Nachhaltige Geldanlage aus Sicht von Anlegern
„Auch bei der Geldanlage ist ökosoziales Handeln möglich“, darüber sind sich der Präsident des Ökosozialen Forums Österreich Stephan Pernkopf und der Aufsichtsratspräsident der Raiffeisen Zentralbank Österreich Erwin Hameseder einig. Mit Unterstützung der Raiffeisen Klimaschutz-Initiative (RKI) hat das Ökosoziale Forum eine Studie initiiert, die zu dem Schluss kommt, dass nachhaltige Geldanlagen beim Gros der Privatanleger positiv ankommen. Für fast 90 Prozent der Befragten sind nachhaltige Investments eine sinnvolle Alternative zu konventionellen Geldanlagen. Die Motivation dabei ist nicht die Rendite, sondern das gute Gewissen.
09.04.2015
„Es ist wichtig, das Wissen über nachhaltige Finanzprodukte zu forcieren. Die Publikation von Studienergebnissen ist dabei ein wesentliches Element. In der RKI arbeiten wir seit vielen Jahren intensiv an diesem Thema, daher war es uns ein Anliegen, die Befragung zu unterstützen“, so Andrea Weber, Geschäftsführerin der RKI.
Woran liegt es, dass nachhaltige Geldanlagen noch nicht Mainstream sind? Studienautor Benjamin Reisinger hat unter anderem genau diese Frage untersucht. Aus Sicht der AnlegerInnen sind die drei Hauptgründe mangelnde Information, Intransparenz und ein nicht klar erkennbarer Zusammenhang zwischen Geldanlage und Nachhaltigkeit. Fast 18 Prozent aller Befragten haben überhaupt noch nichts über die Möglichkeit von nachhaltigen Geldanlagen gehört. Selbst jene AnlegerInnen, die aus Überzeugung nachhaltig investieren, bemängeln die Nachvollziehbarkeit der Finanzprodukte. Ganz allgemein besteht erheblicher Informationsbedarf über nachhaltige Geldanlagen.
Privatanleger wünschen sich Regionalität
Für sechs von zehn der befragten Privatanleger stellt der regionale Bezug ein entscheidendes Kriterium bei der Geldanlage dar. Das nachhaltige Finanzprodukt soll demnach gewährleisten, dass das eigene Ersparte insbesondere zur Finanzierung von heimischen Unternehmen und Projekten verwendet wird. Das attraktivste Nachhaltigkeits-Anlagethema ist der Bereich erneuerbare Energie. Ökologisch motivierte Anlagen, wie etwa Solar- oder Windenergie, rangieren in der Beliebtheitsskala deutlich vor sozialen Themen wie Bildung oder Armutsbekämpfung. Auf der anderen Seite existieren für AnlegerInnen aber auch Ausschlusskriterien, wonach bestimmte Unternehmen, Branchen oder sogar Länder nicht unter dem Deckmantel nachhaltiger Geldanlagen gefördert werden sollen.
"Noch sind ethische Investments eine Nische"
„Es sollte keiner Anlegerin und keinem Anleger egal sein, wie mit dem ersparten Geld umgegangen wird. Je mehr private Anleger sich für ‚Anlageprodukte mit Sinn‘ entscheiden, desto schneller wird auch das Angebot steigen. Derzeit sind ethische Investments bei privaten Anlegern noch eine Nische. Das wird sich in den nächsten Jahren aber ändern, davon bin ich überzeugt. Die Nachhaltigkeitsfonds der Kapitalanlagegesellschaften im Raiffeisensektor verzeichnen jedenfalls steigende Zuflüsse und performen sehr gut“, betonte Hameseder. „Ich appelliere an alle Anleger, bei ihrer Bank aktiv nach nachhaltigen Geldanlagen zu fragen. So tun sie nicht nur ihrem Konto etwas Gutes, sondern auch der Umwelt. Das Geld liegt während des Sparens nicht nur auf der Bank, sondern es arbeitet. Ich kann entscheiden, welcher Arbeit es nachgeht und ob mit meinem Geld nachhaltige Projekte finanziert werden oder nicht. Das betrifft nicht nur den Großaktionär, sondern jeden einzelnen Sparer“, so Pernkopf abschließend.
Eine Zusammenfassung aller Ergebnisse der Studie finden Sie hier.