternehmen erstmals in den deutschen Carbon Disclosure Leadership Index aufgenommen. Die vier Spitzenreiter Siemens, Deutsche Post, BASF und Bayer haben sich dabei auch international jeweils als Branchenführer im Klimareporting durchgesetzt.

Dagegen konnten sich nur neun Unternehmen (acht aus dem DAX30 sowie TUI) für den deutschen Carbon Performance Leadership Index qualifizieren, bei dem nur die Unternehmen berücksichtigt werden, die bereits gute Strukturen und Prozesse für das aktive Management des Klimawandels und für die Reduktion von Emissionen im Unternehmen geschaffen haben. Dies ist umso erstaunlicher, als in diesem Jahr zunächst nur qualitative Managementindikatoren in die Bewertung eingeflossen sind und quantitative Effekte wie etwa die Emissionsentwicklung noch unberücksichtigt blieben.

Im Berichtsjahr 2009 sind die CO2-Emissionen der Unternehmen, die auch 2008 schon berichtet hatten, um 6,5 Prozent zurückgegangen. Doch dies ist im Wesentlichen nicht auf Klimaschutzmaßnahmen, sondern überwiegend auf Konjunktureinflüsse zurückzuführen und die Emissionen liegen damit immer noch über dem Niveau von 2007, dem Jahr vor der Wirtschaftskrise. Tatsächlich zeigen zwei Drittel dieser Unternehmen eine deutlich höhere Emissionsintensität, das heißt sie haben mehr Emissionen pro Umsatz ausgestoßen. Diese Entwicklung geht einher mit der Tatsache, dass die berichteten Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen um fast die Hälfte auf 27 Milliarden Euro zurückgenommen wurden. Auch ging die Zahl der Unternehmen, die die Ziele zur Reduktion ihrer  Treibhausgasemissionen mit konkreten Maßnahmen unterlegt haben, spürbar von 77 auf nur noch 59 zurück. Bei der Entwicklung von „Green Products“ gibt es ebenfalls bemerkenswerten Aufholbedarf. So geben beispielsweise nur 29 Prozent aller berichtenden Finanzdienstleister an, Produkte anzubieten, die zum Klimaschutz beitragen.

„Leider machen sich die sichtbaren Fortschritte der Unternehmen bei der Berichterstattung über und das Bewusstsein für den Klimawandel noch nicht genug in der Klimaperformance und in wirksamen CO2-Vermeidungsmaßnahmen bemerkbar“, sagt von Blomberg. „Die Wirtschaftskrise hat den Fokus abgelenkt, und die Unsicherheit über das Fehlen eines multilateralen Klimaschutzabkommens hat die Rahmenbedingungen für Investitionen nicht verbessert. Wir brauchen eine gemeinsame Initiative von Kapitalmarkt und Unternehmen zur schnellen und wirksamen Vermeidung von CO2-Emissionen.“

Mit seinem Klima-Reporting möchte das CDP den Unternehmen Impulse geben, zur Entwicklung und der Umsetzung von umweltorientierten Geschäftsstrategien. Klimareporting ist dabei eine Chance für Energie- und Kostenreduktion, gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit und moderne Unternehmensführung. „Das Carbon Disclosure Project hat die Marktmacht der institutionellen Investoren und Vermögensverwalter mobilisiert, um große börsennotierte Unternehmen zu klimabewusstem Verhalten zu bewegen. Es leistet somit einen entscheidenden Beitrag für eine Entwicklung hin zur Niedrigemissionswirtschaft”, sagt Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen über die Arbeit des CDP.
 
Die wichtigsten Ergebnisse des CDP-Berichts 2010 im Überblick

•  Rekord Beteiligungsquote von 61 Prozent: Insgesamt 122 (+20%) von insgesamt 200 befragten Unternehmen beteiligten sich am diesjährigen CDP Reporting. Von den im DAX gelisteten Unternehmen nahmen mit einer Ausnahme alle Gesellschaften teil. Im MDAX lag die Teilnahmeqoute bei 70%. Auffallend positiv entwickelte sich die Beteiligungsquote bei den im Tec- und SDAX gelisteten Unternehmen. Insgesamt decken die berichtenden Unternehmen mehr als 90% der Marktkapitalisierung ab.

•  Sprunghafter Anstieg der Transparenz für die Öffentlichkeit: 57% der antwortenden Unternehmen (im Vj. erst 40%) machen ihre Klimadaten auch öffentlich einsehbar, beim DAX30 sogar 86%.

•  Rekord-Abdeckung von berichteten Emissionsdaten: um 22% stieg die Zahl der Unternehmen an, die ihre Treibhausgas-Emissionen gemessen und veröffentlich haben - es sind inzwischen zwei Drittel aller berichtenden Unternehmen. Die Erfassung von Treibhausgasen ist damit zum Standard bei Unternehmen geworden - dies ist die Voraussetzung dafür, dass Emissionen auch kontrolliert und reduziert werden können.

• Beste Reporting-Compliance bei emissionsintensiven Sektoren: Bei Automotive und Versorgern beteiligen sich vier von fünf befragten Unternehmen am Klima-Reporting (70% bzw. 77%).

• Klimawandel ist Vorstandsthema: 61% (Vj. 41%) der antwortenden  Unternehmen haben die Klimaverantwortung beim Vorstand verankert und 73% haben ihre Maßnahmen zum Klimamanagement fest in die Geschäftsstrategie integriert.

•  Trend zur externen Verifizierung der Daten unterbrochen: Gegenläufig zum internationalen Trend haben nur noch 39 Unternehmen (Vj.: 42) ihre Klimadaten extern verifizieren lassen - und das, obwohl erheblich mehr Unternehmen ihre Emissionen gemessen haben (+22%).

•  Big is beautiful: Große Unternehmen weisen insgesamt deutlich bessere Performance-Bewertungen auf als mittlere und kleine. In den erstmals gebildeten Performance Index (CPLI) der Unternehmen mit dem besten Management von Klimachancen und -risiken, haben es nur 8 DAX-Unternehmen und ein MDAX-Wert geschafft.

•  Treibhausgasemissionen sind 2009 zurück gegangen: Auf vergleichbarer Basis konnte der Ausstoß von CO2-Emissionen um 6,5 Prozent gegenüber Vorjahr reduziert werden. Dabei waren überwiegend konjunkturelle Effekte wirksam. Die Emissionen lagen 2009 noch über dem Niveau von 2007, d.h. vor der Wirtschaftskrise.

•  Strategien zur Emissionsreduktion noch nicht wirksam: Zwar haben inzwischen 45 Prozent (+6%-Punkte ggü. Vj.) der Unternehmen konkrete, quantitative Ziele zur Vermeidung von Treibhausgasemissionen. Doch diese schlagen sich meist noch nicht nieder: Bereinigt um Umsatzveränderungen konnten nur ein Drittel der Unternehmen ihre Emissionen reduzieren, zwei Drittel weisen dagegen höhere Emissionen pro Umsatz aus.
Quelle: UD / pm
 
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