Klimawandel

Klimaforscher Schellnhuber erhält höchstrangige Ehrungen

Für seine weltweit führenden Beiträge zur Erdsystemforschung und für den Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Politik wird Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), in diesem Herbst gleich mehrfach ausgezeichnet. Der als höchste internationale Ehrung für Umweltwissenschaften geltende Preis der Volvo-Stiftung wird ihm Anfang November in Schweden übergeben. Bereits im Oktober verleiht ihm der Bundespräsident persönlich im Berliner Schloss Bellevue das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse. Von der renommierten Universität Kopenhagen erhält Schellnhuber zudem die Ehrendoktorwürde.

15.09.2011

Foto: DBU
Foto: DBU
„Mit dem Aufbau vielfältiger und fächerübergreifender Forschung, die sich der erschreckenden Herausforderungen des Klimawandels für die Menschheit annimmt, gibt es niemand Besseres als Hans Joachim Schellnhuber, um international führend zur Entwicklung wissenschaftliche Erkenntnisse beizutragen und diese für Politiker und andere Entscheider anwendbar zu machen“, heißt es in der Begründung der Jury des Volvo Umwelt-Preises. Als Physiker habe Schellnhuber  „den strengen, quantitativen Ansatz auf die Erdsystemforschung angewandt“ und deren Entwicklung damit entscheidend vorangebracht. Er ist der erste Deutsche, der den Preis erhält.

„Der Volvo-Preis ist so etwas wie der Nobelpreis für Umweltforschung, weil es bislang leider keinen Nobelpreis für diese interdisziplinäre Wissenschaft gibt“, erklärt Paul Crutzen, Träger des Chemie-Nobelpreises. Bevor der Niederländer diesen 1995 gewann, war Crutzen für seine Forschung zur Zerstörung der Ozonschicht als einer der ersten Wissenschaftler mit dem Volvo-Umweltpreis ausgezeichnet worden. Es sei „mehr als verdient“, so Crutzen, „dass Hans Joachim Schellnhuber jetzt diesen herausragenden Preis erhält. Er hat als Forscher die Art verändert, wie wir all die komplexen Prozesse zwischen Himmel und Erde betrachten. Aber er ist mehr als nur ein brillianter Kopf - er ist ein Kopf mit einem Gewissen. Wie kaum ein anderer baut Schellnhuber unermüdlich Brücken zwischen Wissenschaft und Gesellschaft.“

Schellnhubers Interesse an komplexen Systemen und nichtlinearer Dynamik, vielfach Chaostheorie genannt, hat den gebürtigen Bayern von der Grundlagenphysik zur Klimaforschung geführt. Er entwickelte eine Reihe neuartiger Konzepte, beispielsweise die Analyse der Kippelemente im Klimasystem („Tipping Elements“), die der Forschung weltweit wichtige Anstöße gaben. Auch das Zwei-Grad-Ziel zur Begrenzung des Klimawandels, welches von Politikern weltweit aufgegriffen wurde, hat unter Schellnhubers Führung der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) entworfen. Schellnhuber veröffentlichte mehr als 250 wissenschaftliche Artikel und über 50 Bücher beziehungsweise  Buchkapitel. Er ist unter anderem Mitglied der amerikanischen National Academy of Sciences und der Deutschen Akademie der Wissenschaften (Leopoldina) sowie Professor an der Universität Potsdam und am einflussreichen Santa Fe Institute in den USA.

Auf dieser Grundlage ist er zum wichtigen Gesprächspartner der Politik geworden: Etwa im WBGU, dem er seit 1992 angehört; im Expertenteam des EU-Kommissions-Präsidenten José Manuel Barroso; 2007 als Chef-Klimaberater von Bundeskanzlerin Angela Merkel während der deutschen Präsidentschaft von G8 und EU-Rat; und für die Landesregierung Brandenburgs.

Der Preis ist von Volvo gestiftet, wird aber verliehen von einer unabhängigen Stiftung. Mitglieder der Jury sind unter anderem Gita Sen, Professorin am Indian Institute of Management in Bangalore, und Jacqueline McGlade, Exekutiv-Direktorin der Europäischen Umweltagentur. Unter den bisherigen Preisträgern waren Wissenschaftler wie Susan Solomon von der National Oceanic and Atmospheric Administration der USA oder der Träger des Friedens-Nobelpreises Mohammed Yunus aus Bangladesh. Mit der Auszeichnung verbunden ist ein Preisgeld in Höhe von rund 160.000 Euro.

Zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse sowie der Ehrendoktorwürde der Universität Kopenhagen werden die offiziellen Begründungen später im Jahr veröffentlicht.
Quelle: UD / na
 
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