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Analyse des neuen Dow Jones Sustainability Index

Der Dow Jones Sustainability Index (DJSI), weltweit eines der führenden Verzeichnisse nachhaltiger und börsennotierter Unternehmen, wurde neu zusammengestellt. Dabei gab es einige handfeste Überraschungen: Die Handysparte etwa ist unter Druck, so flogen etwa Ericsson und Nokia aus dem europäischen Stoxx-Index. Dagegen schafften andere den Aufstieg: Etwa L´Oreal dank der Übernahme vom nachhaltigen Vorzeigeunternehmen The Body Shop.

13.09.2006

Insgesamt gab es bei der Neuzusammensetzung der DJSI-Indices viel Bewegung: Aus dem weltweiten Verzeichnis „DJSI World“ schieden 36 Unternehmen aus, 46 kamen neu hinzu. Im Europäischen Index „DJSI STOXX“ schieden 16 aus, 26 kamen neu hinzu. Die nordamerikanische Variante „DJSI North America“ verzeichnet 17 Neuzugänge und 13 Abgänge. Das Schweizer Ratingunternehmen SAM hatte in den Monaten zuvor wieder eine große Zahl Blue Chips-Unternehmen auf ihre ökonomische, ökologische und soziale Performance hin untersucht. Dazu zählten auch Aspekte wie Risiko-Management, Corporate Governance, Markenbildung, Klimaschutz oder Arbeitsbedingungen und Zulieferkette.

Zu den Aufsteiger des Jahres im europäischen STOXX-Index zählen auch die Deutsche Post, Puma, Vodafone und Renault. Ausgeschieden sind neben den besagten Handyherstellern auch eine Reihe Luxusmarken wie etwa Christian Dior und Luis Vutton Moet Hennessy, sowie der  deutsche Handelskonzern Metro. In den „World-Index“, der wesentlich mehr Börsenwerte umfasst, schafften es in diesem Jahr einige namhafte neue Vertreter wie etwa Dow Chemicals, TUI, Lufthansa und Cisco. Rausgeflogen aus der Weltliga sind dagegen Kodak, Colgate-Palmolive, Ford, Goldman Sachs, Lafarge und Motorola. Weiterhin und traditionell dabei sind aus Deutschland Werte wie Adidas, Bayer, die HVB, Deutsche Bank, RWE und Siemens. Aus der Schweiz sind unter anderem weiterhin vertreten ABB, Ciba, Holcim, Swisscom und Novartis. Aus Österreich wird weiterhin kein Titel in dem nachhaltigen Index gelistet.

Zu den Aufsteigern des Jahres zählt sicher auch die Lufthansa: sie sicherte sich nicht nur ihren Platz im europäischen Index, sondern schaffte auch den Wiederaufstieg in die Weltliga. Henkel und Hochtief aus Deutschland oder Geberit und die Sulzer Ag aus der Schweiz schafften dagegen die Aufnahme im europäischen Verzeichnis, nicht jedoch im weltweiten Index. Von den im STOXX geschassten Werten können übrigens einige aufatmen: So etwa die beiden Handyhersteller Nokia aus Finnland und Ericsson aus Schweden, denn sie sind weiterhin im weltweiten Index „DJSI World“ vertreten.


Viel Übereinstimmung mit global21

Auch in diesem Jahr hat der DJSI wieder einige Unternehmen als besonders herausragend eingestuft und zu Branchenführern ernannt. Diese sogenannten „Supersector Leaders“ bilden die Spitze der nachhaltigen Akteure weltweit. Hier gab es viele Übereinstimmungen zur Einschätzung und der damit verbundenen Berichterstattung unseres nachhaltigen Investmentmagazins „global 21“: So schafften etwa die BMW Group und Westpac die Spitzenplätze bei der Automobilbranche resp. dem Bankengewerbe sowie Holcim und 3M im Bau- und Industriesektor: Jeweils Unternehmen, die immer wieder auch in den Berichten von global21 als vorbildlich herausgehoben wurden. Aber auch unterhalb der „Supersector Leaders“ hoben die global21-Analysen schon im Vorfeld aufstrebende Titel hervor wie etwa Vodafone, die Deutsche Post oder L´Oreal. Einzig bei Norsk Hydro war unsere Sicht kritischer. Bei Nokia dagegen fiel die global21-Einschätzung positiver aus. Eine Ansicht, die auch der DJSI in seinem Welt-Index teilweise nachvollzieht.

