HNEE unterstützt „unverpackt“-Branche
Abfallvermeidung im Lebensmitteleinzelhandel steht mittlerweile ganz oben auf der Agenda. Ein Team an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) hat erfolgreich Strategien entwickelt, um die Branche zu professionalisieren.
27.02.2020
Während die ersten unverpackt-Läden 2014 und 2015 von so manchem Zulieferer und Hersteller Stirnrunzeln und Kopfschütteln ernteten, wächst die unverpackt-Branche mittlerweile dynamisch: Der unverpackt-Verband zählt 190 bestehende Läden, etliche sind in Planung. Dass „unverpackt“ im Zentrum der Diskussion um Verpackungsreduktion angekommen ist, war auf der Biofach, der weltweit größten Messe für Biolebensmittel, unübersehbar.
„Die Branche sucht nach Lösungen für die komplexen Herausforderungen, die ‚unverpackt‘ an die Beteiligten auf allen Stufen der Wertschöpfungskette stellt,“ sagt Dr. Melanie Kröger von der HNEE. Denn das Weglassen von Verpackung ist keineswegs trivial und erfordert ein konsequentes Neudenken nahezu aller Prozesse in den Läden, aber auch bei Herstellern und Lieferanten. Knapp vier Jahre hat das Team von Prof. Jens Pape in enger Kooperation mit der Praxis die Herausforderungen des unverpackt-Konzeptes untersucht und Lösungen erarbeitet. Die im Rahmen des Projektes erstellten Wirtschaftlichkeitskennziffern etwa bieten eine sehr gute Basis für das betriebliche Controlling von unverpackt-Läden. Der Verband will diese zukünftig weiterentwickeln und für die Beratung der Läden nutzen.
Ergebnisse werden von der Praxis äußerst positiv bewertet
Marie Delaperrière, Gründerin des ersten deutschen unverpackt-Ladens in Kiel, sagt: „Diese Ergebnisse bieten konkrete und nützliche Informationen, sowohl für die Gründer als auch für bestehende Geschäfte oder andere Akteure, die das unverpackt-Thema interessiert. Es ist eine wertvolle Informationsquelle, die zur unverpackt-Bewegung beiträgt. Ich werde in meinen Seminaren und auf meiner Webseite auf diese Arbeit hinweisen.“
„Rückmeldungen wie diese zeigen, dass das unverpackt-Projekt unseren Anspruch von wirksamer Forschung und Transfer für und mit der Praxis in besonderem Maße erfüllt“, hebt Projektleiter Prof. Dr. Jens Pape hervor, der an der HNEE das Fachgebiet Nachhaltige Unternehmensführung in der Agrar- und Ernährungswirtschaft leitet.
Präsentation der Forschungsergebnisse auf der Biofach
Erkenntnisse des Projektes wurden nun im Rahmen der Biofach einem breiten Publikum vorgestellt. Auf Einladung der HNEE trafen sich unverpackt-Ladner und Hersteller von biologischen Wasch- und Reinigungsmitteln und tauschten sich zu den Herausforderungen, Lösungen und Zukunftsentwicklungen „unverpackter“ Wasch- und Reinigungsmittel aus. In einem Vortrag zusammen mit Dr. Burkhard Schaer (ECOZEPT) zu unverpackten Bio-Produkten im Fachhandel in Frankreich und Deutschland wurden der Status Quo, die Herausforderungen und die Zukunftsperspektiven des Handelsformats beleuchtet. Während in Deutschland unverpackt nach wie vor eine Nische im qualitätsorientierten Fachhandel darstellt, ist das Format im Nachbarland längst breit etabliert. Allerdings zeigt sich, dass gravierende Unterschiede, etwa was die Nutzung eigener Behälter und die üblichen Gebindegrößen, angeht. Es reicht nicht aus, bestehende Läden mit einer Spenderwand zu versehen, sind sich Pape und Kröger einig – „unverpackt“ erfordert durchdachte und neue Konzepte und Prozesse, vom Erzeuger hin zum Kunden.
Für die Zukunft plant das Team der HNEE die erfolgreiche Kooperation mit dem unverpackt-Verband weiterzuführen, die existierende Expertise im Bereich Verpackungsreduktion und nachhaltiger Lebensmitteleinzelhandel auszubauen und die Praxis bei der Professionalisierung forschend zu unterstützen. Für 2020 ist unter anderem ein Sammelband zum Thema Verpackungsreduktion im oekom-Verlag geplant.
Über das Projekt
„Der verpackungsfreie Supermarkt: Stand und Perspektiven. Über die Chancen und Grenzen des Precycling im Lebensmitteleinzelhandel“ wurde in Kooperation mit vielen unverpackt-Läden sowie dem Verein „Unverpackt e.V.“ umgesetzt. Das Projekt wurde seit 2016 von der BLE im Rahmen des Bundesprogramms ökologische Landwirtschaft und andere Formen nachhaltiger Landnutzung mit rund 500.000 Euro gefördert. Es lief im Januar 2020 aus.
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