Plastik & Müll

McDonald´s macht sich für saubere Innenstädte stark

Der Fastfood-Marktführer McDonald´s schiebt immer größere Verpackungsmengen über den Tresen. Einen Teil davon werfen Kunden achtlos weg. Zur Fifa WM in Brasilien startet McDonald´s Deutschland deshalb eine neue Kampagne gegen das „Littering“ – und sucht gemeinsam mit Branchenkollegen den Schulterschluss mit den Kommunen.

08.05.2014

McDonald´s macht sich für saubere Innenstädte stark zoom

Der siebenjährige Theo steht neben einer grünen Altpapiertonne und hält eine zerknüllte McDonalds-Tüte in seiner Hand. Flink kickt er den Papierball erst hoch in die Luft, dann köpft er ihn zur Tonne – versenkt! Mit diesem Videoclip will Theo den Wettbewerb „Kick the Trash“ gewinnen. Die Systemgastronomie-Kette McDonald´s sucht bis einschließlich heute die „witzigsten und einfallsreichsten Möglichkeiten, Abfall in der Tonne landen zu lassen“. Als Preis winkt eine Fahrt zum Viertelfinale in Brasilien. Schon bei den letzten Europa- und Weltmeisterschaften suchte McDonald´s –gemeinsam mit dem Deutschen Fußball-Bund – nach Freestyle-Kickern, die ihren Müll besonders kreativ in die Tonne treten. „Das kam immer gut an“, berichtet Birgit Höfler-Schwarz von McDonald´s Corporate Affairs, „und passt gut zu unserer Zielgruppe“.

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In den deutschen Filialen der Burgerkette gehen pro Jahr 11.000 Tonnen Papier- und Kartonverpackungen und 6.000 Tonnen Leichtstoffverpackungen „zum Mitnehmen“ über den Tresen. Ein Teil davon landet nicht in Abfalltonnen oder Wertstoffbehältern, sondern wird achtlos in die Landschaft geworfen. „Littering“ nennen Fachleute dieses Problem. „In Hamburg tritt es überall dort auf, wo es Systemgastronomie gibt: Je schöner das Wetter ist, desto mehr Menschen nehmen ihr Essen mit nach draußen – und desto mehr Verpackungen bleiben dort liegen“, sagt Reinhard Fiedler, Pressesprecher der Stadtreinigung Hamburg. „Alle ärgern sich darüber, aber keiner will es gewesen sein“, klagt die McDonald´s-Sprecherin.

Lösungen für dieses Problem sind komplex, betont der Littering-Forscher Ralph Hansmann von der ETH Zürich – im jüngsten McDonald´s-Nachhaltigkeitsbericht. In Fachkreisen bestehe Einigkeit darüber, dass „mehrschichtige Strategien zur Problemlösung“ notwendig seien, um die Verschmutzung des öffentlichen Raums durch Littering zu verringern. Hansmanns Rat: Menschen müssten von sich aus erkennen, dass das achtlose Wegwerfen von Abfällen keinen Sinn macht. Dafür ist es seiner Ansicht nach sinnvoll, nicht nur auf medial vermittelte Kommunikation zu setzen, sondern die Zielgruppen mithilfe von Veranstaltungen, Wettbewerben, persönlichen Gesprächen und gemeinschaftlichen Putzaktionen einzubeziehen. Doch hier stößt selbst der Branchenprimus an seine Grenzen. Gemeinsam mit dem DFB rief McDonald´s im Herbst 2012 in ganz Deutschland zu Abfallsammelaktionen auf – 160 freiwillige Helfer kamen. Zum Vergleich: Pro Jahr finden sich eine Milliarde Gäste in den mehr als 1.400 deutschen Restaurants der Kette ein.

Hamburg räumt auf

Besser besucht war Ende März die Aktion „Hamburg räumt auf“, bei der knapp 60.000 Helfer in mehr als 1.100 Initiativen Müll aus dem öffentlichen Raum sammelten. „So erleben die Teilnehmer, wie mühsam es ist, ihre Nachbarschaft vom Müll zu befreien“, erklärt Stadtreinigungs-Sprecher Fiedler. Gut möglich, dass diese Erfahrung zu einem Bewusstseinswandel beiträgt. „Vor 17 Jahren haben wir noch rund 8 Kilogramm pro Teilnehmer eingesammelt, in diesem Jahr nur noch 5 Kilo.“ Dennoch hatten sich in binnen Jahresfrist 293 Tonnen Müll im öffentlichen Raum der Stadt Hamburg angesammelt.