Bedeutung für Finanzmärkte

Die Neuzusammensetzung der Indices hat in der Finanzwelt traditionell eine hohe Bedeutung: Investmentgesellschaften in 14 Ländern rund um den Erdball orientieren sich in ihrer Anlagestrategie an den Bewertungen des DJSI. Derzeit sind etwa fünf Milliarden US-Dollar direkt an den Index gekoppelt. Das sind 30 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. „Der Markt für nachhaltiges Investment hat in den letzten zwölf Monaten nochmals einen bedeutenden Schritt nach vorne gemacht,“ meint Alexander Barkawi, Managing Director der SAM Indices. „Neue Nachhaltigkeitsmandate von Pensionsfonds, ein wachsendes Interesse bei Stiftungen und ein aufstrebender SRI-Markt bei der privaten Vermögensverwaltung sind hierfür Beispiele. Die wachsende Besorgnis bei kurzfristige Anlagestrategien wird dieser Entwicklung weiteren Schub geben,“ ist der Schweizer zuversichtlich. Auch sein Kollege Lars Hamich, vom europäischen  Indexanbieter STOXX Ltd. Beurteilt den Markt ähnlich: „In den letzten Jahren haben wir nicht nur ein wachsendes Interesse an nachhaltigem Investment erlebt, sondern auch eine zunehmende Nachfrage nach Indices, die andere Gewichtungsfaktoren für die Marktkapitalisation gebrauchen.“

Globale CSR-Trends

Insgesamt kommt der DJSI zu der Bewertung, dass das Niveau der nachhaltigen Akteure gestiegen ist. Vor allem beim Wettbewerb um die Branchenführerschaft sind der Kampf härter und die Abstände geringer geworden. Große Diskrepanzen gibt es allerdings noch bei der Einbindung des Themas Risikomanagement: Nur wenige Unternehmen verfügen bisher über eine klar skizzierte Risikolandkarte, adäquate Stresstests oder Sensitiv-Analysen. Großen Wert legen alle Akteure auch auf den Schutz und den Ausbau ihrer Marken. Werte und Wertzuwächse lassen sich allerdings noch immer oft nur unzureichend messen.
 
Darüber hinaus gibt die Analyse des DJSI einen wichtigen Einblick in stand und Tendenzen beim Nachhaltigkeitsmanagement (CSR) vieler Unternehmen: Ein Trend ist demnach eine stärkere Orientierung an Industriespezifischen Managementlösungen. Immer mehr Unternehmen erkennen den Sinn individualisierter Lösungen wie etwa bei Bleichmitteln in der Papierindustrie an, statt nur auf generelle Themen zu setzen. Eine wachsende Bedeutung kommt auch dem Thema Klimawandel zu. Immer mehr Unternehmen erkennen, dass dies auch Auswirkungen auf ihr ureigenstes Geschäftsfeld haben wird. Großkonzerne berücksichtigen dies teilweise daher schon heute bei ihren Geschäftsstrategien und anstehenden Mergers & Akquisitionen. Positiv sei nach Einsachätzung der Schweizer Analysten, dass der Klimawandel zunehmend nicht mehr nur als Risiko begriffen wird, sondern neue Produkte und Dienstleistungen hervorbringt, die positive Wirkung haben können. Neue Geschäftsfelder eröffnen sich auch in den aufstrebenden Märkten des Südens. Die „Entwicklungsländer“ werden nicht mehr nur als Werkbank, sondern immer öfter auch als Absatzmarkt erkannt. Die Mobilfunkbranche ging hier mit Low-Budget-Handys und entsprechenden Tarifen voran. Mittlerweile folgen andere, gerade aus dem Konsumgüterbereich, mit ebenfalls angepassten Produkten und preisen.

 
Neu im DJSI STOXX (Auswahl) Nicht mehr im DJSI STOXX (Auswahl)

Deutsche Post
Fraport
Fresenius
Puma
Vodafone
L´Oreal
Renault

Christian Dior
Metro
Nokia
Ericsson
LVMH
Schneider Electric
Skanska AB


Branchenführer („Supersector Leaders 2006/2007“)

BWM (Automobil)
Westpac (Banken)
Norsk Hydro (Exploration)
DSM NV (Chemie)
Holcim (Bau)
Sodexho (Tourismus)
Statoil (Öl&Gas)
Investa (Finanzdienstleistungen)
Unilever (Nahrung)
Novartis (Gesundheit)
3M (Industrie)
Allianz (Versicherungen)
ITV (Medien)
Procter & Gamble (Konsumgüter)
Kesko (Handel)
Intel (Technologie)
BT (Telekommunikation)
Veolia (Versorgung)
 

Quelle: UD
 
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