Geldanlage

Umwelteffizienz von Unternehmen in Euro gemessen

Ob Wasser oder CO2 - die Rohstoffe der Natur sind begrenzt und wertvoll. Doch wie gehen Unternehmen damit um? Wissenschaftler haben die Umweltperformance von 65 europäischen Industrieunternehmen untersucht und dabei die Logik des Kapitalmarktes angewandt. Fazit: Wert schafft ein Unternehmen nur, wenn es eine ökologische Ressource effizienter als die Vergleichsgruppe einsetzt.

05.05.2006

BMW setzt seine Umweltressourcen siebenmal effizienter ein als FIAT. Die Heidelberger Druckmaschinen AG wirtschaftet immerhin über zweieinhalb Mal öko-effizienter als der schwedische Maschinenbauer SKF. Die Mineralölkonzerne BP und Shell erreichen dagegen nicht einmal ein Fünftel der Effizienz, mit der die Umweltressourcen in den 15 alten EU-Mitgliedsstaaten (EU 15) durchschnittlich eingesetzt werden. Oder anders ausgedrückt: Mit den Umweltressourcen von BP oder Shell würden selbst durchschnittlich öko-effiziente Unternehmen in der EU 15 jedes Jahr über 100 Mrd. Euro mehr Bruttoinlandsprodukt erzielen.

Zu solch klaren monetären Aussagen über die Umweltleistung von Industrieunter­nehmen kommt die von der EU kofinanzierte ADVANCE-Studie, die jüngst in Frankfurt/Main vom IZT - Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung - vorgestellt wurde. Damit ist es Wissenschaftlern erstmals gelungen, die Umweltperformance von Unternehmen genauso in Geldgrößen auszudrücken, wie es bei der Wirtschafts- und Finanzleistung seit Jahrzehnten üblich ist. Frank Figge, Professor am SDRC im schottischen Forres, betont: „Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich, welche Unternehmen unsere knappen Umweltressourcen so einsetzen, dass aus der Umweltbelastung möglichst viel Wirtschaftsleistung erzielt werden kann. Die beträchtlichen Unterschiede innerhalb der Branchen machen offenkundig, welche Unternehmen beim Umgang mit ökologischen Ressourcen großen Nachholbedarf haben.“

Die grundlegende Logik des Sustainable-Value-Ansatzes ist einfach: „Ein Unterneh­men schafft mit einer ökologischen Ressource, wie z.B. Wasser, nur dann Wert, wenn es mit der eingesetzten Ressourcenmenge mehr Ertrag erzielt als andere Unternehmen“, erläutert der Umweltwissenschaftler Tobias Hahn. Ein Beispiel: Henkel setzte im Jahr 2003 rund 9,3 Mio. m³ Wasser ein und erzielte damit eine Bruttowertschöpfung von rund 2,9 Mrd. Euro. Unternehmen der EU 15 im Durchschnitt hätten mit dieser Menge Wasser nur eine Bruttowertschöpfung von rund 380 Mio. Euro erzielt. Im Vergleich zum EU-15-Durchschnitt schafft Henkel daher einen Mehrwert von rund 2,5 Mrd. Euro.

Unter den 65 bewerteten Unternehmen sind 11 deutsche Unternehmen. So ist BMW der öko-effizienteste Automobilhersteller in Europa und schaffte im Jahr 2003 einen Sustainable Value von rund 9,5 Mrd. Euro. BMW setzt seine Umwelt­ressourcen fast viermal effizienter ein als die EU 15 im Durchschnitt. Volkswagen dagegen wirtschaftet nur knapp öko-effizienter als der EU-15-Durchschnitt. Damit landet VW innerhalb des Automobilsektors auf dem vorletzten Platz.

Andere deutsche Unternehmen schneiden in der Untersuchung recht gut ab. Schering wirtschaftet mit seinen ökologischen Ressourcen ähnlich effizient wie BMW und setzt diese fast viermal effizienter ein als der EU-15-Durchschnitt. Die Heidelberger Druckmaschinen AG liegt an der Spitze der untersuchten Maschi­nenbauunternehmen. Aber auch die MAN AG erzielt ein positives Ergebnis, da sie im Jahr 2003 mit ihren Umweltressourcen einen positiven Sustainable Value von rund 2,9 Mrd. Euro schaffte. Es erbringen jedoch nicht alle untersuchten deutschen Unternehmen einen positiven Sustainable Value. BASF erzielte im Jahr 2003 z.B. einen negativen Sustainable Value von –13,9 Mrd. Euro und setzte seine Umweltressourcen nur etwa halb so effizient ein wie der EU-15-Durchschnitt. Hier schlägt sich nieder, dass die Chemiebranche sehr ressourcenintensiv ist. Im Vergleich mit BASF stehen andere europäische Chemieunternehmen wie z.B. die deutsche Celanese AG oder Kemira aus Finnland noch deutlich schlechter da. Das Unternehmen, das insgesamt seine Umweltressourcen im Jahr 2003 am effizientesten einsetzte, ist Airbus – nämlich viereinhalb mal effizienter als die EU 15 im Durchschnitt. Dies betrifft jedoch nur die Herstellung und nicht die Nutzung von Flugzeugen. Die schlechtesten Ergebnisse erzielen durchweg Unternehmen aus den Bereichen Energieversorgung und Öl & Gas wie die eingangs erwähnten Konzerne BP und Shell.

Die Autoren der Studie kamen unfreiwillig noch zu einem weiteren Ergebnis. Dazu Dr. Tobias Hahn: „Die Zahl der europäischen Industrieunternehmen, die überhaupt verlässliche Umweltzahlen veröffentlichen, ist immer noch erschreckend gering.“

Top 5

 Rang Unternehmen  
EVK   
Sustainable Value
1       
Airbus           
 4,5:1
4.979.414.025 €
2 Novonordisk  4,4:1  1.803.753.359 €
3 Goranje  4,3:1     173.345.874 €
4 BMW  3,9:1  9.510.633.231 €
5 Schering  3,8:1  1.856.454.221 €


Flop 5

 Rang Unternehmen EVK   
   Sustainable Value
65       
MVM            1:188,3 - 49.084.322.299 €
64
Unipetrol  1:40    - 9.494.288.327 €
63 Union Fenosa  1:29,7  - 56.413.585.743 €
62
ERG  1:27,9  - 13.934.166.613 €
61
Slovnaft  1:26,1    - 5.612.746.855 €


Quelle: ADVANCE-Studie 2006

Quelle: UD
 
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