Klimawandel

"MoorFutures": Deutsche Moore als Kohlenstoffzertifikate

Einen neuen Weg für einen effektiven Klimaschutz empfiehlt der „Kleine Moorgipfel“: Kohlenstoffzertifikate, sogenannte „MoorFutures“ sollen helfen, entsprechende Naturschutzmaßnahmen zu finanzieren und zugleich attraktive Investitionsmöglichkeiten bieten. „Die Bedeutung der Moore für den Klimaschutz wird häufig unterschätzt. So bedecken Moore zwar nur vier Prozent der Fläche Deutschlands, diese sind jedoch nahezu alle entwässert. Dadurch stoßen sie jährlich etwa 45 Millionen Tonnen Kohlendioxidäquivalente aus - dies sind ca. 2,5 bis 5 Prozent der CO2-Äquivalente der jährlichen Gesamtemissionen Deutschlands“, sagte Prof. Beate Jessel, BfN-Präsidentin.

25.10.2013

Naturschutzmaßnahmen wie eine gezielte Wiedervernässung können diese Emissionen vermindern, Foto: Marion Lenzen
Naturschutzmaßnahmen wie eine gezielte Wiedervernässung können diese Emissionen vermindern, Foto: Marion Lenzen
„In den moorreichen norddeutschen Flächenländern gehören entwässerte Moore zu den größten Einzelquellen von Treibhausgasen. Naturschutzmaßnahmen wie eine gezielte Wiedervernässung können diese Emissionen vermindern, im Idealfall sogar stoppen“, ergänzte Till Backhaus, Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern. Intakte und wiedervernässte Moore verfügen außerdem über eine hohe biologische Vielfalt und erbringen wichtige Ökosystemdienstleistungen wie die Verbesserung von  Wasserqualität und Wasserdargebot, Hochwasserschutz und Ausgleich des Lokalklimas. Als erstes Land überhaupt bietet Mecklenburg-Vorpommern bereits seit etwa zwei Jahren unter dem Namen „MoorFutures“ ein Kohlenstoffzertifikat an, welches durch die Moorwiedervernässung generiert wird und das beispielsweise von umweltbewussten Unternehmen erworben werden kann, die ihre Klimabilanz verbessern wollen. In Brandenburg werden seit Mai 2012 MoorFutures angeboten.

Um auch die zahlreichen weiteren Leistungen der wiedervernässten Moore in den MoorFutures berücksichtigen zu können, fördert das BfN seit Ende 2011 ein Forschungsprojekt des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung, der Universität Greifswald und der Universität Kiel. „In dem Vorhaben ist es gelungen, die mit einer Wiedervernässung von Mooren einher gehenden ökologischen Effekte abzuschätzen. Sie wurden in den Standard der MoorFutures mit eingebunden, so dass dieser nunmehr neben dem Klimaschutz ein breites Spektrum ökologischer Leistungen mit abbildet, die von intakten Mooren erbracht werden“, so BfN-Präsidentin Jessel.

Auf dem ‚Kleinen Moorgipfel‘ wurde nun die Weiterentwicklung der MoorFutures vorgestellt. Die Beweggründe von Unternehmen, MoorFutures zur Kompensation unvermeidlicher Emis-sionen einzusetzen, werden erörtert und darüber diskutiert, ob und wie Kohlenstoffzertifikate eine Option für Moorwiedervernässung in ganz Deutschland sein könnten. „Die weiterentwickelten MoorFutures zeigen eindrucksvoll, dass es Möglichkeiten gibt, Synergien von Klimaschutz und Naturschutz zu nutzen und zum Wohlergehen der Gesellschaft gemeinsam zu verwirklichen“, so Beate Jessel. „Der Synergieaspekt ist auch für Unternehmen von Bedeutung. Sie können jetzt durch eine Emissionskompensation mittels MoorFutures zugleich einen Beitrag für ihre „Biodiversitäts-performance“ leisten. Zudem basieren MoorFutures-Zertifikate auf einem transparenten Standard mit klaren Kriterien und Regelungen. Dies ist für Unternehmen von besonderer Bedeutung, da auch ihre Kunden Vertrauen in Standards und Zertifizierungen legen“, erläuterte Minister Till Backhaus. „Die Wiedervernässung gehört volkswirtschaftlich gesehen zu den kostengünstigsten Strategien der Emissionseinsparung. Außerdem ist es nun gelungen, in den MoorFutures weitere Ökosystemleistungen abzubilden und so für private Investitionen zu erschließen. Derartige Kohlenstoffzertifikate mit klaren Standards können eine Option sein und Anstöße vermitteln, dass in ganz Deutschland Moore verstärkt revitalisiert werden. Es wäre daher sehr wichtig, wenn auch andere Bundesländer dem Beispiel Mecklenburg-Vorpommerns und Brandenburgs folgen und die MoorFutures einführen und damit unterstützen würden“, so das gemeinsame Plädoyer von Umweltminister Till Backhaus und BfN-Präsidentin Beate Jessel.

Es stellt sich die Frage, ob sich daraus ein Paradigmenwechsel für Naturschutzfinanzierung ergibt. Nach Ansicht von Prof. Dr. Bernd Hansjürgens, Studienleiter der Initiative ‚Naturkapital Deutschland‘ am Helmholtz Zentrum für Umweltforschung UFZ ist dies nicht der Fall. „Deutschland braucht keine Privatisierung sämtlicher Umweltleistungen und Umweltgüter. Worauf es allerdings ankommt, ist das bessere Aufzeigen und Kommunizieren der umweltrelevanten Konsequenzen unserer Entscheidungen.“ Die Weiterentwicklung der MoorFutures sei ein hervorragendes Beispiel dafür, so Hansjürgens. Über 200 Jahre wurden große Anstrengungen unternommen, um Moore landwirtschaftlich nutzbar zu machen. „Seit kurzem jedoch können wir genauer einschätzen, welche Klimafolgen und Verluste weiterer Ökosystemleistungen damit einhergehen. Nun gilt es, die Nutzung
von Mooren über geänderte Anreize - auch finanzieller Art - an die veränderten gesellschaftlichen Anforderungen anzupassen“ meint der
Ökonom.

Hintergrund

Moorwiedervernässung führt zur Reduktion von Treibhausgasemissionen. Diese betragen zwischen 5 und 35 Tonnen pro Hektar und Jahr. Die durch Wiedervernässung erzielten Reduktionen lassen sich auf dem freiwilligen Kohlenstoffmarkt verkaufen. Hierzu hat das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern und die Universität Greifswald die Marke MoorFutures entwickelt. Ein MoorFutures steht für die Vermeidung von einer Tonne Kohlendioxidäqui-valent. MoorFutures werden seit 2011 auf dem freiwilligen Kohlenstoffmarkt angeboten. Das Land Brandenburg hat im Jahre 2012 die Markenrechte erworben und vertreibt nun auch MoorFutures. Durch das BfN-geförderte Forschungsvorhaben „Integrierter Moorstandard“ ist es nun möglich, weitere Ökosystemleistungen wiedervernässter Moore zu quantifizieren.

Weitere Informationen unter www.moorfutures.de
Quelle: UD / fo
 
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