Metropolen bekämpfen den Klimawandel
Großstädte in aller Welt sehen sich von Umwelt- und Klimarisiken bedroht und führen Strategien im Kampf gegen den Klimawandel ein. So das Ergebnis des CDP-„Cities“-Reports 2011, den das Carbon Disclosure Project (CDP) erstmals veröffentlicht hat. Jede zweite der befragten Städte spürt bereits die Auswirkungen des Klimawandels - Hitzewellen, Dürren oder Hochwasser verursachen immer größere Schäden an städtischer Infrastruktur und belasten die Gesundheit der Bewohner. 93 Prozent der Städte geben an, dass der Klimawandel höchste Priorität habe und zum Aufgabenbereich der kommunalen Regierungen gehöre.
21.06.2011
Die Studie, die gemeinsam mit KPMG erstellt wurde, gibt Auskunft über die Regierungs aktivitäten von 58 Metropolen, die sich zur „C40 Cities Climate Leadership Group“ (C40) zusammen geschlossen haben. Fast drei Viertel dieser Städte (42 bzw. 72 Prozent) haben sich an der Informationsanfrage des CDP beteiligt und informierten über ihre CO2-Emissionen, regionale Strategien sowie Risiken und Chancen des Klimawandels.
Allerdings fällt auf, dass gerade europäische Städte zugeknöpft sind. Während 91 Prozent bzw. 89 Prozent aller Nord- bzw. Südamerikanischen Metropolen teilgenommen haben, sind nur 53 Prozent der europäischen Großstädte zu der umfassenden Datenerfassung und Veröffentlichung bereit gewesen. Selbst in Afrika (75 Prozent) und Asien (71 Prozent) war die Teilnahmequote höher als in Europa.
Klaus Wowereit, regierender Bürgermeister von Berlin, begrüßt die Initiative: „Berlin hat sich im Klimaschutz ambitionierte Ziele gesteckt. Neben der Kooperation mit Wirtschaft und Industrie ist unserer international ausgerichteten Metropole die Zusammenarbeit mit anderen Großstädten in der C40 Climate Change Group rund um den Globus besonders wichtig.“ Dank des Carbon Disclosure Projects könne sich Berlin nun erstmals klar vergleichen. So habe Berlin bereits 2007 eine Stabsstelle mit 16 Klimawandel-Experten gebildet, um den Umweltsenat zu beraten.
Unterdessen schreiten die Großkommunen zur Tat: Etwa zwei Drittel der antwortenden Städte (62 Prozent) haben konkrete Klimastrategien etabliert und 57 Prozent haben auch Ziele zur Treibhausgas-Reduktion vorgelegt. Die Maßnahmen reichen von Energieeinsparungen im Gebäudesektor bis zur Umstellung auf Grünstrom, von neuen Müllvermeidungskonzepten bis zu emissionsfreier Mobilität. Auch infrastrukturelle Anpassungen an Hochwasser und andere Klimawandelfolgen sind bereits in Planung.
Einige Beispiele:
- Seoul plant die energetische Sanierung von 10,000 Gebäuden bis 2030.
- Austin möchte bis 2040 sämtlichen Müll in der Stadt vermeiden.
- London zielt auf 100,000 Elektrofahrzeuge bis 2020.
- Buenos Aires führt ein Netz von Bus- und Taxispuren ein.
- São Paulo plant eine Reduktion von fossilen Brennstoffen im öffentlichen Verkehr von 10 Prozent pro Jahr - mit dem Ziel, bis 2017 klimaneutral im Transport zu sein.
„Städte sind unsere große Hoffnung im Klimaschutz. Einerseits sind sie die Hauptleittragenden von Bevölkerungswachstum, Ressourcenverknappung und Klimaveränderungen,“ sagt Caspar von Blomberg, Europa-Chef des CDP. „Andererseits leisten sie auch heute vielfach schon aktiven Klimaschutz, der weit über die Klimaziele ihrer jeweiligen Staatsregierung hinausgeht. Das CDP Reporting ist dabei ein wichtiges Instrument der Orientierung und des Austauschs von Daten und Best Practice.“
Andere wichtige Ergebnisse der Studie sind:
- Die C40 Städte emittieren zusammen 1,2 Milliarden Tonnen CO2e - das entspricht den Treibhausgasemissionen Japans.
- Große Städte halten Schritt mit großen Konzernen: jeweils zwei Drittel messen und veröffentlichen ihre Treibhausgasemissionen.
- Nur 6 Städte haben heute schon eine langfristige Finanzplanung für die erheblichen Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen.
- Städte benutzten heute noch sehr unterschiedlichen Methoden zur Erfassung ihrer Treibhausgasemissionen. Von einer Standardisierung würden sie sehr profitieren.
Mit dem „CDP-Cities“ Programm hat das Carbon Disclosure Project sein bewährtes Reporting-System, das seit zehn Jahren von Unternehmen weltweit angewand wird, nun auch für Metropolen nutzbar gemacht. Dies ermöglicht Städten, Emissionsdaten nach einheitlichen Standards zu erheben und in der Folge wirksam zu vermeiden bzw. zu reduzieren. Ferner lassen sich auch Risiken damit besser einschätzen und vermeiden.
Zu den berichtenden Städten zählen:
Addis Ababa, Amsterdam, Austin, Bangkok, Berlin, Bogotá, Buenos Aires, Caracas, Changwon, Chicago, Kopenhagen, Curitiba, Dhaka, Heidelberg, Ho Chi Minh City, Hong Kong, Jakarta, Johannesburg, Karachi, Lagos, Lima, London, Los Angeles, Melbourne, Mailand, Moscow, New Orleans, New York, Philadelphia, Portland, Rio de Janeiro, Rotterdam, San Francisco, Santiago de Chile, Sao Paulo, Seattle, Seoul, Sydney, Tokyo, Toronto, Warschau, Yokohama.
Auf eigenen Wunsch nahmen an der CDP Cities-Befragung teil: Burlington, Dublin, Edina, Kaohsiung, Las Vegas and Taipei