In der unmittelbaren Umgebung von Systemgastronomen ist es dabei meist vergleichsweise sauber. „Unsere Restaurantbetreiber haben den Auftrag, ihren Außenbereich in Ordnung zu halten“, berichtet McDonald´s-Sprecherin Höfler-Schwarz. „In Hamburg funktioniert das bei McDonald´s besser als bei Burger King“, lobt Reinhard Fiedler den Branchenprimus. Doch Take-Away-Speisen werden auch in größerer Entfernung von den Restaurants genossen. Und manche Kommunen schrauben Abfallbehälter ab, um Entleerungs- und Instandhaltungskosten zu sparen. „Wo Abfallbehälter fehlen, landen Verpackungen in der Landschaft“, kritisiert Höfler-Schwarz.

Diese Situation will der Branchenverband der Systemgastronomen mit einer im März vorgestellten „Charta für eine saubere Nachbarschaft“ verbessern, die er gemeinsam mit den kommunalen Spitzenverbänden formuliert hat. Darin findet sich der Wunsch, mit den Kommunen abzusprechen, wie sich der Einsatz von Abfallbehältern optimieren lässt – „bezogen auf das Nutzerverhalten“, so die Charta. Zu verbessern sei auch die „Koordinierung von kommunalen Reinigungstätigkeiten und Aktivitäten von Unternehmen für ein sauberes Restaurantumfeld“. Damit nicht der städtische Sammeltrupp just in dem Moment anrückt, wenn die Gastronomen gerade selbst unterwegs waren. Reinhard Fiedler sieht darin schon jetzt kein Problem: „Wir veröffentlichen alle Termine auf unserer Website“.

Die Quellen des Verpackungsmülls sprudeln unterdessen weiter. Von 2010 bis 2012 stieg bei McDonald´s Deutschland die Verpackungsmenge insgesamt um 7 Prozent. Auch die Werte „pro Besuch“ und „pro Verpackungseinheit“ legten um rund 6 und 4,7 Prozent zu. Innovative Ideen, das Verpackungsaufkommen zu senken, sind nicht zu erkennen. Während sich McDonald´s in den letzten Jahren eher darauf konzentrierte, den Anteil an Recyclingmaterialien zu erhöhen, machte 2013 die brasilianische Burgerkette Bob’s von sich reden: Sie wickelte ihre Burger in essbares Reispapier. McDonald´s-Mitarbeiterin Höfler-Schwarz steht dieser Lösung skeptisch gegenüber. „Solche Verpackungen schmecken doch nicht“, urteilt sie. „Und wenn sie nicht gegessen werden, sind es Lebensmittel, die weggeworfen werden.“

Fehlende Verpackungsalternativen


Den Umgang mit kompostierbaren Verpackungen von der Verpackungsverordnung ist nicht ausreichend geregelt. Der Grund: Das Kompostieren zählt nicht als stoffliche Verwertung, und nur diese ist gesetzlich vorgeschrieben und damit geregelt. Bei Verpackungen aus kompostierbarem Biokunststoff hat so manches Unternehmen in der Vergangenheit  leidvolle Erfahrungen gemacht - etwa ein Joghurtproduzent, der einen solchen Becher nach Greenwashing-Vorwürfen der Deutschen Umwelthilfe wieder vom Markt nahm. Auch für Reinhard Fiedler sind kompostierbare Verpackungen keine Lösung des Littering-Problems: „Auch solche Materialien liegen monatelang herum, bevor sie verrotten.“ So setzen Kommunen, Stadtreiniger und Systemgastronomen auf ein Umdenken der Littering-Verursacher unter den Verbrauchern. Engagierten Freiwilligen bleibt in der Zwischenzeit nichts anderes übrig, als deren Hinterlassenschaften wegzuräumen. Am 10. Mai wird ihr Einsatz sogar europaweit koordiniert. EU-Umweltkommissar Janez Potočnik lädt zum „Frühjahrsputz in Europa“.

 

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