FinTechs: Innovationsmotoren für das Finanzwesen
FinTechs drängen derzeit mit aller Kraft auf den Finanzmarkt und wirbeln das traditionelle Bankenwesen auf. Dass sie für Banken nicht nur eine Konkurrenz darstellen, sondern die Zusammenarbeit mit ihnen großes Potenzial birgt, hat die ING-DiBa erkannt und kooperiert daher in Deutschland mit dem digitalen Vermögensberater Scalable Capital.
16.01.2018
Niedrigzins, schwaches Wirtschaftswachstum, hohe Kosten für Filialbetriebe und niedrige Aktienkurse – dies sind nur einige der Faktoren, die ein Umdenken im Bankwesen nötig machen. Auch Start-ups aus dem Finanzwesen, sogenannte FinTechs, stellen für traditionelle Bankhäuser in einigen Bereichen eine ernsthafte Konkurrenz dar und provozieren dadurch einen Strukturwandel.
Musste der Bankkunde vor einigen Jahren noch jeden Überweisungsträger per Hand ausfüllen und persönlich zur Bank bringen, so kann er heute über Digitalbanken bequem von seinem Smartphone aus sein gesamtes Bankgeschäft erledigen, sich im Internet Finanzierungsmöglichkeiten für den Immobilienkredit vermitteln lassen oder statt des klassischen Anlageberaters in einer Filialbank einen Online-Vermögensverwalter wie Scalable Capital nutzen. Diese Neuerungen wurden maßgeblich vorangetrieben durch die Arbeit von FinTechs.
Die beiderseitigen Vorzüge von Kooperationen zwischen Banken und FinTechs liegen auf der Hand: Die kapitalstarken Banken auf der einen Seite haben sich über Jahrzehnte hinweg einen Kundenstamm aufgebaut, der ihnen vertraut. FinTechs auf der anderen Seite bieten den nötigen Sachverstand der digitalen Materie, Innovationskraft und neue Serviceleistungen, die das Angebot der Banken erweitern und dadurch für Kunden attraktiver machen. Momentan konkurriert eine große Menge an FinTechs mit homogenen Leistungen auf dem Finanzmarkt miteinander – von diesen wird sich früher oder später ein Teil wieder vom Markt verabschieden. Kapital und Vertrauensvorschuss bestehender Großbanken bei ihren Kunden können entscheidend dazu beitragen, dass ein FinTech den ersten Selektionsprozess überlebt und sich langfristig auf dem Markt etabliert.
Anlagestrategie mittels Algorithmus
Die ING-DiBa ist 2017 als erster großer Akteur in Deutschland eine enge Zusammenarbeit mit einem solchen FinTech eingegangen. In Finanzkreisen gilt diese Kooperation mit dem Robo-Advisor Scalable Capital als richtungsweisend. Kunden der Direktbank können nun ihr Anlagegeschäft über Scalable Capital vornehmen. Robo-Advisor sind Plattformen, die Anlegern Anlagestrategien vorschlagen, die mithilfe eines Algorithmus berechnet werden. Die Bandbreite dieses Angebots reicht von reinen Anlageempfehlungen bis zur kompletten Vermögensverwaltung wie im Fall von Scalable Capital.
Scalable Capital verfolgt bei seiner digitalen Vermögensverwaltung einen risikobasierten Ansatz: Während des Anmeldeprozesses wird anhand eines Fragebogens zunächst die Risikoneigung der potenziellen Anleger definiert. Von dem erarbeiteten Risikoprofil ausgehend, wird dann mithilfe eines Algorithmus eine Anlagestrategie ermittelt. Die angelegten Kundengelder werden in der Folge kontinuierlich beobachtet und umgeschichtet, sobald das Portfolio in eine andere Risikokategorie überzugehen droht. Das bedeutet: Scalable Capital hält nicht die Gewichtung, sondern das ermittelte Risiko des Portfolios konstant.
Die Kooperation, die ING-DiBa und Scalable Capital eingegangen sind, ermöglicht den Bankkunden einen komfortablen Zugang zur Vermögensverwaltung. Sie zielt vor allem auf Kunden ab, die für ihre Tagesgeldkonten nur noch Minimalzinsen erhalten, aber nicht mutig genug sind, ihr Geld selbst anzulegen und sich einen professionellen Vermögensverwalter aufgrund der hohen Mindestanlagesummen bisher nicht leisten konnten. Bei Robo-Advisor mit ähnlichem Funktionsbereich ist daher vielfach von einer Demokratisierung des Anlagegeschäfts die Rede.
Laut eigenen Angaben hat Scalable Capital bereits in den ersten zwei Monaten der Kooperation knapp 7.000 Kunden der Direktbank mit einer Anlagesumme von insgesamt mehr als 150 Millionen Euro für sich gewonnen. Auf die erfolgreich bestandene Bewährungsprobe in Deutschland sollen nun Kooperationen in weiteren europäischen Ländern folgen.