Klimawandel

Klimawandel: CO2-Budget statt 2100 schon 2034 erschöpft

Die Welt steht vor einem dramatischen Anstieg der Erdtemperatur um mindestens vier Grad bis zum Ende dieses Jahrhunderts. Nur durch konsequente Reduktion der CO2-Emissionen könnte dies verhindert werden. Dazu müsste die CO2-Intensität - das Verhältnis von CO2-Emissionen zu realem Bruttoinlandsprodukt - bis zum Jahr 2100 im Schnitt jährlich um sechs Prozent sinken, wie der aktuelle "Low Carbon Economy Index 2013" der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC zeigt. In den vergangenen fünf Jahren ist die CO2-Intensität jedoch nur um 0,7 Prozent pro Jahr gesunken. Bleibt die CO2-Intensität auf einem derart niedrigen Niveau, ist das vom Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) aufgestellte CO2-Budget bis zum Jahr 2100 bereits 2034 aufgebraucht - ein Anstieg der Erdtemperatur um mindestens vier Grad in den nächsten knapp 90 Jahren wäre die Folge.

12.11.2013

Gelingt keine konsequente Reduktion der CO2-Emissionen, steht ein Anstieg der Erdtemperatur um mindendestens vier Grad in den nächsten 90 Jahren bevor. Foto: NASA
Gelingt keine konsequente Reduktion der CO2-Emissionen, steht ein Anstieg der Erdtemperatur um mindendestens vier Grad in den nächsten 90 Jahren bevor. Foto: NASA
"Der Klimawandel ist kaum noch aufzuhalten. Unternehmen müssen ihn in ihren Strategien berücksichtigen. Sie brauchen eine aktive Klimaschutzpolitik, die sich nicht nur auf CO2-Emissionen konzentriert", warnt Michael Werner, Leiter Sustainability Services bei PwC. "Der Klimawandel hat erheblichen Einfluss auf Wachstum, Ziele und Kosten von Unternehmen. Ihn aktiv zu managen, wird zu einer zentralen Aufgabe. So gilt es zum Beispiel, Risiken in der Lieferkette frühzeitig zu identifizieren und gegenzusteuern. Aber auch bei langfristigen Investitionen spielt das Thema in Zukunft eine zentrale Rolle."

Nach wie vor ist die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen enorm. Öl und Kohle machen weltweit noch immer 63 Prozent der Energieversorgung aus. Dagegen ist der Anteil der erneuerbaren Energien trotz des starken Ausbaus in den vergangenen Jahren von 7,2 Prozent 2007 auf nur 8,6 Prozent 2012 gestiegen. "Die G20-Länder konsumieren fossile Brennstoffe, als gäbe es kein Morgen mehr", kritisiert Werner. "Gefragt ist eine Energieversorgung, die ohne klimaschädliche Treibhausgase auskommt. Erneuerbare Energien, die in den vergangenen Jahren konkurrenzfähig wurden, erfüllen diesen Anspruch. Neben einem umweltfreundlichen Energiemix tragen eine höhere Energieeffizienz sowie die Lagerung von CO2 dazu bei, Wirtschaftsleistung und CO2-Emissionen in Zukunft stärker zu entkoppeln."

USA, Australien und Indonesien reduzieren CO2-Intensität 2012 am stärksten

Die USA konnten ihre CO2-Intensität 2012 um 5,9 Prozent verringern - und verzeichneten damit die größte relative Veränderung aller untersuchten Länder. Mit der verstärkten Förderung von Schiefergas ist der Anteil des CO2-freundlichen Erdgases an der US-Energieversorgung von 25 auf 30 Prozent gestiegen. Dies ließ auf der anderen Seite den Preis von Kohle einbrechen. Das ist auch der Grund, warum die Nachfrage nach Kohle als Energieträger, der sich durch hohe CO2-Emissionen auszeichnet, in der Europäischen Union 2012 größer wurde. In China ist die Nachfrage nach Kohle als Energieträger seit 2007 um 40 Prozent gestiegen. Neben den USA konnten auch Australien mit 5,3 Prozent und Indonesien mit 5,0 Prozent die CO2-Intensität deutlich senken - aber selbst diese Länder bleiben unter der Marke von sechs Prozent, die nötig ist, um die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen.

Unterschiede zwischen Industrie- und Schwellenländern


Nach wie vor zeigt sich ein eklatanter Unterschied zwischen den Industriestaaten und den Emerging Markets. Während in den G7-Ländern die CO2-Intensität seit 2007 im Schnitt um 2,3 Prozent sank, gab sie in den sieben wichtigsten Schwellenländern nur um 0,4 Prozent nach. Unter den EU-Staaten verzeichnet Italien den stärksten Rückgang an CO2-Intensität (-2,4 Prozent) seit 2007 aufgrund des Wachstums bei erneuerbaren Energien, gefolgt von Frankreich (-2,3 Prozent). In Frankreich ist die Reduktion wiederum auf den hohen Anteil an Kernenergie an der Energieversorgung zurückzuführen. Deutschland belegt gemeinsam mit Großbritannien den dritten Platz. Die CO2-Intensität sank hierzulande zwischen 2007 und 2012 um 1,7 Prozent - und damit deutlich stärker als im weltweiten Schnitt (-0,7 Prozent).

Seit 2009 untersucht der PwC Low Carbon Economy Index die Entwicklung der CO2-Emissionen in den G20-Ländern im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung. Der Index zeigt auf, wie stark die Kohlendioxidemissionen weltweit reduziert werden müssten, um die Erderwärmung auf 2 Grad Celsius zu begrenzen. Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) hat in seinem im September 2013 veröffentlichten Bericht "IPCC Fifth Assessment Report (AR5)" vier unterschiedliche CO2-Budgets ermittelt, die mit unterschiedlichen Temperaturen zur Erderwärmung bis zum Ende des 21. Jahrhunderts korrelieren.

Quelle: UD / na
 
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