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Wie schneidet Ihre Bank im Fair Finance Guide 7.0 ab?

Fair Finance Guide 7.0: Viele Banken bessern ihre Nachhaltigkeitsrichtlinien verfügen aber häufig über zu schwache beziehungsweise ungenügende Richtlinien zur Bekämpfung des Klimawandels.

03.04.2023

Wie schneidet Ihre Bank im Fair Finance Guide 7.0 ab?
Frankfurter Bankenviertel

Zum siebten Mal überprüft der von der Berliner NGO Facing Finance koordinierte Fair Finance Guide Deutschland (FFG) ob beziehungsweise wie deutsche Banken und Sparkassen Menschen- und Umweltrechte beachten. In Kooperation mit dem SÜDWIND Institut und der Verbraucherzentrale Bremen überprüft der FFG die veröffentlichten Selbstverpflichtungen von 19 Geldinstituten anhand von 286 Kriterien aus 14 Themen und Sektoren in Bezug auf deren Übereinstimmung mit internationalen Nachhaltigkeitsstandards. Untersucht wurden die Themen Klimaschutz, Korruption, Geschlechtergleichheit, Menschen- und Arbeitsrechte, Natur & Umwelt, Steuern und Transparenz sowie die Sektoren Rüstung, Nahrungsmittel, Forstwirtschaft, Bergbau, Öl und Gas und Energieerzeugung.

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Ziel des Fair Finance Guide ist es, für Bankkundinnen und Bankkunden mehr Transparenz und Vergleichbarkeit in Bezug auf die soziale und ökologische Bilanz deutscher Banken herzustellen und im Dialog mit Banken deren Richtlinien zu verbessern.

„Immer mehr Kundinnen und Kunden wünschen sich einen Finanzdienstleister, der Nachhaltigkeit priorisiert. Es ist daher erfreulich zu sehen, dass einige Banken aus NRW gut abschneiden beziehungsweise sich teils deutlich verbessert zeigen“, sagt Christiane Overkamp, Geschäftsführerin der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen, die den Fair Finance Guide Deutschland mit Schwerpunkt in Nordrhein-Westfalen fördert.

Die besten Bewertungen erhalten zum wiederholten Mal die Nachhaltigkeitsbanken GLS Bank (94 Prozent), EthikBank (92 Prozent) und die Neueinsteigerin Tomorrow (91 Prozent). Aber auch die KD-Bank (90 Prozent), die niederländische Triodos Bank (88 Prozent) und die Pax-Bank (83 Prozent) erreichen wieder den grünen Bereich (80 Prozent +).

„Ein intensiver und konstruktiver Dialog mit Banken ist unverzichtbar, denn nur so können wir als Zivilgesellschaft regulatorischen Defiziten entgegenwirken und Banken dauerhaft für mehr Nachhaltigkeit in ihren Anlage- und Finanzierungsentscheidungen gewinnen“, sagt Kleopatra Partalidou, Projektkoordinatorin des Fair Finance Guide Deutschland.

„Es ist erfreulich zu sehen, dass der Dialog mit den Banken zur Verbesserung der Nachhaltigkeitsrichtlinien beiträgt. Doch gerade konventionelle Banken müssen aufhören in konfliktbehaftete Geschäftsmodelle wie Waffenexporte bzw. menschenrechtsverletzende und klimaschädigende Unternehmen zu investieren“, fordert Thomas Küchenmeister, geschäftsführender Vorstand der NGO Facing Finance, die den Fair Finance Guide Deutschland koordiniert.

In Stichproben konnten für die Deutsche Bank (55), die ING (44) und die DekaBank (27) die größte Anzahl kritischer Finanzbeziehungen zu Rüstungsproduzenten festgestellt werden, sowie zu menschenrechtsverletzenden Unternehmen aus verschiedenen Sektoren die in unserem Bericht Dirty Profits 9: How much Pain for Corporate Gain? kritisiert werden.

Zwar haben sich laut FFG Analyse die Gender-Richtlinien im Durchschnitt gegenüber dem Vorjahr leicht verbessert (plus sieben Prozentpunkte), doch weisen diese bei den meisten Banken immer noch die größten Defizite auf.

„Auch im Sektor Öl und Gas schneidet die überwiegende Mehrheit der konventionellen Banken in Deutschland immer noch sehr schwach ab, indem sie u.a. Unternehmen mit Öl- und Gasexpansionsplänen nicht von ihren Finanzierungen und Investitionen ausschließen, was in direktem Widerspruch zu den Zielen des Pariser Abkommens steht“, beklagt Kleopatra Partalidou, Projektkoordinatorin des Fair Finance Guide Deutschland.

„68 Prozent der bewerteten Banken haben noch sehr schwache oder sogar ungenügende Richtlinien zur Bekämpfung des Klimawandels. Sie versäumen es effizient aus fossilen Brennstoffen auszusteigen und glaubwürdige Klimastrategien zu entwickeln. So verschleppen sie den für alle Verbraucher und Verbraucherinnen immer dringlicheren Wandel hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft und Wirtschaft“, kommentiert Dr. Annabel Oelmann, Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen.

„Die Mehrzahl der bewerteten Banken erhält weiterhin weniger als 50 Prozent möglicher Punkte in den Bereichen Menschen- und Arbeitsrechte. Zwar haben sechs Banken umfassende Policies und Prozesse implementiert, aber elf Institute, darunter alle großen Banken, haben bislang unzureichende Maßnahmen ergriffen. Wenn Banken aber Kredite oder Investitionen nicht ausreichend nach menschen- oder arbeitsrechtlichen Risiken prüfen, erfassen sie auch nicht, ob ihre Services schwere Menschenrechtsverletzungen wie Kinder- oder Sklavenarbeit finanzieren. Dass sich die FFG-Bewertung hier über die Jahre nicht grundlegend verbessert hat, zeigt, dass die Politik Abhilfe schaffen muss: Der Finanzsektor muss im kommenden Europäischen Lieferkettengesetz unbedingt einbezogen werden,“ fordert Ulrike Lohr vom SÜDWIND Institut.

Hier finden Sie die Bewertung und die Reaktionen der Banken auf die Bewertung durch den Fair Finance Guide.

Die Überprüfung von Banken des Fair Finance Guide Deutschland mit Schwerpunkt in Nordrhein-Westfalen wurde unter anderem unterstützt durch die Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen und die schwedische Entwicklungsagentur Sida.

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung wiedergibt.

Quelle: UD/pm
 

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