Ökologisch ausgerichtete Kredite - mehr Angebote als gedacht
Investmentfonds und andere Geldanlagen, die nach ökologischen, ethischen oder sozialen Kriterien ausgerichtet sind, kennt man schon länger. Solche "grünen" Investments erfreuen sich eines starken Zuspruchs. Doch wie sieht es mit dem grünen Kredit aus? Was ist darunter überhaupt zu verstehen? Und wer bietet ihn an? Damit wollen wir uns hier befassen.
30.03.2016
Grüne Kredite - Zweckbestimmung entscheidet
Eine allgemeingültige Definition, was unter einem grünen Kredit zu verstehen ist, gibt es nicht. Kredite an sich sind "wertneutral". Es geht darum, Geld gegen Zinsen für eine bestimmte Zeit zu erhalten und dann den Tilgungsmodalitäten entsprechend wieder zurückzuzahlen. Wenn Kreditvergaben "grün", "ökologisch" oder "nachhaltig" genannt werden, dann in erster Linie wegen ihrer Zweckbestimmung. In diesem Sinne dienen grüne Kredite dazu, ökologische Landwirtschaft, Anlagen für erneuerbare Energien, umweltschonende, klimaschützende oder ressourcensparende Investitionen sowie Maßnahmen für mehr Energieeffizienz zu finanzieren.
Kredite von Ökobanken
Es gibt in Deutschland inzwischen einige wenige Kreditinstitute, die sich ganz nach Ethik- und Nachhaltigkeitsstandards ausgerichtet haben und auch ihre Kreditvergabe entsprechend gestalten. Dabei handelt es sich um die
- Umweltbank, deutsche Direktbank mit ausschließlich ökologisch ausgerichteter Kreditvergabe;
- GLS Gemeinschaftsbank, die älteste und größte ethisch ausgerichtete Bank;
- Triodos Bank, die deutsche Direktbank-Niederlassung der niederländischen
- Triodos-Bankgruppe;
- Ethikbank, eine Direktbank und Zweigniederlassung der Volksbank Eisenberg.
Die Kreditkonditionen dieser Institute sind nicht zwangsläufig günstiger als bei "herkömmlichen" Kreditinstituten. Wer Kreditnehmer ist, kann sich aber sicher sein, dass "seine" Bank eine grüne Geschäftspolitik verfolgt, einen offenen und fairen Umgang mit Mitarbeitern und Geschäftspartnern pflegt und auch sonst nachhaltige Projekte fördert. Außerdem finden Kreditnehmer dort mit einem ökologischen Vorhaben tendenziell ein "offeneres Ohr" als anderswo.
Öffentliche Förderkredite - Energieeffizienz und erneuerbare Energien
In einem weiteren Sinne können auch öffentliche Förderkredite, die auf mehr Energieeffizienz und erneuerbare Energien zielen, als grüne Kredite bezeichnet werden. Auf Bundesebene ist die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) für solche Fördermaßnahmen zuständig. Daneben gibt es auf Länderebene weitere Förderinstitute mit eigenen Programmen. Die KfW stellt solche Kredite auch für Privatleute zur Verfügung. Dabei geht es fast immer um Baumaßnahmen. Hier ein Überblick:
- Programm Energieeffizient Bauen: zinsgünstige Darlehen bis 50.000 Euro mit bis zu 5.000 Euro Tilgungszuschuss für den Erwerb oder Bau von energieeffizientem Wohneigentum;
- Programme Energieeffizient Sanieren: zinsgünstige Darlehen bis 100.000 Euro mit bis zu 27.500 Euro Tilgungszuschuss für energieeffiziente Sanierung und Modernisierung von Altbauten. Für den Ersatz alter Heizungsanlagen sind Ergänzungskredite bis zu 50.000 Euro möglich. Unter bestimmten Bedingungen können auch Zuschüsse bis 30.000 Euro für Sanierungsmaßnahmen eingesetzt werden;
- Programme Erneuerbare Energien: hier werden zinsgünstige Darlehen für Photovoltaik-Anlagen und Photovoltaik-Stromspeicherung gewährt.
Der Weg zu den KfW-Förderkrediten führt immer über die Hausbank, da die Kreditanstalt generell Kredite nicht direkt vergibt. Das kann eine Ökobank, aber auch eine "normale" Bank sein.
Kreditwürdigkeit - auch beim Ökokredit
Im übrigen gelten auch bei grünen Krediten die üblichen Kriterien der Kreditvergabe. Das heißt, Kreditnehmer müssen ausreichende Bonität, die Kapitaldienstfähigkeit und Sicherheiten nachweisen. Die Kreditvergabe unterscheidet sich insofern nicht von herkömmlichen Krediten. Denn hier sind die gleichen Anforderungen an Wirtschaftlichkeit und Sicherheit zu beachten.