Bienenwachstücher: Lebensmittel nachhaltig frisch halten
Gut eingepackt in Aluminium- oder Frischhaltefolie bleiben leicht verderbliche Lebensmittel länger frisch. Das Problem: Diese Verpackungen sind Wegwerfprodukte; nach Benutzung werden sie entsorgt. Das belastet unsere Umwelt und sorgt für mehr Müll. Dabei gibt es nachhaltige Alternativen. Zum Beispiel ressourcenschonende Bienenwachstücher.
27.09.2019
In einer Welt, die geradezu von Plastik und anderen Einwegprodukten erdrückt wird, denken viele Menschen über ökologisch günstigere Alternativen nach. Vor allem die extreme Verschmutzung der Meere und die zunehmende Allgegenwärtigkeit winzigster Kunststoffpartikel in Erde, Luft und Wasser verlangen nach Lösungen, die die Umwelt nicht belasten. Beispiele für solche Wegwerfprodukte stellen Frischhalte- und Aluminiumfolie, zur Verbesserung der Haltbarkeit von offenen Lebensmitteln, dar. Tatsächlich lassen sich diese zumindest teilweise durch ein für die Umwelt unbedenkliches und ressourcenschonendes Produkt ersetzen, das zudem wiederverwendbar ist: Bienenwachstücher.
Was sind Bienenwachstücher?
Bienenwachstücher bestehen aus dünnem Baumwoll-, Hanf- oder Leinenstoff, der mit einer Mischung aus Bienenwachs, Jojobaöl und zumeist Baumharz imprägniert ist. Diese Zutaten sollten Bio-Qualität haben, um für den Gebrauch mit Nahrungsmitteln geeignet zu sein. Bienenwachs besteht zum größten Teil aus Myricin, einem speziellen Stoffgemisch. Insgesamt sind darin gut 300 unterschiedliche Substanzen enthalten, darunter Propolis. Diese ist auch für die leicht antibakteriellen Eigenschaften von Bienenwachstüchern verantwortlich (Bienen.info hat dazu einige Studien zusammengefasst), aufgrund derer sie sich so gut zur Lebensmittelaufbewahrung eignen. Propolis ist eine wachsartige Substanz, die von Bienen zur Abdichtung des Bienenstocks hergestellt wird und aus unterschiedlichen Pflanzenstoffen besteht. Der keimhemmende Effekt wird durch zugesetztes Baumharz noch verstärkt. Baumharz entstammt der Rinde von Nadelbäumen und enthält ebenfalls antibakterielle und fungizide Komponenten. Jojobaöl oder ein anderes Pflanzenöl, das nicht ranzig wird, verleiht den Tüchern die nötige Geschmeidigkeit und sorgt dafür, dass sie nicht brüchig werden.
Wofür können Bienenwachstücher benutzt werden?
Bienenwachstücher können, ähnlich wie die konventionelle Frischhaltefolie, zum Abdecken von Lebensmitteln verwendet werden. Dazu werden sie beispielsweise über eine Auflaufform, eine Dose, Schale oder Ähnliches gelegt, an den Seiten umgeknickt und festgedrückt. Die Tücher haften sowohl an glatten Materialien als auch an sich selbst, insbesondere, wenn sie durch die Hand leicht erwärmt und so noch flexibler werden. Zudem können die Tücher verwendet werden, um Lebensmittel direkt einzuschlagen - hierzu werden sie einfach entsprechend um das Objekt gefaltet und die Kanten fest angedrückt. Gut geeignet ist diese Methode beispielsweise für aufgeschnittenes Gemüse oder Obst, Käse oder Brot. Nach der Benutzung werden die Tücher mit lauwarmem Wasser abgespült und gründlich abgetrocknet. Auf diese Art können sie problemlos mehrfach verwendet werden.
Wozu dürfen Bienenwachstücher nicht benutzt werden?
Bienenwachstücher sollten nach jedem Gebrauch unter fließend Wasser gereinigt werden. Dieses darf zwar warm sein, eine Temperatur von 40 Grad Celsius jedoch nicht übersteigen, damit das Wachs nicht schmilzt. Aufgrund dessen können Keime dabei nicht abgetötet werden, sodass keine Ware bedeckt werden darf, die möglicherweise problematische Keime enthält oder aber von solchen besiedelt werden kann. Das gilt für rohes Fleisch, rohen Fisch und rohe Eier sowie alle daraus zubereiteten Produkte. Sollte ein Nahrungsmittel vergessen worden und daher unter der Bienenwachs-Abdeckung verschimmelt sein, muss das betreffende Tuch entsorgt werden, da es sich nicht ausreichend von Sporen und Toxinen reinigen lässt. Ebenso wichtig ist es natürlich, keine heißen Nahrungsmittel abzudecken, da diese das Wachs ebenfalls zum Schmelzen bringen und mit ihm verkleben könnten. Stattdessen ist angeraten, warme Produkte zunächst abkühlen zu lassen und dann abzudecken.
Worauf sollte beim Kauf von Bienenwachstüchern geachtet werden?
Bei Bienenwachstüchern sollte auf die Herkunft und ein Bio-Zertifikat geachtet werden. Am besten stammen die Tücher aus Deutschland - vielleicht sogar von einem Imker aus der eigenen Region - oder seinen Nachbarländern. Das und ein zuverlässiges Bio-Siegel sorgen dafür, dass es sich nicht um mit Schadstoffen wie Herbiziden, Insektiziden oder bestimmten Düngemitteln belastetes Wachs handelt. Während dieser Umstand bei anderen Bienenwachswaren wie Kerzen weniger problematisch ist, ist er umso wichtiger im direkten Kontakt mit Lebensmitteln.
Bienenwachstücher selber machen
Die nützlichen Bienenwachstücher können auch selbst hergestellt werden. Dazu sind lediglich pelletierter oder zerkleinerter Bio-Bienenwachs, der passende Stoff und etwas Bio-Jojobaöl notwendig. Alternativ eignet sich beispielsweise auch Kokosöl. Praktisch daran ist vor allem, dass Form und Größe auf diese Art beliebig selbst gewählt werden können.
Zunächst wird der Stoff möglichst heiß gewaschen, um etwaige Rückstände zu entfernen. Dann werden ein Teelöffel Öl mit je zwei Esslöffeln Wachsstückchen gemischt und vorsichtig erhitzt. Hier sollte die Hitze gerade so hoch gewählt werden, dass das Wachs schmilzt, nicht höher, um die Inhaltsstoffe zu schonen. Nun kann das Tuch mit der Flüssigkeit getränkt oder mit einem breiten Pinsel bestrichen werden - fertig. Alternativ kann der Stoff auf einem Backblech ausgebreitet werden, darauf werden Wachsstücke und Öl verteilt. Als Nächstes wird das Blech auf zirka 80 Grad Celsius im Ofen erhitzt und die Mischung mit einem Backpinsel auf dem Stoff verstrichen, sobald sie flüssig genug ist. Auf diese Art können auch mehrere Lagen Tücher erzeugt werden, sie müssen lediglich getrennt werden, bevor das Wachs wieder aushärtet.
Eine ausführliche Anleitung zur Herstellung von Bienenwachstüchern finden Sie hier.