Klimawandel

UN-Chef Ban will Klimaschutz und Nachhaltigkeit enger verknüpfen

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-moon, hat das vorherrschende Wirtschaftsmodell auf dem Weltwirtschaftsforum (WEF) im schweizerischen Davos als „weltweiten Selbstmordpakt“ bezeichnet. Nötig, so Ban, sei eine „Revolution zur Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung“, die wegführen müsse von dem „achtlosen Konsum“ knapper werdender Ressourcen.

16.02.2011

Nach Aussagen von Vertretern der UN will sich Ban Ki-moon in Zukunft unter anderem stärker der Förderung erneuerbarer Energien in Entwicklungsländern widmen. Foto: KfW-Bildarchiv/Joerg Boethling
Nach Aussagen von Vertretern der UN will sich Ban Ki-moon in Zukunft unter anderem stärker der Förderung erneuerbarer Energien in Entwicklungsländern widmen. Foto: KfW-Bildarchiv/Joerg Boethling
Auf dem WEF treffen sich jedes Jahr Spitzenpolitiker und Wirtschaftsführer zum Meinungsaustausch. In seiner Rede vor Staats- und Regierungschefs sowie Unternehmern sagte der UN-Chef, die Menschheit habe an Konsum ohne Konsequenzen geglaubt. „Der Klimawandel zeigt uns, dass dieses Modell mehr als überholt ist“. Es sei höchste Zeit, der Erderwärmung entschiedener entgegenzutreten und nachhaltiges Wachstum sicherzustellen. Ban forderte dazu eine „Revolution des freien Marktes für globale Nachhaltigkeit“. Das sei die Wachstumsagenda für das 21. Jahrhundert. Medienberichten zufolge strebt er in der internationalen Klimaschutzpolitik einen Strategiewechsel in diese Richtung an.

Vertreter der UN sagten der britischen Tageszeitung „The Guardian“ Ende Januar, Ban werde seine Arbeitszeit künftig weniger den internationalen Klimaschutzverhandlungen widmen und eine „breitere Agenda“ verfolgen. Der UN-Generalsekretär will sich demnach in Zukunft stärker der Förderung erneuerbarer Energien in Entwicklungsländern und der Mobilisierung entsprechender Finanzmittel für den Wandel zur „grünen“ Weltwirtschaft widmen. Davon erwarte er schnellere Erfolge im Kampf gegen die Erderwärmung als von weiterer Überzeugungsarbeit auf Ebene der Staats- und Regierungschefs, so die UN-Offiziellen. Robert Orr, stellvertretender UN-Generalsekretär für Strategieplanung, sagte der Zeitung, Ban habe nach dem UN-Klimagipfel in Kopenhagen Ende 2009 eingesehen, dass die internationale Gemeinschaft in den kommenden Jahren kein durchschlagendes Klimaabkommen schließen würde und sich zu dem Strategiewechsel entschlossen.

Der ehemalige Chef des UN-Klimasekretariats, der Niederländer Yvo de Boer, begrüßte diese Ankündigung in einem Gastkommentar für die Zeitung. Ban müsse den Klimaschutz in den breiteren Nachhaltigkeitsdiskurs einbringen und beweisen, dass nachhaltigeres Wirtschaften in der Praxis funktioniert, so de Boer. Mit dieser „strategischen Erweiterung“ könne er „zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“: Er könne den Klimaschutz zum Kern der „grünen“ Wirtschaft aufwerten und unter Beweis stellen, dass die UN fähig sind, direkte ökonomische, ökologische und soziale Verbesserungen in ihren Mitgliedsländern anzustoßen. Nach Einschätzung de Boers lässt sich der Kampf gegen die Erderwärmung nur mit „überzeugenden Demonstrationen“ der Vorzüge einer „Green Economy“ gewinnen. Ban könne der UN mit seinem Vorstoß „neue Relevanz“ verleihen, so de Boer.

In seiner Rede in Davos sagte der UN-Generalsekretär, die Lösung des Klimawandels müsse mit Fragen der sicheren Energie-, Wasser- und Nahrungsversorgung verknüpft werden. Gleichzeitig mahnte er globale Investitionen in Energieeffizienz und erneuerbare Energien an. Das seien die Märkte der Zukunft. Dass Unternehmer und Investoren von diesen Märkten profitieren können, unterstreicht ein vom WEF Ende Januar vorgestelltes Strategiepapier. Unternehmen, die Nachhaltigkeit in ihr Kerngeschäft integrieren, heißt es darin, könnten auch ihre finanzielle Leistung steigern. Nachhaltige Kapitalanlagen hätten auch deshalb das Potenzial zum „Mainstream“ zu werden.

Der norwegische Finanzminister Sigbjørn Johnsen nahm das Papier zum Anlass für einen offenen Dankesbrief an die Autoren. Sie verdeutlichten die „Macht der Finanzmärkte für die Beschleunigung des Wandels zu nachhaltigeren Wirtschaftsweisen“ und zeigten Unternehmern und Investoren, wie sie dahin kommen können. Die norwegische Regierung zählt mit ihrem staatlichen Pensionsfond zu den größten Kapitalanlegern der Welt. Ihren Investments liegen strenge Nachhaltigkeitskriterien zugrunde. 2009 erzielte der rund 480 Milliarden US-Dollar schwere Staatsfonds eine Gesamtkapitalrentabilität in Höhe von 25,6 Prozent. Nachhaltigkeit, so Johnsen in seinem Brief, habe sich für die langfristigen Ergebnisse des Fonds als „entscheidend“ erwiesen.
Quelle: UD / RNE
 
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